Viersen Hausbesitzer nehmen Tauben ins Visier

Viersen · Hat die Stadt zu viele Tauben übersehen? Vermieter in der City klagen über eine Taubenplage über den Dächern.

Die Taubenfrage in der Viersener Innenstadt entwickelt sich zum Streitfall zwischen Immobilien-Besitzern und der Stadt. Nun nehmen Hausbesitzer in der Innenstadt die Vögel aufs Korn und haben festgestellt, dass es in der City wesentlich mehr Tiere geben soll, als vom Ordnungsamt angegeben. Dr. Winfried Tackenberg hat von seinem Dachgeschoss aus auf dem Kaiser-Eck (Rathausgasse) gezählt und kam auf 74 Tauben.

Er hat die Tiere auf dem Dach der Bibliothek, auf weiteren Hausdächern und deren Hinterlassenschaften in der Innenstadt dokumentiert: Mülleimer, Sitzbänke, Brunnen und Fenster voller Taubendreck, Ecken mit ausgestreutem Taubenfutter. "Wir werden das Problem systematisch angehen und wollen es lösen. Man muss doch etwas für die gute Stube seiner Stadt tun", fordert Tackenberg von der Verwaltung und kündigte einen entsprechenden Bericht in der nächsten Sitzung des Ordnungsausschusses an.

Im Ausschuss hatte sich in der letzten Sitzung bereits ein Streit über die Tauben in der Innenstadt entzündet. Es ging vor allem um die Frage, ob die Tiere getötet werden dürfen oder ob die Population mit Taubenhäusern außerhalb des Ortskerns verkleinert werden soll.

Dafür hatte das Ordnungsamt in der City Tauben gezählt: Am Remigiusbrunnen (zwölf Tiere), an der Hauptstraße (elf bis 15) und Rathausgasse (fünf bis sieben) kamen die Taubenfahnder nur auf etwa 30 Tiere — das reicht für ein Taubenproblem, ist aber zu wenig für eine offizielle Plage. Das sehen die Hausbesitzer in der Innenstadt nun anders.

Die Behörde mahnt nun zur Geduld. "Es wundert mich nicht, dass Herr Tackenberg zu anderen Zahlen kommt. Unsere Zählung war auf die Fußgängerzone beschränkt", sagte Ordnungsamtschef Thomas Ricker.

"Wir haben ein Taubenproblem, keine Frage. Aber wir warten erst die rechtliche Lage ab." Und die ist verzwickt. Derzeit läuft vor dem Oberverwaltungsgericht in Hessen ein Verfahren, in dem ein Falkner durchsetzen will, dass er Tauben fangen und gegebenenfalls auch töten darf. "Die Entscheidung des Gerichts ist im Moment viel spannender als weitere Zählungen", sagt Ricker. Ob das Gericht bis zur nächsten Sitzung des Ausschusses im Februar 2013 schon eine Entscheidung getroffen hat, ist unklar.

Dennoch will die Immobilien- und Standortgemeinschaft Viersen, die Tackenberg vertritt, die Taubenfrage in dieser Sitzung noch einmal diskutieren. Die Initiative fordert einen Mix an Maßnahmen: An allen Häusern sollen die Möglichkeiten von Nistplätzen beseitigt werden, die Stadt soll rigoroser gegen Leute vorgehen, die Tauben füttern — was verboten ist, aber trotzdem passiert. Und die Stadt soll Taubenhäuser bereitstellen und in Schuss halten. "Die Taubenplage ist eine Gemeinschaftsaufgabe", sagt Tackenberg.

(RP/rl)
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