Doppelmord Hassels: Todesschütze gesteht

Düsseldorf · Kehrtwende vor dem Landgericht: Am Montag brach ein 23-jähriger Aushilfskoch sein Schweigen und hat alle Vorwürfe gestanden. Er gab zu, vor einem Jahr als getarnter Paketbote einen Rentner (82) und dessen Tochter (39) in deren Wohnung in Hassels durch Kopfschüsse getötet zu haben.

Doppelmord in Hassels ist aufgeklärt
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Der Schütze sagte: Ein 56-jähriger Bekannter habe ihn nicht nur angestiftet, sondern sogar zu der Bluttat gezwungen — sonst werde die Familie des 23-Jährigen ausradiert. Was der Täter damals angeblich nicht ahnte: Es war die Stieffamilie des Auftraggebers, die er beseitigt hatte. Hintergrund soll ein Erbstreit gewesen sein, bei dem es angeblich um eine Million Euro ging.

Stille herrschte im Gerichtssaal, als die Anwältinnen des Angeklagten gestern in schriftlichen Erklärungen seinen Lebensweg erläuterten und auch schreckliche Details der Bluttat von der Altenbrückstraße schilderten. "Ich möchte jetzt die ganze Wahrheit erzählen", begann das Geständnis. Einen Bekannten (56), der in einer Ortschaft nahe Fulda ein Bordell betrieb, habe er "faszinierend" gefunden und als Aushilfe für ihn gearbeitet.

Dann aber habe der Mann (ein Ex-Schulkamerad vom Vater des Angeklagten) den drogensüchtigen 23-jährigen immer weiter und tiefer in kriminelle Geschäfte verstrickt. Und ihn zuletzt für 3000 Euro mit der Ermordung eines Düsseldorfers und dessen Tochter beauftragt. Mit dem Auftraggeber sei er nach Düsseldorf gefahren. Doch im letzten Moment habe er (trotz genauer Anweisungen und ausgestattet mit einem Pseudo-Postpaket samt Klebeband sowie einer Schusswaffe mit Schalldämpfer) die Tat "nicht machen" können. Der Drahtzieher habe aber sofort gedroht, "dass er dann an meine Familie geht".

In "totaler Angst" habe er als angeblicher Paketbote geklingelt, die 82-jährige Mutter wie geplant ins Bad gesperrt, Vater und Tochter ins Schlafzimmer dirigiert, wo sie sich mit Klebeband gegenseitig fesseln mussten. "Zuerst habe ich dem Mann in den Hinterkopf geschossen. Zweimal." Die Tochter habe "geheult, geschrien und gewimmert: Papa, lebst du noch?" Dann habe er die Frau erschossen, die Patronenhülsen (bis auf eine) sofort eingesammelt. Zurück am Auto des Drahtziehers habe er sich fast übergeben müssen. Dass die Opfer dessen Stiefvater und Stiefschwester waren, dass sie die Enterbung des 56-Jährigen planten und dafür sterben mussten, "habe ich nicht gewusst", so der Todesschütze. Zunächst war auch der 56-jährige Bordellbetreiber mit angeklagt. Doch nach Problemen bei einer Herz-OP in der U-Haft gilt er als nicht verhandlungsfähig. Gegen ihn wird ab November gesondert verhandelt.

(RP)
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