Ein Hashtag und seine Folgen „Ich lebe von Hartz IV, und es reicht einfach nicht“

Düsseldorf · Mit einem wütenden Twitter-Beitrag über ihre prekären Lebensverhältnisse hat die Niederrheinerin Anni W. eine Kampagne losgetreten. Durch den enormen Zuspruch fühlt sie sich ermutigt, sich öffentlich für einen besseren Umgang mit Armutsbetroffenen einzusetzen.

 Armutsbetroffene kritisieren, dass zu wenig Wege aus Hartz IV hinausführen.

Armutsbetroffene kritisieren, dass zu wenig Wege aus Hartz IV hinausführen.

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Angst vor der Armut treibt derzeit viele Menschen um, die angesichts von Energiekrise und Inflation nicht mehr wissen, wie sie morgen ihre Rechnungen bezahlen sollen. Anni W. weiß das schon so lange nicht mehr, dass sie keine Angst mehr vor der Armut hat, sondern davor, auf ewig darin gefangen, für immer arm zu sein. Ihre Angst hat sich erst in Wut verwandelt und nun in Kampfgeist. Vor zwei Monaten machte die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern ihrem Ärger auf der Nachrichtenplattform Twitter Luft. Unter dem Hashtag „IchBinArmutsbetroffen“ schrieb sie als @Finkulasa: „Hi, ich bin Anni, 39 und habe die Schnauze voll! Ich lebe von Hartz IV, und es reicht ganz einfach nicht!“ Die Resonanz war so überwältigend, dass Anni W. heute so etwas wie eine Botschafterin für alle Armutsbetroffene geworden ist, in Talkshows und mit Flashmobs für ihre Sache streitet. Sie will das Thema sichtbar machen. Überall in Deutschland gehen inzwischen Menschen auf die Straße, um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. „Es hat sich gezeigt, dass ich nicht alleine bin“, sagt die Niederrheinerin. „Tatsächlich sind wir sogar zu viele – und ich will versuchen, das zu ändern.“