Militante Rodungsgegner Polizei entdeckt Tunnel im Hambacher Forst
Militante Rodungsgegner haben Verteidigungsanlagen angelegt. Das Innenministerium bereitet einen langfristigen Großeinsatz vor.
Die Polizei stellt sich auf einen harten und langen Einsatz im Zusammenhang mit den geplanten Rodungen im Hambacher Forst ein. In dem Waldstück wurden ausgeklügelte, von den Gegnern der Abholzung angelegte Tunnelsysteme entdeckt. Der Einsatz werde voraussichtlich bis einen Tag vor Weihnachten dauern, heißt es in einem Erlass des NRW-Innenministeriums, in den unsere Redaktion Einblick nehmen konnte. Bis dahin müssten alle zur Verfügung stehenden Kräfte der Bereitschaftspolizei, der polizeilichen Alarmeinheiten sowie Polizeiärzte und medizinisches Personal zur Verfügung stehen. Urlaub und Dienstbefreiungen dürften in diesem Zeitraum nur in begründeten Ausnahmefällen erteilt werden.
Zur Entlastung sollen zudem bis zum 2. Januar landesweit Schwerpunkteinsätze der Bereitschaftspolizei (etwa in Problemvierteln oder gegen Einbrecher) ausgesetzt werden. Darüber hinaus strebe man eine längerfristige Unterstützung von Polizeikräften aus anderen Ländern und des Bundes an, heißt es in einem Einsatzbefehl des Innenministeriums, der an alle Polizeibehörden des Landes ergangen ist.
Damit bereiteten sich die Sicherheitsbehörden auf den größten Polizeieinsatz in NRW seit Langem vor, heißt es in Polizeikreisen. „Sobald die Rodungen losgehen, könnte dies Ausmaße annehmen wie bei den heftigen Anti-Atom-Ausschreitungen in Brokdorf, Wackersdorf und Gorleben in den 70er und 80er Jahren“, sagte ein leitender Beamter.
Wann die Fällarbeiten beginnen, steht noch nicht fest. Voraussichtlich aber nicht vor dem 14. Oktober. Solange will der Energiekonzern RWE auf eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster über die Rechtmäßigkeit der Abholzung warten. Aber bereits am Samstag könnte es im Hambacher Forst zu massiven Konfrontationen zwischen Wald-Besetzern und der Polizei sowie den privaten Sicherheitskräften von RWE kommen. Die Aktivisten kündigten ein „Wochenende des Widerstands“ an.
Zuvor war die Polizei im Hambacher Forst auf die Tunnelsysteme gestoßen, die die Aktivisten angelegt haben. Internen Polizeiakten zufolge liegen sie in vier Meter Tiefe und sind über gut ausgebaute Einstiegslöcher zu erreichen. „Sie dienen den Aktivisten als Rückzugsort, als Schlafstätte, Versteck und vermutlich auch Schmuggelroute, um Waffen und Krawallmacher in den Forst zu bringen“, sagte ein anderer leitender Polizist.
Wie viele solcher Tunnel es gibt, weiß die Polizei nicht. Die Sicherheitsbehörden vermuten aber eine höhere Zahl, da die Besetzer sechs Jahre Zeit gehabt hätten, diese anzulegen. „Die Tunnel erinnern an die unterirdischen Anlagen während des Vietnamkriegs“, so der Polizist. „Dadurch können wir wie aus dem Nichts angegriffen werden.“ Zudem hat die Polizei im Forst auch Erdlöcher und Waffendepots gefunden, in denen Zwillen und Molotowcocktails gelagert wurden.
Den Sicherheitsbehörden liegen Erkenntnisse vor, wonach sich gewaltbereite Linksextremisten aus ganz Europa auf den Weg zum Hambacher Forst machen. Die Bahnhöfe in Köln und Bonn stehen deshalb schon jetzt unter besonderer Beobachtung der Sicherheitsbehörden, um mögliche Gewalttäter zu identifizieren.
UPDATE: Die Aachener Polizei hat inzwischen per Twitter abgestritten, Erkenntnisse über Tunnelsysteme im Hambacher Forst zu haben. Die Angaben in unserem Bericht würden nicht von der Polizei Aachen stammen. Wir bleiben indes bei unserer Darstellung, die wir aus mehreren unabhängigen Quellen bestätigt sehen. Hier finden Sie eine ausführliche Erklärung zu unseren Recherchen.