Räumung im Hambacher Forst Mitarbeiter und Zulieferer von RWE werden von Linksextremisten bedroht
Kerpen · Massive Proteste begleiten die Räumung des letzten Baumhausdorfes im Hambacher Forst - zuletzt besetzten Greenpeace-Aktivisten die Staatskanzlei. Mitarbeiter von RWE werden aktuell von Linksextremisten beschimpft und bedroht.
Es ist kurz nach neun Uhr am Donnerstagmorgen, als Aktivisten von Greenpeace vor dem Eingang zur Staatskanzlei ein Transparent von einem Vordach runterlassen. „Reden statt roden“, steht darauf. Die Botschaft ist an den Hausherren gerichtet, an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). 30 bis 40 Umweltschützer dringen durch die Vordertür ins Foyer ein und bauen drei Zelte auf. Sie wollen mit Laschet persönlich sprechen. Dazu kommt es nicht. Nach einem Gespräch mit Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski verlassen sie friedlich das Gebäude. „Nun erwarten wir eine Antwort des Ministerpräsidenten bis spätestens Anfang nächster Woche“, sagt ein Greenpeace-Sprecher anschließend. Greenpeace wirft Laschet vor, nichts zu tun, um die schärfer werdende Auseinandersetzung rund um den Hambacher Forst politisch zu lösen.
Indes gingen die Räumungsarbeiten in dem kleinen Waldstück bei Kerpen weiter. Dabei verletzte sich eine Waldbesetzerin beim Sturz von einer einer Leiter. Die Frau war Angaben zufolge von einem Baumhaus auf die Leiter getreten, um Kranarbeiten im Zusammenhang mit den Räumungen in dem Wald zu beobachten. Dabei stürzte sie aus etwa sechs Metern Höhe ab. Die Feuerwehr Kerpen erklärte, die Frau sei nach medizinischer Versorgung vor Ort in ein Krankenhaus gebracht worden.
RWE-Chef Rolf Martin Schmitz kritisierte die Waldbesetzer im Hambacher Forst scharf. „Wer illegal den Wald besetzt und unsere Mitarbeiter mit Fäkalien bewirft, ist für mich kein Aktivist. Das ist ein Straftäter“, sagte der Manager dem „Handelsblatt“. Mitarbeiter von RWE, die rund um den Forst tätig sind, sollen immer wieder beschimpft und bedroht werden. „Es ist mittlerweile normal, dass die sogenannten Aktivisten die Nummernschilder an den Autos und Fahrzeugen unserer Mitarbeiter abfotografieren und in sozialen Netzwerken veröffentlichen“, heißt es aus Konzernkreisen. Zudem gebe es Drohungen und Beschimpfungen per Mail und am Telefon. Das gelte auch für Mitarbeiter von Zulieferfirmen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter ist offen dazu aufgerufen worden, Betreibe, die etwa Hebebühnen stellen, telefonisch unter Druck zu setzen und sie aufzufordern, ihre Geräte zurückzuziehen. Selbst der Pressesprecher der Stadt Kerpen soll am Telefon bedroht worden sein.
Die kriminellen Absichten eines Teils der Aktivisten wird auf der Webseite „indymedia.org“ deutlich. Dort wird offen zu „dezentralen Aktionen“ gegen Behörden und Firmen aufgerufen, die mit der Räumung des Hambacher Forsts zu tun haben sollen. Die Seite veröffentlicht „Informationen über mögliche Angriffsziele“. Genannt wird unter anderem namentlich die Firma, die Maschinen für die Waldräumung bereitstellt und „mehrere Standorte in ganz Deutschland hat“. Weiter heißt es dort: „Und auch die ganzen fast leerstehenden Bullenwachen in NRW und anderen Regionen, die Bullen in den Hambi schicken, sollten sich in Acht nehmen. Wie immer: All Cops are Targets.“ Für „etwas spezifischere Infos“ wird auch das angebliche Nummernschild des Privatwagens eines Polizeipräsidenten genannt. Der Aufruf endet mit den Sätzen: „Habt Spaß und lasst Euch nicht erwischen! Die Erde stirbt nicht, sie wird ermordet, und ihre Mörder haben Namen und Adressen.“

So leben die Aktivisten in ihren Baumhäusern im Hambacher Forst
Im Innenausschuss des NRW-Landtags ging es am Donnerstag noch einmal um den Tod eines 27-jährigen Journalisten, der in der vergangenen Woche von einer mindestens 15 Meter hohen Hängebrücke in den Tod gestürzt war. Innenminister Herbert Reul (CDU) schloss eine Mitschuld der Polizei aus: „Den Sturz verantwortet, wer die Brücke gebaut hat.“ Seinen Schilderungen zufolge sollen Baumbewohner noch während der Reanimierung des abgestürzten Journalisten mehrfach gerufen haben: „Scheiß drauf, Räumung ist nur einmal im Jahr!“ Auf Twitter widersprachen mehrere Aktivisten und eine Journalistin dieser Darstellung.