Lebensgefährliche Aktion am Tagebau Hambach Eltern gehen mit Kindern an Abbruchkante spazieren

Düren · 25 Meter geht es an der Abbruchkante am Tagebau Hambach in die Tiefe. Wer hier nicht aufpasst, bringt sich in Lebensgefahr, sagt die Polizei. Trotzdem spazierten am Wochenende Eltern mit ihren Kindern am Abgrund entlang. Eine Mutter war dort sogar mit ihrem Baby unterwegs.

Eltern spazieren mit Kindern an Abbruchkante Hambach Tagebau
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Eltern spazieren mit Kindern an Abbruchkante Hambach

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Foto: RWE

„Als ich die Bilder sah, ist mir fast das Herz in die Hose gerutscht“, sagt RWE-Sprecher Jan Peter Cirkel in Bezug auf die Fotos und Videos, die das Unternehmen am Wochenende im Tagebau Hambach gemacht hat. Demonstranten hatten sich am Samstag an der Abbruchkante Hambach versammelt, um gegen den Abbau von Braunkohle zu demonstrieren. Auf den Bildern sieht man eine Mutter, die ihr Baby in einem Tragetuch vor sich her trägt - und das unmittelbar an der Abbruchkante. Andere Eltern gehen mit ihren Kindern an der Abbruchkante spazieren und posieren für ein Foto. Eine lebensgefährliche Aktion, sagen RWE und die Polizei. „Wir haben mehrfach Kinder direkt an der Tagebaukante gesehen. Das ist unverantwortlich“, sagt Cirkel.

„Wir weisen immer wieder darauf hin, dass dort Lebensgefahr besteht“, sagt eine Sprecherin der Polizei Aachen. Jedoch könne man nur auf die „extreme Gefahr“ hinweisen, mehr aber nicht. „Es liegt in der Verantwortung der Erziehungsberechtigten, für den Schutz ihrer Kinder zu sorgen. Wir sind nicht verantwortlich. Eventuell ist das Jugendamt zuständig“, erklärt die Sprecherin.

Das Unternehmen RWE weist darauf hin, dass es sich bei dem Tagebau um ein Betriebsgelände handelt und „nicht um einen Abenteuerspielplatz“, sagt Cirkel. „Als Familienvater bin ich erschüttert darüber, das Aktivisten nicht nur ihr Leben in enorme Lebensgefahr bringen, sondern auch noch das ihrer Kinder. Das ist absolut unverantwortlich. Unsere Tagebaue sind doch keine Ziele für Familien-Ausflüge.“

Ein Sprecher von „Ende Gelände“ betont, dass es sich bei den Eltern auf den Fotos nicht um Aktivisten des Bündnisses handele. „Wir waren am Samstag an den Gleisen der Kohlebahn, um dort zu demonstrieren. Bei den Eltern an der Abbruchkante muss es sich um Interessierte und Spaziergänger handeln.“ Dem Aktivisten-Bündnis selbst sei die Sicherheit der Demonstranten sehr wichtig. „Wir sind ganz klar gut vorbereitet, wir rennen da nicht einfach hin“, sagt der Sprecher. Man sei auf ausgekundschafteten Routen unterwegs. Auch die Aktion am Samstag, bei der mehrere Tausend Aktivisten die Gleise der Hambach-Bahn am Tagebau Hambach besetzt hatten, sei nicht riskant gewesen: „Es wurde sichergestellt, dass dort keine Züge über die Gleise fahren“, so der Sprecher. Eine trügerische Sicherheit, wie die Polizei am Montagmorgen berichtet. Ein Triebwagen hätte nahe dem Hambacher Forst beinahe zwei Demonstranten überrollt, die sich an Gleisen festgekettet hatten. Der Triebwagen sei zehn Meter vor den Angeketteten zum Stehen gekommen. Sie hatten sich allerdings erst gegen Einbruch der Dunkelheit dort postiert.

Um auf die Gefahren auf dem Betriebsgelände aufmerksam zu machen, verbreitet RWE über soziale Medien Videoclips, die die Demonstranten aufklären sollen. Wirklich abschrecken konnten diese offenbar nicht.

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