Rheinbach bei Bonn Mithäftling: JVA-Mitarbeiter halfen "Hahnwald"-Mörder bei Flucht
Rheinbach · Der aus der JVA Rheinbach getürmte Häftling Detlef W. hatte bei seiner Flucht Ende April möglicherweise Hilfe von Mitgefangenen und JVA-Bediensteten. Diese Vorwürfe erhebt ein 44 Jahre alter früherer Mithäftling.
Dem WDR sagte der Ex-Mithäftling, der laut Justizministerium wegen mehrerer Betrugsdelikte im Gefängnis saß, dass W. ihn am Abend seiner Flucht angerufen und ihm geschildert habe, dass ihm der Ausbruch von anderen Gefangenen sowie zwei JVA-Beamten ermöglicht worden sei.
Die Staatsanwaltschaft Bonn hat die Ermittlungen aufgenommen. "Bislang handelt es sich um Behauptungen. Diese müssen nun geprüft werden", sagte der Sprecher des NRW-Justizministeriums Detlef Feige. "Wir werden die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft abwarten."
Der Ex-Mithäftling habe sich bislang nicht an die Polizei gewendet, erklärte der Leiter der JVA Rheinbach Heinz-Jürgen Binnenbruck. "Mir erscheint es fragwürdig, derartige Anschuldigungen im Fernsehen zu verbreiten, statt eine Aussage bei den Ermittlungsbehörden zu machen." Ihm seien die Namen der Beamten, die W. geholfen haben sollen, nicht bekannt. "Wenn es tragfähige Informationen gibt und sich der Verdacht bestätigt, werden wir dienstaufsichtliche Maßnahmen einleiten", sagte Binnenbruck.
Zudem schildert der Mithäftling dem WDR, dass acht Bedienstete in der JVA einen Handel mit Handys, Alkohol und Drogen betreiben würden. Auch die Vorwürfe werden laut Justizministerium geprüft.
Der rechtspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Jens Kamieth, fordert Aufklärung: "Diese Vorwürfe wiegen schwer. Justizminister Kutschaty muss umgehend die Hintergründe des Ausbruchs lückenlos aufklären." Die Vorwürfe könnten dem Ansehen des Rechtssystems großen Schaden zufügen.