Prozess in Hagen Mörder soll nur Wochen nach Haftentlassung wieder getötet haben

Hagen · 27 Jahre saß ein Mörder im Gefängnis. Im Oktober 2018 wird er entlassen. Nur drei Monate später soll der Mann in Schwerte wieder getötet haben. Vor Gericht schweigt er.

 Der Eingang des Landgerichtes in Hagen (Archivbild).

Der Eingang des Landgerichtes in Hagen (Archivbild).

Foto: dpa/Marius Becker

Das neue Opfer, eine Frau, soll im Januar in Schwerte getötet worden sein. Die 72-jährige Seniorin wurde in ihrem Haus erwürgt. Zuvor soll der Täter sie geschlagen und ihr mit einem Messer in den Hals und den Oberkörper gestochen haben. Am Donnerstag hat vor dem Hagener Schwurgericht der Prozess gegen den Verdächtigen begonnen. „Ich werde gar nichts sagen“, antwortete der 50-Jährige auf die Frage, ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle.

Der Angeklagte hatte bis zu seiner Haftentlassung im Oktober 2018 im Gefängnis in Schwerte gesessen. Dort soll er als Gartenhelfer gearbeitet haben - auch bei Freigängen. Ob er die 72-Jährige auf diese Weise kennengelernt hat, ist noch ungeklärt. Ein Nachbar sagte als Zeuge aus, ihm sei jedenfalls nicht aufgefallen, dass der 50-Jährige der Frau einmal im Garten geholfen habe.

Die Tat rekonstruiert die Staatsanwaltschaft so: Am Abend des 8. Januar hält sich der Angeklagte im Haus der Seniorin auf und versetzt ihr im Streit mindestens einen heftigen Schlag auf das Auge. Um diese Körperverletzung zu verdecken und die 72-Jährige als Zeugin auszuschalten, sticht er anschließend viermal mit einem Messer zu. Danach erwürgt er die Frau.

Laut Anklage soll der 50-Jährige dann eine Taschenuhr und eine Geldbörse gestohlen haben, ehe er angeblich versuchte, das Einfamilienhaus anzuzünden. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass er ein eingeschaltetes Bügeleisen auf das Bett stellte und anschließend auch den Sessel und die Leiche selbst in Brand setzte. Ein technischer Defekt soll jedoch verhindert haben, dass das Bügeleisen die Bettwäsche entzündete. Das Feuer an der Leiche soll durch Sauerstoffmangel erloschen sein.

Die Leiche der 72-Jährigen wurde am nächsten Morgen entdeckt, nachdem Nachbarn auf einen grellen Warnton aufmerksam geworden waren. Offenbar hatte ein Rauchmelder Alarm geschlagen. Die sofort herbeigerufene Feuerwehr verschaffte sich schließlich Zutritt zu dem Haus und fand die schrecklich zugerichtete und verkohlte Tote. Der Angeklagte wurde wenige Tage später nach der Auswertung von DNA-Spuren festgenommen. Ein Spezial-Einsatzkommando der Polizei stürmte seine Wohnung in Schwerte, während sich der 50-Jährige auf seinem Sofa sitzend selbst filmte und die Bilder live bei Facebook veröffentlichte. Auch die Festnahme wurde so direkt übertragen.

Der heute 50-Jährige hatte 1990 in Aachen eine Frau getötet, nachdem diese den Geschlechtsverkehr mit ihm verweigert hatte. Kurz nach dieser Tat hatte der Mann eine weitere Frau vergewaltigt und ausgeraubt. 1991 wurde er wegen dieser Taten zu lebenslanger Haft verurteilt. Erst im Herbst 2018 kam ein psychiatrischer Gutachter zu dem Schluss, dass von dem Mann nun keine Gefahr mehr ausgehen würde. Daraufhin erfolgte die Haftentlassung.

(felt/dpa)
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