Prozess in Hagen Pflegekind starb nach Schlägen auf den Kopf – Angeklagter schweigt

Hagen · Ein Kleinkind stirbt an schweren Hirnverletzungen. Sein Pflegevater soll dem Jungen mit dem Rohr eines Staubsaugers auf den Kopf geschlagen haben. Vor Gericht schweigt der Mann.

Der gewaltsame Tod eines einjährigen Säuglings in Plettenberg beschäftigt seit Freitag das Hagener Schwurgericht. Die Staatsanwaltschaft hat den 30-jährigen Pflegevater des Kindes wegen Totschlags und Misshandlung von Schutzbefohlenen angeklagt. Zu Beginn des Prozesses machte der Deutsche keine Angaben zur Sache.

Laut Anklage starb der Junge am frühen Morgen des 3. Januar in der Essener Uniklinik an den Folgen schwerer Hirnverletzungen. Der Pflegevater soll dem Kind am Abend zuvor zahlreiche Schläge auf den Kopf versetzt haben - unter anderem mit dem Rohr eines Staubsaugers. Außerdem soll der Angeklagte den Kopf des Babys massiv geschüttelt haben. In der Klinik stellten die Ärzte Einblutungen in den Netzhäuten beider Augen fest.

Bei der Obduktion des Leichnams stellte sich außerdem heraus, dass der Junge schon in den Monaten zuvor mindestens einmal schwer misshandelt worden sein muss. Sein rechter Unterarm und sein linkes Schienbein wiesen ältere Bruchstellen auf. Der Staatsanwalt sprach in diesem Zusammenhang von einer „gefühllosen Gesinnung“ des Pflegevaters.

Die Ehefrau des Angeklagten wollte am Freitag nicht als Zeugin vor Gericht aussagen. Auch gegen sie wird zurzeit von der Staatsanwaltschaft ermittelt. Die leiblichen Eltern des Jungen haben sich dem Verfahren als Nebenkläger angeschlossen. Nach Angaben ihres Rechtsanwalts zeigten sie sich enttäuscht über das Schweigen des Angeklagten. Die Frau zischte dem Angeklagten in einer Verhandlungspause zu: „Du Kindermörder.“

(hsr/dpa)
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