150 Menschen plündern China-Buffet Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt nicht gegen Restaurant-Gäste

Hagen · Das Chaos am Buffet eines China-Restaurants in Hagen ist laut einem Gastro-Experten ein „extremer Einzelfall“. Der Inhaber hätte demnach anders handeln können. Die AfD hat auf Facebook auf den Vorfall reagiert.

Dieses Foto des Vorfalls veröffentlichte das Restaurant „Kaisergarten“ auf Facebook.

Dieses Foto des Vorfalls veröffentlichte das Restaurant „Kaisergarten“ auf Facebook.

Foto: Facebook/Kaisergarten

Die Eskalation am Buffet eines chinesischen Restaurants in Hagen bleibt ohne juristisches Nachspiel. Die Hagener Staatsanwaltschaft wird keine Ermittlungen gegen die Gäste einleiten, wie Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli am Mittwoch unserer Redaktion sagte. Hausfriedensbruch sei ein sogenanntes Antragsdelikt, bei dem der Geschädigte einen Antrag auf Strafverfolgung stellen müsse. Da der Restaurant-Inhaber dies nicht getan habe, werde die Staatsanwaltschaft nicht aktiv.

An Muttertag (12. Mai) hatten mehr als 150 Menschen das Buffet des Restaurants „Kaisergarten“ regelrecht geplündert. Teilweise hätten die Gäste ohne Teller und Besteck direkt am Buffet gegessen und sich selbst mit Getränken an der Bar versorgt, berichtete das Restaurant am Sonntag auf seiner Facebook-Seite. „Wir sind trotz aller Bemühungen nicht mehr Herr der Lage geworden und mit der Nachproduktion von Speisen und Getränken nicht nachgekommen“, hieß es in dem Beitrag. Der Inhaber wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

„Von einem Fall wie in Hagen habe ich noch nie zuvor gehört. Das scheint mir ein extremer Einzelfall zu sein“, sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW. „Bei Zehntausenden Restaurants in NRW gibt es auch negative Vorfälle. Gastronomie ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft.“ Ein Anstieg solcher Vorfälle sei aber nicht festzustellen.

So verhalten Sie sich richtig am Buffet
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Foto: dpa/Henning Kaiser

Eine Umfrage bei NRW-Gastronomen bestätigt diesen Eindruck. Auf Anfrage unserer Redaktion teilen das asiatische Restaurant „Mongo’s“ (mit Standort unter anderem in Düsseldorf und Duisburg), das American-Grill-Restaurant „Road Stop“ (u.a. in Mettmann und Wuppertal) und das Asia-Restaurant „Mongolei“ in Ratingen mit, bislang keine negativen Erfahrungen mit Gästen am Buffet gemacht zu haben. Auch das japanische Restaurant „Okinii“ (u.a. in Düsseldorf und Köln), wo beim „All you can eat“ Essen an den Tisch gebracht wird, hat nach eigenen Angaben keine Probleme mit Gästen. Dort wird außerdem eine Gebühr erhoben, wenn Essen auf dem Teller übrig bleibt.

Als in Hagen die Situation am Buffet eskalierte, rief der „Kaisergarten“-Gastronom Jun Wei Huang nicht die Polizei - und nutzte somit nicht sein Hausrecht. „Jeder Gastronom kann Gäste des Raumes verweisen und die Polizei rufen, wenn die Situation eskaliert“, sagt Hellwig. „Am Ende des Tages hat er in seinem Betrieb auch die Verantwortung für Gäste und Mitarbeiter.“

Bislang ist unklar, wieso das Restaurant von der Gruppe gestürmt worden ist. Laut Thorsten Hellwig funktionieren Restaurants mit Buffet anders. „Der Service ist reduziert, die Speisen stehen immer bereit - es gibt also häufig mehr Gäste-Bewegung, deshalb ist es potenziell auch unruhiger.“ Auch die Zielgruppe könne dementsprechend variieren.

Nach dem Vorfall am Muttertag hatte sich das Hagener Restaurant auf Facebook bei seinen Gästen entschuldigt und als Entschädigung Gutscheine angeboten. Für das Verhalten hatte es viel Lob in den sozialen Medien gegeben. Anscheinend meldeten sich jedoch nicht nur Betroffene auf die Anzeige, sondern auch Menschen, die einen kostenlosen Restaurant-Gutschein abgreifen wollten. „Echt schade, dass so etwas ausgenutzt wird“, schrieb der „Kaisergarten“ am Dienstag bei Facebook.

Das Restaurant reagierte umgehend: Gutscheine gibt es nur noch gegen Vorlage des Bewirtungsbelegs oder bei einer Tischreservierung am 12. Mai. „Wer jetzt mit einem gezockten Gutschein Profit aus dem Geschehen ziehen will, ist auch nicht besser als die Vandalen vom Muttertag“, kommentierte eine Facebook-Nutzerin.

In einigen Facebook-Kommentaren wurde über die Nationalität der randalierenden Gäste spekuliert. Die AfD griff den Vorfall in Hagen in einem Facebook-Post auf und sprach von Menschen mit „südländischem Aussehen“. Die 150 Gäste verglich die Partei mit einer „Heuschreckenplage“. Als Reaktion auf diese Debatte schrieb das Hagener China-Restaurant in einem Facebook-Post: „In unserem Restaurant ist jeder Gast, unabhängig von Nationalität, Herkunft und Religion herzlich willkommen, vorausgesetzt er verhält sich in Gesellschaft normal... und das soll auch weiterhin so bleiben!“

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