Emmerich Hängepartie beim Betuwe-Ausbau

Emmerich · Bahnchef Grube hat jetzt erstmals öffentlich klargestellt, dass sich der Ausbau der Güterverkehrs-Strecke verzögern wird. Konkrete neue Daten gibt es nicht. Immerhin ist jetzt der erste Abschnitt (Haldern) wieder ins Genehmigungsverfahren gekommen.

 Bahnchef Rüdiger Grube bei seinem viel beachteten Besuch in Emmerich im April 2010. Damals war noch die Rede von einem Baubeginn in 2012.

Bahnchef Rüdiger Grube bei seinem viel beachteten Besuch in Emmerich im April 2010. Damals war noch die Rede von einem Baubeginn in 2012.

Foto: Andreas Endermann

Es wäre wohl auch zu schön gewesen. Die Ferien gehen vorbei und die Betuwe ist kein Thema. Ausgerechnet Bahnchef Rüdiger Grube hat jetzt persönlich dafür gesorgt, das Projekt wieder in den Fokus zu rücken. Bei einem Besuch in Düsseldorf stellte er den Zeitplan für den Ausbau in Frage. Beim Bahngipfel in Emmerich hatte er vor einem Jahr noch von einem Baubeginn in 2012 gesprochen, dann war von 2015 die Rede. Jetzt heißt es: "Auch 2015 wird nicht zu halten sein", so Grube bei seinem Besuch in Düsseldorf. Jetzt steht 2020 im Raum.

"Im Grunde hat der Bahnchef nur den momentanen Zustand bestätigt", sagt die Reeser Bauamtsleiterin Elke Strede. Dass der ursprüngliche Zeitplan nicht zu halten sein würde, sei keine Überraschung.

Zahlen angezweifelt

Ein Hauptgrund für die Verzögerung ist die Tatsache, dass die Genehmigungsverfahren für den Lärmschutz neu aufgerollt werden mussten. Dabei hat Rees wohl eine nicht ganz unwichtige Rolle gespeilt. Die Kommune hatte nämlich im Herbst die Prognose-Zahlen für den Zugverkehr erheblich angezweifelt. "Die stimmten hinten und vorne nicht", so Elke Strede.

Die Bahn hatte kaum eine Steigerungsrate beim Güterverkehr angesetzt. "Das ging völlig an der Realität vorbei. Vor allem, wenn man berücksichtigt, was die Niederländer noch alles auf die Schiene schicken wollen."

Daraufhin hatte die Bahn neue Prognosen für den Zugverkehr erstellen lassen. Diese Zahlen bildeten die Grundlage für einen neuen Anlauf im umfangreichen Genehmigungsverfahren. Wieder ist Auftakt in Rees. Der Bereich Haldern, der vom Antonieweg in Sonsfeld bis kurz vor den Übergang Alte Heerstraße reicht, ist seit dem 3. August wieder offiziell in der Planfeststellung. Der Stadt war das bis gestern noch gar nicht bekannt, eine Mitteilung der Bahn gab es nicht.

In absehbarer Zeit sollen dann auch die beiden nächsten Abschnitte wieder in das Verfahren gehen. Wann die Genehmigungen vorliegen, darüber kann nur spekuliert werden. "Der Ausgang der Planfeststellung ist sehr ungewiss. Es hängt vor allem davon ab, wer wen beklagen wird", so ein Bahnsprecher gestern. Denn auch bei der Bahn gehen die Verantwortlichen inzwischen wohl fest davon aus, dass es bei zahlreichen Abschnitten rechtliche Auseinandersetzungen geben wird.

Es scheint aber schon klar zu sein, dass vor dem Ausbau mehr Züge über die Strecke rollen. Zwar liegt auch die Planfeststellung für die Blockverdichtung auf Eis. Aber die Vorbereitungen dafür laufen mit dem Bau des neuen Elektronischen Stellwerks in Emmerich.

Die Bahn kann damit die Intervalle zwischen den Zügen verkürzen. Die Konsequenz: Die Schranken gehen öfter runter, weil die Abstände zwischen den Zügen geringer werden.

(RP/rl)
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