Empörung über Schulaufgabe Ministerium zieht Schulbuch nach Aufregung in Siegburg zurück

Siegburg · Nachdem eine Schulaufgabe aus einem Lehrbuch an einem Gymnasium in Siegburg Empörung ausgelöst hatte, zieht das Landesschulministerium das Buch nun zurück. Es hatte eine Welle von Protesten gegeben.

 Die Aufgabe wurde Schülerinnen und Schülern im Philosophieunterricht gestellt. (Symbolfoto)

Die Aufgabe wurde Schülerinnen und Schülern im Philosophieunterricht gestellt. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Es sei eine „klischeehafte Schulaufgabe“, die in der Oberstufe eines Siegburger Gymnasiums gestellt wurde, protestierten unter anderem türkischstämmige Elternverbände. Der Fall hatte bereits am Wochenende viel Empörung ausgelöst. Die Aufgabenstellung lautete demnach wie folgt: „Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern. Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?“

Das Landesschulministerium zieht das in NRW zugelassene Schulbuch „Zugänge zur Philosophie. Einführungsphase“ nach Informationen der Bonner Generalanzeigers nun zurück. Das Buch ist demnach beim Cornelsen-Verlag erschienenen, die umstrittene Aufgabe wurde Schülern einer Oberstufe am Gymnasium Alleestraße im Philosophiestunde gestellt.

 „Die konkrete Aufgabe, die Teil eines Schulbuches ist, verstößt gegen das Kriterium der Diskriminierungsfreiheit. Das Ministerium für Schule und Bildung wird das in Rede stehende Schulbuch darüber hinaus intensiv prüfen und den Verlag auffordern, das Schulbuch zu überarbeiten“, hießt es auf Anfrage des Generalanzeigers aus dem Schulministerium.

Viele türkischstämmige Eltern aus NRW und anderen Bundesländern seien fassungslos, dass die Aufgabe so gestellt worden sei, schrieb die Föderation Türkischer Elternvereine in NRW in einem Offenen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Eine solche Art von Unterricht trage dazu bei, dass Klischees in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler verfestigt würden.

Aus dem NRW-Schulministerium hieß es dazu am Montag: „Die konkrete Aufgabe, die Teil eines Schulbuches ist, verstößt gegen das Kriterium der Diskriminierungsfreiheit. Das Ministerium für Schule und Bildung wird das in Rede stehende Schulbuch darüber hinaus intensiv prüfen und den Verlag auffordern, das Schulbuch zu überarbeiten.“ Ministerin Gebauer sagte: „Die Haltung der Landesregierung ist glasklar: Schulen sind Orte des Miteinanders, an denen es keinen Platz für Ausgrenzung und Vorurteile in welcher Form auch immer gibt.“

Die Bezirksregierung Köln nahm die Schule dagegen in Schutz. Die Aufgabenstellung sei aus einem zugelassenen Schulbuch mit dem Titel „Zugänge zur Philosophie“ übernommen worden. Man bedaure, „dass ein im Unterricht verwendetes Material ohne jeglichen Kontext und vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen den Weg in die sozialen Netzwerke gefunden“ habe. Es sei in der Unterrichtsreihe gerade nicht um Vorverurteilungen und das Schüren von Ressentiments gegangen, sondern ganz im Gegenteil um die „Entwicklung eines kultursensiblen eigenen Sach- und Werturteils im Horizont philosophischer Ansätze“.

Die Schule schrieb auf ihrer Webseite, in der Schulstunde hätten sich Schülerinnen und Schüler mit Stigmatisierung auseinandersetzen und dies diskutieren sollen. „Dabei konnte der Eindruck entstehen, hier würden Stereotypen bewusst gegen eine Minderheit eingesetzt. Dies ist nicht der Fall, und es wird auch niemals der Fall sein. Dennoch entschuldigen wir uns bei allen, die sich dadurch verletzt fühlen könnten. Selbstverständlich war das weder die Absicht der Schule noch eines einzelnen Lehrers.“

Beim Generalanzeiger äußerte sich auch die Schulleitung zu dem Fall: „Was uns da unterstellt wird, macht die ganze Schulgemeinde fassungslos“, sagte demnach Schulleiterin Sabine Trautwein. Es sei einmal dahingestellt, ob dieses Beispiel unbedingt hätte herangezogen werden müssen. Fakt sei aber, dass der betroffene Lehrer, der übrigens ganz neu an der Schule ist, im Unterricht im Zusammenhang über die Frage „eine Ethik – viele Kulturen“ das zugegeben heikle Beispiel entsprechend eingeordnet habe. Dabei sei es ihm darum gegangen, die Schülerinnen und Schüler dazu zu bringen, solche Darstellungen kritisch zu hinterfragen.

(top/bora/dpa)
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