Gütersloh Schule trauert nach tödlichem Speer-Unfall um 16-Jährigen

Gütersloh · An einer Gesamtschule in Gütersloh kam ein Jugendlicher beim Speerwurf ums Leben. Er war beim Anlauf ausgerutscht und in das Wurfgerät gefallen. Dabei erlitt er tödliche Kopfverletzungen. Schüler und Lehrer stehen unter Schock.

 Schulleiterin Petra Hakenberg kniet vor Kerzen und Trauerbekundungen in Gütersloh auf einem Sportplatz nahe der Janusz-Korczak-Schule. Dort war ein Zehntklässler tödlich beim Speerwerfen verunglückt.

Schulleiterin Petra Hakenberg kniet vor Kerzen und Trauerbekundungen in Gütersloh auf einem Sportplatz nahe der Janusz-Korczak-Schule. Dort war ein Zehntklässler tödlich beim Speerwerfen verunglückt.

Foto: dpa, frg pzi

An der Janusz-Korczak-Gesamtschule in Gütersloh herrscht große Bestürzung. Lehrer und Schüler trauern um einen 16-Jährigen, der sich am Freitag während des Sportunterrichts mit einem Speer am Kopf so schwere Verletzungen zuzog, dass er mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik nach Bielefeld geflogen werden musste, wo er einen Tag später starb. Den bisherigen Ermittlungen zufolge war der Zehntklässler beim Anlauf für einen Wurf auf einem Sportplatz ausgerutscht und dabei mit dem Kopf in den Speer gefallen. Die Polizei ermittelt noch die genauen Todesumstände. "Nach derzeitigem Stand wird davon ausgegangen, dass es sich um einen tragischen Unglücksfall handelt. Eine Beteiligung Dritter an diesem Unfall ist derzeit nicht erkennbar", erklärte die Polizei.

Tödliche Sportunfälle an Schulen sind in NRW äußerst selten. Nach Angaben des Schulministeriums gab es in den vergangenen zehn Jahren nur zwei Todesfälle. "Ein Schüler kam bei einer Skifreizeit ums Leben. Ein zweites Kind, das unter einer Herzkrankheit litt, starb an einem Herzinfarkt", so eine Sprecherin des Schulministeriums.

An der Gütersloher Gesamtschule stand Speerwerfen seit vielen Jahren auf dem Plan des Sportunterrichts. Bis zum vergangenen Freitag hatte es dabei auch noch nie einen Unfall gegeben. Dennoch wird es an der Schule in Zukunft kein Speerwerfen mehr geben. Auch andere Schulen erwägen nach der Tragödie, die Sportart aus dem Lehrplan zu nehmen.

Die Landesvorsitzende des Elternvereins, Regine Schwarzhoff, hält diesen Schritt für überzogen. "Schwere Unfälle, so traurig und entsetzlich sie auch immer sind, können bei fast allen sportlichen Aktivitäten passieren", sagt sie. Man könne deswegen aber nicht gleich alles verbieten. "Vielmehr sollte es Pflicht sein, dass beim Sportunterricht mindestens zwei Fachlehrer gleichzeitig anwesend sind", so Schwarzhoff. Ob bei dem Unglück in Gütersloh zwei Aufsichtspersonen vor Ort waren, ist noch nicht bekannt. Schulleiterin Petra Hakenberg äußerte sich zu den näheren Umständen bislang nicht. Man wolle erst warten, bis die Ermittlungen abgeschlossen seien, hieß es.

Der Lehrplan an den Universitäten für angehende Sportlehrer schreibt für die Disziplin Speerwurf vor, dass wegen der erhöhten Gefahr der Lehrer die Schüler immer im Blick haben müsse. Zudem wäre es ratsam, in kleinen Gruppen zu trainieren. Der Speer müsste stets senkrecht gehalten und getragen werden. Bei Nichtbenutzung sei das Gerät flach auf den Boden zu legen und dürfe unter keinen Umständen in den Boden gesteckt werden, weil dann die Gefahr des Aufspießens bestehe. Anders als Volleyball, Badminton oder Fußball wird Speerwurf allerdings nur an wenigen Schulen in Nordrhein-Westfalen praktiziert. "Die Entscheidung darüber fällt in der Regel die Schulkonferenz", sagte die Sprecherin des Schulministeriums. "An Gütersloher Schulen hat diese Disziplin der Leichtathletik aber eine gewisse Tradition."

Aus Kreisen des Deutschen Leichtathletikverbandes hieß es, dass Speerwurf als Unterrichtsfach nicht gefährlicher sei als Ballsportarten - das Gegenteil sei sogar der Fall. "Beim Handball und Basketball kommt es viel häufiger zu Verletzungen", so ein Funktionär.

In Gütersloh sind gestern Hunderte Mitschüler und Freunde des Toten sowie Eltern und Lehrer zur Unglücksstelle auf den Sportplatz gekommen, um gemeinsam zu trauern. Viele weinten, legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Einige Jugendliche müssen von Psychologen betreut werden. Möglicherweise wird es noch eine offizielle Trauerfeier geben. Am Samstag hatte es bereits einen spontanen Trauergottesdienst gegeben. Die örtlichen Fußballmannschaften trugen bei ihren Spielen am Wochenende Trauerflor. Bei einem Spiel gab es vor dem Anpfiff sogar eine Trauerminute. "Wir bedauern den Tod zutiefst. Unsere Gedanken sind bei der Familie", sagte eine Sprecherin des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen. Auch die Sprecherin des NRW-Schulministeriums bekundete ihre Anteilnahme.

(RP)
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