1300 Polizisten im Einsatz Großrazzia gegen Clans im Ruhrgebiet

Am Samstagabend hat die Polizei in NRW die bislang größte Aktion der Landesgeschichte gegen kriminelle Familienclans gestartet. Sechs Polizeibehörden in sechs Städten des Ruhrgebiets waren an der Aktion beteiligt.

1300 Polizisten bei Großrazzia gegen Clans in NRW
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1300 Polizisten bei Großrazzia gegen Clans in NRW

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Mit einer Großrazzia ist die Polizei am Samstagabend im Ruhrgebiet gegen kriminelle arabische Großfamilien vorgegangen. In Bochum, Duisburg, Essen, Recklinghausen, Dortmund und Gelsenkirchen fanden in einer konzertierten Aktion fast zeitgleich Durchsuchungen in Shisha-Bars statt, die im Besitz dieser Clans sind. In Duisburg fanden die Durchsuchungen vor allen Dingen in den Stadtteilen Marxloh und Hochfeld statt.

Zudem gab es Kontrollen auf den Straßen, um zusätzlich die Raser- und Poserszene unter Druck zu setzen. 1300 Polizisten waren im Einsatz. Dazu kamen weitere Hunderte Kräfte aus anderen Behörden wie zum Beispiel dem Zoll. Der NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) machte sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage und sprach vom größten landesweiten Einsatz gegen die Clans. Womöglich könnte es sogar der größte Einsatz in der Geschichte der Bundesrepublik sein.

"Die kriminellen Clan-Mitglieder sollen nicht zur Ruhe kommen“, sagte Reul. „Deshalb haben wir heute zeitgleich im gesamten Ruhrgebiet zugeschlagen. Und eine klare Botschaft gesendet: Bei uns gilt nicht das Gesetz der Familie, sondern das Gesetz des Staates."

Was genau bei den Razzien sichergestellt wurde, teilten die Behörden am Abend noch nicht mit. Zuvor hatte es bereits in der Nacht zu Freitag in Mönchengladbach gemeinsame Durchsuchungen von Zoll und Ordnungsamt in Shisha-Bars gegeben.

Sicherheitskreise stufen viele dieser Bars als Brennpunkte für „krumme Geschäfte“, Geldwäsche und Clan-Kriminalität ein. Die Macht dieser Clans ist in NRW besonders groß – und sie breitet sich seit Monaten immer weiter aus.

Eine Polizeisprecherin der Stadt Duisburg sagte unserer Redaktion: „Wir wollen uns das nicht länger bieten lassen.“ Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) gibt es landesweit rund 50 Clans, deren Kontakte bis nach Berlin und Skandinavien reichen. Die Sicherheitsbehörden gehen von einer Mitgliederstärke im unteren fünfstelligen Bereich aus. Die größte Community lebt in Essen. Hinzu kommen Gelsenkirchen, Recklinghausen, Duisburg, Bochum und Dortmund in unterschiedlicher Ausprägung und mit unterschiedlicher krimineller Belastung. In Duisburg agieren die Clans im gesamten Stadtgebiet – hauptsächlich in den Stadtteilen Laar, Hochfeld und Marxloh.

Tätig sind die Clans in legalen und illegalen Geschäftsfeldern. Thomas Jungbluth, leitender Kriminaldirektor des LKA, hatte unserer Redaktion vor kurzem exklusiv gesagt, dass die Ermittlungsbehörden derzeit intensiv prüften, ob und wie die Clans ins Immobilieninvestment einsteigen, vor allem in den Erwerb sogenannter Schrottimmobilien. Natürlich seien sie auch im Rotlichtmilieu aktiv, so Jungbluth. Neben Gewalt- und Eigentumsdelikten seien Clanmitglieder zudem häufig in Rauschgiftkriminalität verwickelt. Zu legalen Einnahmequellen gehörten zum Beispiel Sozialleistungen.

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