Ausstellung in Krefeld Größter Saurier Nordrhein-Westfalens in Krefeld zu sehen

Krefeld · Sein Fund ist eine Sensation: Vor wenigen Jahren entdeckte ein Hobbyforscher das Skelett eines Plesiosaurus. Für einige Monate ist dieser größte je in NRW gefundene Saurier kostenlos beim Geologischen Dienst in Krefeld zu sehen.

Das ist der größte Saurier Nordrhein-Westfalens
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Das ist der größte Saurier Nordrhein-Westfalens

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Die spektakulärste Geschichte ist die der Entdeckung: Am 16. Juni 2007 fand der Hobbyforscher Sönke Simonsen beim Buddeln Teile eines Skeletts in einer Tongrube bei Nieheim-Sommersell im Kreis Höxter (Westfalen).

Als Paläontologe erforscht er Lebewesen anderer Erdzeitalter und entdeckte so den Schwimmsaurier, der ihm zu Ehren schließlich nach Fundort und Finder Sönke Simonsen "Westphaliasaurus Simonsensii" genannt wurde.

Mitarbeiter des Naturkundemuseums Münster bargen das vier Meter lange und 190 Millionen Jahre alte Meeresreptil in wochenlanger Detailarbeit und brachten es in ihre Präparationswerkstatt. Dort wird das Skelett behandelt; es gilt als der bedeutendste Fossilfund der vergangenen Jahre in NRW.

Dass der Saurier jetzt übergangsweise in Krefeld beim Geologischen Dienst liegt, ist eine besondere Geschichte: In Münster gibt es derzeit eine große Wal-Ausstellung beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in LWL-Museum für Naturkunde.

Der Museumsleiter fragte bei seinem Krefelder Studienfreund Josef Klostermann, dem Leiter des Geologischen Dienstes, an, ob er einen in Krefeld liegenden und einst in Kevelaer-Kervenheim gefundenen 10 Millionen Jahre alten Wal in Münster zeigen dürfe. Klostermann sagte, dass er zum Tausch gerne ein anderes Skelett hätte, da sonst die Krefelder Vitrine leer wäre.

Angeboten wurde unter anderem der Sensations-Saurierfund, der jetzt im Foyer des Geologischen Dienstes zu sehen ist. Er liegt auf einer vier Meter langen und zwei Meter breiten Platte. Die Krefelder Mitarbeiter haben eine kleine Ausstellung um das Skelett vorbereitet, das mit Rufnamen "Toni" genannt wird (wegen der Tonschicht, die ihn umgab). Zuletzt war der Fund in Köln und Herne zu sehen. Ab 2014 soll er, komplett präpariert, im Naturkundemuseum ausgestellt werden.

Auch Laien erkennen: Es fehlt etwas an diesem Skelett. "Der Kopf ist das große Rätsel", sagt Ludger Krahn vom Geologischen Dienst Krefeld. Die Wissenschaft vermute, dass sich exakt im Bereich des Skeletts Gesteinsschichten verschoben haben, die den Kopf verschwinden ließen. Auf einer exakten Zeichnung auf Millimeterpapier, die in Krefeld zu sehen ist, erkennt man den Fundort und den fehlenden Kopf.

Ludger Krahn hat sich mit dem ungewöhnlichen Fund befasst. "Wir wissen, dass der Plesiosaurus das Tier mit dem kräftigsten Biss war, das jemals auf der Erde gelebt hat." Viel kräftiger als beispielsweise ein Krokodil habe der Saurier zubeißen können.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass sich das Tier nur unter Wasser schwimmend bewegen konnte. Es hatte einen bootsförmigen Körper und vier Gliedmaßen als Paddel. Ernährt haben muss sich "Westphaliasaurus Simonsensii" (benannt nach von Tintenfischen und Austern, wie Fossilien beweisen, die unweit des Skelettfundes entdeckt wurden.

Das Alter des Fundes konnten die Forscher durch die Gesteinsschichten feststellen, in denen das Skelett lag, einem 190 Millionen Jahre alten Ölschiefer. Der Plesiosaurus muss also ungefähr zeitgleich mit den ersten Vögeln gelebt haben. Ob es Männchen oder Weibchen ist, lässt sich nicht mehr feststellen.

Für Nordrhein-Westfalen ist der Fund des Sauriers eine Sensation. In benachbarten Bundesländern, beispielsweise in Baden-Württemberg, sind schon viele ähnliche Skelette gefunden worden; wobei die heutige Lage der Bundesländer natürlich nicht mit jener der Lebenszeit des Sauriers vergleichen lässt — durch die Erdverschiebung ist das Rheinland im Laufe der Jahrmillionen vom Äquator immer weiter Richtung Norden gewandert.

Vor rund 65 Millionen Jahren starben dann viele Pflanzen und Tiere aus, wie die Forschung festgestellt hat. Ein möglicher Grund: ein eingeschlagener Meteorit bei Mexiko. Er könnte auch das Ende der Schwimmsaurier verursacht haben. Die Saurier-Gattung lebte von der Trias-Zeit (vor 248 Millionen Jahren) bis zur Kreidezeit (vor 65 Millionen Jahren). Die Plesiosaurier starben noch vor den Dinosauriern während der oberen Kreidezeit aus.

(das/jco)
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