Unwetter in der Region Gewitter erleuchten den Himmel über NRW

Düsseldorf · In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist eine große Unwetterfront über NRW gezogen. Vielerorts gab es eindrucksvolle Blitze, dazu kam Starkregen – und schon die nächsten Gewitter kündigen sich an. Ein Überblick der Auswirkungen.

Wetter: Starke Gewitter ziehen über Nordrhein-Westfalen
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Starke Gewitter ziehen über Nordrhein-Westfalen

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Foto: dpa/Marcel Kusch

Am späten Samstagabend erreichte die Gewitterfront den Raum Düsseldorf, zuvor hatte sie sich aus Südwesten über in Richtung Rheinland bewegt. „Einzelne Gewitter im Raum Aachen haben sich mit einem großen Gewittercluster aus Frankreich verbunden“, beschrieb Meteorologin Yvonne Engemann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) auf Anfrage unserer Redaktion die Lage. Dieser Komplex sei dann einmal von der Eifel nach Nordosten über Nordrhein-Westfalen gezogen. „An den einzelnen Schwerpunkten haben wir immer wieder Unwetterwarnungen ausgegeben, die teilweise auch erst am Morgen aufgehoben wurden“, sagte Engemann weiter. Aufgrund des Unwetters habe es an verschiedenen Stellen Starkregenereignisse gegeben, teils mit mehr als 50 Liter pro Stunde. Auch orkanartige Sturmböen waren mit dabei, so wurden am Flughafen Frankfurt Hahn eine Windgeschwindigkeit von 111 km/h gemessen.

Vor allem machten aber die vielen und heftigen Blitze Eindruck. Vielfach teilten Menschen in sozialen Medien ihre Erlebnisse.

Die handfesten Auswirkungen hielten sich am Ende aber offenbar in Grenzen, von größeren Schäden scheint Nordrhein-Westfalen verschont geblieben zu sein. Das ergab ein Rundruf bei den Feuerwehren in der Region. So sprach die Feuerwehr der Städteregion Aachen, wo die Gewitter zuerst auftraten, von „keiner außergewöhnlichen Lage“, die Auswirkungen hätten sich in der Nacht in Grenzen gehalten. Die Feuerwehr Köln hatte zwar viel zu tun, ein Sprecher berichtete von 244 witterungsbedingten Einsätzen. Allerdings habe es „keine besonders herausragenden Ereignisse“ gegeben. Wenn dann hätten Starkregen und vor allem die schiere Menge der Einsätze für eine anspruchsvolle Lage gesorgt. Auch die Feuerwehr Düsseldorf berichtete von einem hohen Einsatzaufkommen, vor allem aufgrund von Blitzeinschlägen. So habe es mehrere Fehlmeldungen von Brandmeldeanlagen gegeben. Im Großen und Ganzen sei es aber „glimpflich“ abgelaufen, sagte der Sprecher.

Mönchengladbach ist verschont geblieben“, freute sich der dortige Sprecher der Feuerwehr und wusste von keinen größeren Einsätzen zu berichten. Ähnliches galt für die Kreise Heinsberg, Viersen, Kleve und Wesel, lediglich vereinzelt wurde von vollgelaufenen Kellern berichtet. Auch Nettetal kam glimpflich davon. Ein Sprecher der Polizei im Rhein-Kreis Neuss sagte, es habe nur viele kleinere Einsätze gegeben, etwa durch abgebrochene Äste oder Wasser, das sich auf der Fahrbahn staute. Dabei hatten sich verschiedene Feuerwehren durchaus auf größere Einsätze eingestellt, so etwa in Duisburg, „aber dann ist zum Glück nichts passiert“, sagte der dortige Sprecher. Auch die Feuerwehr in Krefeld hatte vorsorglich ein extra Fahrzeug besetzen lassen und die Freiwillige Feuerwehr in Bereitschaft versetzt. Gegen 1 Uhr sei das aber wieder aufgelöst worden, sagte der dortige Einsatzleiter. Er berichtete von einem umgefallenen Baum in Uerdingen – und von einem Pkw-Unfall mit zwei Verletzten auf der Untergath in Krefeld, bei dem ein Auto gegen eine Ampelanlage gefahren sei. Das habe aber wohl in keinem Zusammenhang zum Unwetter gestanden.

Im Rhein-Sieg-Kreis wurde die Feuerwehr zu 120 Einsätzen in der Nacht zu Sonntag gerufen, weil etwa Keller unter Wasser standen oder Bäume auf Straßen gestürzt waren. In der Gemeinde Much war ein Blitz auf einem Balkon eingeschlagen, worauf dieser in Brand geriet. Einsatzkräfte löschten die Flammen, verletzt wurde niemand. Auch im Hochsauerlandkreis kippten mehrere Bäume auf Straßen. Die meisten Strecken waren am Sonntagmorgen wieder frei.

Am Flughafen Köln/Bonn musste wegen des Unwetters kurzzeitig die Abfertigung auf dem Vorfeld eingestellt werden, ansonsten gab es aber keine größeren Probleme, hieß es dort. Die Deutsche Bahn berichtete auf Anfrage ebenfalls nur von kleinen Einschränkungen im Regionalverkehr, mit Schwerpunkt um Troisdorf.

„Die größte Regenmenge innerhalb einer Stunde in NRW meldete Lindlar. Zwischen ein und zwei Uhr morgens fielen fast 90 Liter pro Quadratmeter“, teilte eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes unserer Redaktion mit. Die stärksten Windböen seien in Königswinter gemessen worden - mit 71 Kilometern pro Stunde, das entspricht Windstärke  8.

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Foto: dpa/Oliver Berg

Die Vorhersage des DWD deutet auf einen weiteren unruhigen Abend hin: Von Süden her ziehen dann neue Gewitter in Nordrhein-Westfalen auf, teils unwetterartig mit orkanartigen Böen, Starkregen und Hagel, heißt es. Während die Temperaturen tagsüber in NRW am Nachmittag bei bis zu 31 Grad landen können, kühlt es dann nachts auf bis zu 15 Grad ab.

Für die folgenden Tage sieht der DWD dann in seiner Prognose jüngst ein wenig Abkühlung: „Zu Beginn der kommenden Woche überquert uns die Kaltfront von Tief Ulfert ostwärts und verdrängt die Hitze“, heißt es. Auch wenn die größte Unwettergefahr gebannt ist, dürfte es weiter Schauer und Gewitter geben.

In den Niederlanden hatten Unwetter bereits erhebliche Schäden angerichtet. Westlich von Utrecht wurden am Freitag sechs Häuser so stark beschädigt, dass sie vorläufig nicht mehr zu bewohnen sind. Neun Menschen wurden verletzt. In der Region des Nationalparks Utrechtse Heuvelrug wurden zudem Tausende Bäume umgeknickt. Möglicherweise habe es sich um einen Tornado gehandelt, sagte ein Behördensprecher. Untersuchungen des Wetterdienstes dazu seien noch nicht abgeschlossen. Auch in Teilen Deutschlands kam es zu wetterbedingten Verkehrsbehinderungen.

Von Tag zu Tag steigt derzeit auch vielerorts die Gefahr von Waldbränden. Bei dem bisher größten Brand in Brandenburg seit Beginn der Saison kämpften Feuerwehrleute auf einer Fläche von zehn Hektar bei Bötzow (Oberhavel) nordwestlich von Berlin gegen die Flammen. Bis auf drei Kreise galt in Brandenburg am Samstag nach Angaben des Umweltministeriums landesweit die höchste Gefahrenstufe fünf. Auch in anderen Bundesländern kam es bereits zu Bränden.

Mit Material von dpa.

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