Fluglärm in Bilk und im Hafen Gewitter: Jets weichen über City aus

Düsseldorf · Seit Wochen beobachten Bürger in Bilk und im Hafen, dass Flieger ungewöhnlich niedrig über der Stadt fliegen. Anwohner klagen über den Lärm. Hintergrund: Die Düsenjets nehmen eine Route über der City, weil sie gefährlichen Gewittern ausweichen müssen. Und deren Zahl steigt.

Die Anwohner von Stockum oder Lohausen kennen den Lärm der startenden und landenden Jets. Wer dort hinzieht, der weiß, was ihn erwartet. Doch diese Woche erreichten unsere Redaktion zahlreiche Anrufe von verunsicherten Bürgern aus Bilk, dem Hafen und Unterbilk.

Sie alle berichten über Fluglärm durch niedrig fliegende Maschinen über ihren Stadtteilen. "Unterbilk liegt in keiner Flugschneise und gehörte bis vor drei Monaten zu den ruhigsten Stadtteilen Düsseldorfs", schreibt eine RP-Leserin. Und weiter: "Wir haben nie — ich wohne seit 1980 hier — Flugzeuge gehört. Doch jetzt fliegen riesige Maschinen, teilweise sichtbar, über unserem Wohngebiet. An manchen Tagen waren es morgens vier Maschinen hintereinander." Bilk liegt gute zehn Kilometer vom Düsseldorfer Flughafen entfernt. Und auch aus diesem Stadtteil berichten Menschen in den vergangenen Wochen immer häufiger von Flugzeugen über ihren Dächern.

Die Stadtrouten werden bleiben

Die Daten der Deutschen Flugsicherung in Langen, wo zentral der gesamte Himmel über Deutschland überwacht und aufgezeichnet wird, bestätigen die Beobachtungen der Anwohner in der Innenstadt. Allein am 8. Juli überflogen vier Maschinen in den frühen Morgenstunden das Gebiet der Düsseldorfer Innenstadt in relativ niedriger Höhe.

Um 6.48 Uhr überflog eine Airberlin-Maschine vom Typ Airbus A 321 auf dem Weg nach Antalya die Innenstadt. Circa fünf Minuten später nimmt eine TuiFly-Boeing 737 auf dem Weg nach Heraklion die gleiche Route. Um 7.14 Uhr passiert ebenfalls eine Boeing 737, diesmal von German Sky Airlines nach Burgas/Bulgarien, die City. Und um kurz nach acht quert ein Flieger der Airline Germania auf dem Weg nach Zonguldak/Türkei, den Himmel über Bilk.

Für Axel Raab, Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) gibt es eine einfache Erklärung für die unheimlichen Jets über Düsseldorf. "Die Abweichungen von den Flugrouten, die wir in der letzten Zeit in Düsseldorf hatten, sind auf die vielen Gewitter zurückzuführen", sagt Raab, der selbst viele Jahre Fluglotse war. "Ein Pilot fliegt niemals freiwillig in ein Gewitter.

Denn im Gewitter sind sehr starke Turbulenzen, Hagelkörner, so groß wie Tennisbälle, und die Blitze können die Elektronik der Flugzeuge beschädigen", sagt der Experte. Wenn Gewitter in den An- oder Abflugzonen auftauchen, dann weiche der Pilot von den offiziellen Routen ab. Das sei nicht vom Fluglotsen gesteuert, sondern eine alleinige Entscheidung der Piloten. "Die Kapitäne der Maschinen sind wahrscheinlich aufgestiegen, sahen eine schwarze Wand über Neuss vor sich und haben dann abgedreht", sagt Raab.

Die Bürger sind in Sorge über die Risiken der tieffliegenden Jets über dicht bewohntem Gebiet. Für den Fluglotsen aber ist die Abwägung der Gefahren eine klare Sache. "Im Gewitter geht der Pilot ein Risiko für seine Passagiere ein. Das muss er auf jeden Fall vermeiden."

Da der Sommer bisher außerordentlich gewitterreich sei, seien die Flüge über der Innenstadt derzeit so häufig. "Wenn die Wetterlage so bleibt, dann werden wir auch weiterhin mit gelegentlichen Abweichungen rechnen müssen. Die Bürger wissen das natürlich nicht und sind dann oft überrascht, dass sie plötzlich völlig ungewohnt Flugzeuge über ihren Dächern haben", meint der DFS-Sprecher.

(RP/jco)
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