Tarifstreit der Metallindustrie Erste Warnstreiks der Gewerkschaft IG Metall in NRW gestartet

Neuss/Düsseldorf · In der Nacht zum Samstag sind die ersten Warnstreiks der Gewerkschaft IG Metall in NRW gestartet. Sechs Betriebe sollten jeweils für ein paar Stunden bestreikt werden. Auch an anderen Standorten in Deutschland waren Kundgebungen und Streiks geplant.

Neuss/Düsseldorf: Erste Warnstreiks der Gewerkschaft IG Metall in NRW
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Warnstreiks der Gewerkschaft IG Metall in NRW

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Die IG Metall hat in der Nacht zum Samstag erste Warnstreiks in der deutschen Metall- und Metall- und Elektroindustrie begonnen. Unmittelbar nach Ablauf der Friedenspflicht um Mitternacht legten Beschäftigte in ausgewählten Industriebetrieben die Arbeit nieder, wie Gewerkschafter vor Ort berichteten.

Allein in Nordrhein-Westfalen sollten am Samstag sechs Betriebe jeweils für einige Stunden bestreikt werden. Beschäftigte des Metallverarbeitungsunternehmens apt Extrusions legten um 00.01 Uhr komplett ihre Arbeit nieder, wie Kati Köhler, Gewerkschaftssekretärin bei IG Metall Köln-Leverkusen, sagte. Gut 60 bis 70 Kollegen und Kolleginnen waren dem Aufruf zum Warnstreik demnach gefolgt - darunter auch 15 bis 20 Mitglieder der IG Metall Jugend, der Jugendorganisation der Gewerkschaft.

Bei einer Kundgebung in Hagen, am Standort von Thyssenkrupp Hohenlimburg, nahmen nach Angaben des Gewerkschaftlers Jens Mütze knapp 150 Beschäftigte teil. Vor Tor 3 des Miele-Werks in Bielefeld kamen um 00.01 Uhr gut 100 bis 110 Beschäftigte zusammen.

Weitere Aktionen waren in München und bei Thyssenkrupp Rasselstein im rheinländischen Andernach geplant. In Baden-Württemberg sollte in Neckarsulm beim Autozulieferer Kolbenschmidt die Arbeit befristet ruhen.

Die Arbeitgeber hatten in den bislang regional geführten Verhandlungen jeweils Einmalzahlungen von 3000 Euro und zudem bei einer Laufzeit von 30 Monaten eine nicht bezifferte Erhöhung der Lohntabellen angeboten. Die Einmalzahlung soll steuer- und abgabenfrei direkt bei den Beschäftigten ankommen. Die Gewerkschaft verlangt hingegen für einen Zeitraum von zwölf Monaten dauerhaft acht Prozent mehr Geld für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten.

Das Angebot sei „fair und angesichts der extrem angespannten Wirtschaftslage angemessen“, erklärte der stellvertretende Verhandlungsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie NRW, Egbert Neuhaus. Es sei ein Vorschlag, auf dessen Grundlage nun zügig mit dem Ziel einer raschen Einigung weiterverhandelt werden könne. „Mit Blick auf die von Tag zu Tag schlechter werdende wirtschaftliche Situation brauchen unsere Unternehmen nun schnell und langfristig Planungssicherheit“, betonte Neuhaus.

Die 3000 Euro seien bei der aktuellen Preisentwicklung „schnell weg“, erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitnehmer, der IG-Metall-Bezirksleiter NRW Knut Giesler. „Darum braucht es auch schnell eine dauerhaft wirksame Erhöhung der Entgelte.“ Dazu sei aber nichts gekommen. „Dieses Angebot ist damit eine Aufforderung zu Warnstreiks.“ Die Arbeitgeber hätten in Zeiten großer Unsicherheit viel Zeit verschenkt, um den Menschen, aber auch den Unternehmen, Sicherheit zu geben.

Die Gewerkschaft kündigte nach den sechs Warnstreiks am Samstag einen weiteren für Sonntag an. Ein IG-Metall-Sprecher deutete auch für die Folgetage weitere Streikaktionen an: „Am 2. November geht es richtig los.“

Die Metallarbeitgeber bezeichneten die Warnstreiks als „unnötige Eskalation“. Warnstreiks seien in der aktuellen Situation nicht nachvollziehbar, ignorierten den Ernst der Lage und verzögerten die Lösungsfindung, hieß es in einer Mitteilung.

In der Branche sind in NRW rund 700.000 Menschen beschäftigt. Die Tarifparteien in NRW vereinbarten eine vierte Verhandlungsrunde für den 10. November.

(albu/toc/dpa)
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