„Mord aus Heimtücke“ 62-Jähriger soll Mann wegen lautem Telefonat erstochen haben

Münster · Vor dem Landgericht in Münster wird seit Freitagmorgen ein ungewöhnlicher Mordfall verhandelt. Ein 62-Jähriger soll einen Passanten erstochen haben, weil er sich über ein lautes Telefonat vor seiner Haustüre geärgert haben soll. Der Angeklagte will zunächst schweigen.

 Die Staatsanwaltschaft glaubt an einen „Mord aus Heimtücke“.

Die Staatsanwaltschaft glaubt an einen „Mord aus Heimtücke“.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Die Stiche gingen direkt in Brust und Bauch, einer traf das Herz. Vor knapp sechs Monaten ist in Münster ein 33-jähriger Mann erstochen worden, weil sich der mutmaßliche Täter über ein Telefonat des Opfers ärgerte. Seit Freitag muss sich der Beschuldigte in Münster vor Gericht verantworten.

Zu den Vorwürfen wollte der 62-Jährige zunächst schweigen. Bei vorherigen Vernehmungen der Polizei hatte der Deutsche gesagt, dass er sich an die Details der Tat nicht erinnern könne. Es handele sich um einen Mord aus Heimtücke und aus niedrigen Beweggründen, so die Staatsanwaltschaft. Es war der 9. Mai 2020, kurz vor 23 Uhr. Nach seinen Angaben bei der Polizei hatte sich der 62-Jährige über einen Mann geärgert, der direkt vor seiner Wohnung in Münster telefonierte. „Ich habe ihn von oben angesprochen und gesagt, dass das zu laut ist“, hieß es in seiner audiovisuellen Vernehmung, die zum Prozessauftakt am Schwurgericht Münster vorgespielt wurde. Später, als man zu Bett gehen wollte, sei seine Frau dann noch einmal nach unten gegangen, um mit ihm zu reden.

Als er von der Terrasse seiner Penthouse-Wohnung in Münster dann dessen „laute, aufgeregte Stimme“ gehört habe, habe er sich ein Küchenmesser genommen und sei ebenfalls vor die Tür gegangen. „Ich hatte Angst um meine Frau, es war mittlerweile dunkel.“ Danach hätten sich die Ereignisse überschlagen.

Er sei gestolpert, mit dem Messer in der Hand. „Der Mann ist aufgesprungen und hat ausgeholt“, so der Angeklagte bei der Polizei. „Ich wollte ihn zurückhalten.“ Dass der 33-Jährige verletzt worden war, habe er erst bemerkt, als er Blut auf dessen Hemd entdeckt habe. „Was genau im Detail passiert ist - daran erinnere ich mich nicht mehr.“

Die Ärzte hatten später sechs Stiche in Brust und Bauch gezählt. Einer habe mit großer Wucht zwei Rippen durchtrennt und das Herz getroffen, heißt es in der Anklage. Der 33-Jährige war noch in der Nacht trotz Not-Operation gestorben. „Du hast mir den Bauch aufgeschlitzt“, sollen laut Anklage die letzten Worte des 33-Jährigen gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das spätere Opfer von dem Angriff völlig überrascht wurde.

Wie aus der Video-Vernehmung hervorgeht, schmiss der Angeklagte das Messer nach der Tat laut den damaligen Angaben weg. Danach habe er seine Frau aufgefordert, einen Krankenwagen zu rufen. Dass der 33-Jährige direkt in der Nachbarschaft gewohnt hatte, habe er nicht gewusst, so der 62-Jährige.

Das Schwurgericht Münster hat für den Prozess zunächst noch sechs Verhandlungstage bis zum 18. Dezember angesetzt. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht dem Angeklagten lebenslange Haft.

(th/dpa)
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