Polizist erschießt Mann in Gelsenkirchen Angreifer war Polizei bekannt - er wollte Wald für Gebetsstätte roden

Gelsenkirchen · Im Falle des Angreifers, der in Gelsenkirchen von einem Polizisten erschossen wurde, werden immer mehr Details über die Vorgeschichte des Mannes bekannt. Offenbar handelte es sich um einen religiösen Eiferer mit psychischen Problemen.

Gelsenkirchen: Mann von Polizist erschossen - kein Terror
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Polizist erschießt Mann in Gelsenkirchen

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Foto: dpa/Rene werner

Mit dem Ruf „Allahu akbar“ (Gott ist groß), einem Messer und einem Knüppel in der Hand hat ein 37-jähriger Türke in Gelsenkirchen vor einer Wache randaliert und zwei Polizisten angegriffen, bevor er erschossen wurde. Zunächst ging die Polizei von einem Terroranschlag aus. Dieser Verdacht hatte sich laut Polizeiaber nicht weiter erhärtet. Stattdessen werden immer mehr Details über die Vorgeschichte des Mannes bekannt, die auf starke psychische Probleme hinweisen.

Der 37-Jährige sei seit 2002 in Deutschland und mehrmals mit der Polizei in Konflikt geraten. Er habe bereits zwei Monate im Gefängnis verbracht, weil er eine Geldstrafe wegen Beleidigung und Sachbeschädigung nicht bezahlt habe.

Erstmals war der Mann laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Januar 2018 auffällig geworden, als er in einem Wald eine Fläche rodete, um dort nach eigener Aussage eine „Gebetsstätte für Allah“ zu errichten, wie er Polizisten erklärt habe. Er habe geistig verwirrt gewirkt: So habe er erklärt, er befinde sich im Islamischen Staat und Nazi-Deutschland habe ihm sein Gehirn kaputt gemacht. Die Beamten hätten damals bei ihm die Bescheinigung einer geschlossenen Psychiatrie entdeckt, wonach von ihm keine akute Gefahr ausgehe. Ein Jahr später habe er Polizisten erklärt, er würde jetzt für den Islam missionieren. Daraufhin sei er erneut überprüft worden.

Der 37-jährige Türke sei zuvor bereits einmal als Prüffall Islamismus eingestuft und vom Staatsschutz unter die Lupe genommen worden, so Reul: „Ohne Befund.“ Auch bei der erneuten Überprüfung habe es keine Hinweise auf seine Einbindung in die islamistische Szene gegeben. „Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt von der Tat eines psychisch auffälligen Einzeltäters aus“, sagte Reul am Montag in Düsseldorf: „Alles Weitere müssen wir abwarten.“

Der Gelsenkirchener hatte am frühen Sonntagabend vor einer Polizeiwache in Gelsenkirchen mit seinem Knüppel auf einen parkenden Streifenwagen geschlagen. Dann soll er mit dem Messer hantiert und die 23 und 41 Jahre alten Polizisten bedroht haben. Der 23-jährige Kommissaranwärter - also ein Polizist in Ausbildung - hat den Angreifer am Sonntagabend mit vier Schüssen getötet. Ob dies in der Situation gerechtfertigt gewesen sei, wird nun von der Polizei Krefeld überprüft.

(siev/dpa)
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