An Polizei-Hochschule in Gelsenkirchen Dozentin erhält nach Tweet keinen Lehrauftrag

Gelsenkirchen · Nach einem Tweet ist sie ihren Nebenjob als Hochschuldozentin los: Bahar Aslan, die an der Polizei-Hochschule „interkulturelle Kompetenzen“ vermittelte, wird dies künftig wohl nicht mehr tun.

 Einer Dozentin wurde nach einem Tweet der Lehrauftrag an der Polizeihochschule Gelsenkirchen entzogen (Symbolbild).

Einer Dozentin wurde nach einem Tweet der Lehrauftrag an der Polizeihochschule Gelsenkirchen entzogen (Symbolbild).

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Eine Dozentin an der Polizei-Hochschule in Gelsenkirchen hat nach einem Tweet ihren geplanten Lehrauftrag an der Hochschule verloren. Ein bestehender Lehrauftrag sei ausgelaufen, aber eine weitere Beauftragung sei zum kommenden Semester geplant gewesen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums am Montag mit Verweis auf die Leitung der Hochschule. Dies sei von der Hochschulleitung gestoppt worden.

Die Hochschule bestätigte dies auf Anfrage: „Aus Sicht der Hochschulleitung ist die Dozentin aufgrund ihrer aktuellen Äußerungen ungeeignet, sowohl den angehenden Polizistinnen und Polizisten als auch den zukünftigen Verwaltungsbeamtinnen und -beamten eine vorurteilsfreie, respektive fundierte Sichtweise im Hinblick auf Demokratie, Toleranz und Neutralität zu vermitteln.“

Der Tweet von Dozentin Bahar Aslan lautet: „Ich bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund*innen in eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht. Das ist nicht nur meine Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land“, hatte die Dozentin Bahar Aslan am Samstag getwittert.

Der Tweet sorgte für reichlich Wirbel, nachdem „Focus online“ darüber berichtet hatte. Eine solche „Pauschalverurteilung der Sicherheitsbehörden geht gar nicht“, so der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens am Montag. Der Fall müsse arbeits- und strafrechtlich aufgearbeitet und geprüft werden.

Auch der CDU-Innenpolitiker Christos Katzidis sagte, die Äußerung sei „unerträglich und untragbar“. Er erwarte eine strafrechtliche und eine disziplinarrechtliche Prüfung. „Sie ist ja auch Lehrerin an einer Hauptschule.“

Aslan verteidigte sich und sprach von einer Verleumdungskampagne: Es habe sich bei ihrem Tweet nicht um eine Pauschalverurteilung aller Polizisten gehandelt, wie der GdP-Landeschef behaupte. Nun bekomme sie im Minutentakt Hass-Botschaften.

Aslan bekam auf Twitter auch viel Zuspruch: Sie habe ein real existierendes Problem angesprochen und sei nur der Überbringer unangenehmer Tatsachen. Ein „Provinz-StA“ twitterte, die strafrechtliche Prüfung lasse sich relativ schnell abhaken. Aslan habe sich lediglich verächtlich über Rechtsextreme innerhalb der Polizei geäußert.

(toc/dpa)
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