Schwerpunkt in NRW Großrazzia gegen Geldwäsche – „Das war ein verdammt dickes Ding“

Düsseldorf · Großeinsatz der Polizei am Mittwoch: 1400 Beamte durchsuchen Wohnungen und Büros in drei Bundesländern. Es geht um Geldwäsche und illegale Finanztransfers in Ausland, außerdem besteht der Verdacht der Terrorfinanzierung.

Razzia in NRW: Großeinsatz der Polizei gegen Geldwäsche
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Foto: dpa/Christoph Petersen

Bei Großrazzien gegen Geldwäsche und organisierte Kriminalität hat die Polizei am Mittwochmorgen schwerpunktmäßig in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Niedersachsen und Bremen Wohnungen und Büros durchsucht. Das internationale Netzwerk soll 140 Millionen Euro ins Ausland verschoben haben. Die Ermittler stufen das Netzwerk als kriminelle Vereinigung ein und ermitteln gegen 67 Verdächtige. Elf von ihnen wurden am Mittwoch verhaftet. NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sprach von einem „Paukenschlag“ gegen die Organisierte Kriminalität.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von einem der größten Verfahren seiner bisherigen Amtszeit. Es seien Autos, Geld und Gold im Wert von mehr als drei Millionen Euro sichergestellt worden - und eine Stereoanlage im Wert von 100.000 Euro. Auch ein Steuerberater habe unangemeldeten Besuch bekommen. „Wir haben heute einen extrem ergiebigen Geldhahn abgedreht“, sagte Reul. „Das war ein verdammt dickes Ding.“

Mehr als Tausend Polizeikräfte seien im Einsatz, darunter auch Spezialeinheiten, teilte die Polizei am Morgen mit. In NRW lag der Schwerpunkt des Einsatzes in Wuppertal und Düsseldorf, hier waren auch SEK-Einheiten aus anderen Bundesländern beteiligt. Außerdem berichtet die Polizei von Durchsuchungen in Bergisch Gladbach, Bochum, Bottrop, Bremerhaven, Castrop-Rauxel, Dortmund, Erkelenz, Essen, Geilenkirchen, Gelsenkirchen, Hannover, Heinsberg, Hückelhoven, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Neuss, Olfen, Remscheid, Schwerte und Viersen. In einigen Städten würden die Maßnahmen noch andauern.

 Auch in Düsseldorf gab es Durchsuchungen.

Auch in Düsseldorf gab es Durchsuchungen.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Bei den Großrazzien geht es vor allem um die persönliche Bereicherung der Verdächtigen. Allerdings stehe auch der Verdacht der Terrorismusfinanzierung im Raum, hieß es am Mittwochmorgen aus Sicherheitskreisen. Die Verdächtigen sollen mit illegalen Zahlungsdiensten Gelder aus Straftaten gewaschen haben. Nach vorläufiger Schätzung beträgt das Transaktionsvolumen etwa 140 Millionen Euro.

Zudem wird den Beschuldigten vorgeworfen, zu Unrecht Sozialleistungen zu beziehen, Sozialversicherungsbeiträge und Steuern nicht zu entrichten und sich bei der Verschleierung gegenseitig zu helfen. Aus den Reihen der Verdächtigen sollen darüber hinaus Gewalttaten wie bewaffneter Raub und Geiselnahme begangen worden sein, um Geld einzutreiben.

Ein 39-jähriger Syrer sei daneben als mutmaßlicher Terrorist verhaftet worden. Er soll der islamistischen Al-Nusra-Front angehören oder angehört haben und wird gesondert verfolgt.

Die Verdächtigen seien Mitglieder eines international agierenden Geldwäsche-Netzwerkes. Ziel sei es, Beweismittel und illegale Vermögenswerte zu beschlagnahmen. Bislang seien laut Polizeibericht umfangreiche Beweismittel und nicht unerhebliche Vermögenswerte im Gesamtwert von über 2 Millionen Euro gesichert worden, darunter Luxusautos, hochwertige Uhren, Gold und Schmuck. Nähere Details wollte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Nachmittag bei einer Pressekonferenz bekanntgeben.

Eine Zentralstelle für die Verfolgung organisierter Kriminalität bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf führt laut Mitteilung die Ermittlungen, die sich gegen Mitglieder eines sogenannten Hawala-Netzwerkes richten. Beim Hawala-Banking können Kunden gegen eine Provision große Summen ins Ausland überweisen. Solche Finanztransfers sind in Deutschland nur mit Zustimmung der Bankenaufsicht erlaubt. 80 Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte seien durchsucht worden. Die Haftbefehle gegen zehn Beschuldigte seien im Vorfeld erwirkt und am Mittwoch vollstreckt worden, hieß es in der Mitteilung.

Laut Sicherheitskreisen handelt es sich um eines der größten Verfahren der vergangenen Jahre. Demnach sollen mehr als 100 Millionen Euro aus illegalen Geschäften in die Türkei und nach Syrien transferiert worden sein. Der WDR und die „Bild“-Zeitung hatten zuvor berichtet.

Die Ermittler sind sicher, dass das Geld unter anderem aus dem Drogenhandel kam und gewaschen werden sollte. Ein Teil könnte auch zur Terrorfinanzierung in Syrien benutzt worden sein.

 Polizeikräfte gehen in eine Wohnung in Wuppertal.

Polizeikräfte gehen in eine Wohnung in Wuppertal.

Foto: dpa/Christoph Petersen

Ausgangspunkt der Ermittlungen sei ein Zufallsfund der Polizei gewesen. Dabei hätten die Beamten bei einer Kontrolle auf der A 61 300.000 Euro Bargeld versteckt in einem Turnbeutel gefunden, berichtete der WDR.

(bora/afp/dpa)
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