Kleve Geldfälscher-Bande vor Gericht

Kleve · Der italienische Wirt des Klever Restaurants "Il Nido" muss sich seit Montag mit drei weiteren Landsleuten vor dem Landgericht Kleve verantworten. Ihnen wird gewerbs- und bandenmäßiges Geldfälschen vorgeworfen.

Lecker italienisch essen, da gingen viele Klever in den Jahren 2009 und 2010 gerne zum Aussichtsturm an die Königsallee, wo Pasquale P. (37) das "Il Nido" betrieb. Am 22. Oktober 2010 war das Restaurant dann plötzlich geschlossen, wegen "technischer Probleme", wie ein Aushang kundtat.

Am Montag konnten sich ehemalige Gäste in den Zuschauerreihen des Saals A122 im Landgericht Kleve einen Eindruck davon verschaffen, worin diese Probleme genau bestanden: Pasquale, sein Koch Saverio M. (39) sowie zwei weitere Italiener (29, 31) sollen als Bande in großem Stil mit Falschgeld gehandelt haben!

Das Nebengeschäft, das – wenn die Vorwürfe der Staatsanwalt zutreffen – deutlich einträglich gewesen sein muss als der Verkauf von Pasta und Pizza, endete jenem Oktobertag mit einer Polizeikontrolle auf einer Autobahn in Bayern. Die Beamten fanden unter der Rücksitzbank gelagert und in den Jacken eines der drei Kuriere eingenäht Blüten im Wert von 111.140 Euro.

Gesprächsangebot des Anwalts

"Das Falschgeld sollte in Deutschland zu 35 Prozent des Nennwerts verkauft werden", so Oberstaatsanwalt Guido Schulz in seiner Anklage. Er geht von "gewerbs- und bandenmäßigem Falschgeldhandel" aus, so dass eine Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren droht. Die Indizienlage scheint erdrückend, und so versucht es der Anwalt des Koches mit einem Gesprächsangebot. Doch Jürgen Ruby, der Vorsitzende Richter der 1. Strafkammer, hält davon nicht viel: "Gedealt wird hier eigentlich nicht."

Dann grätscht Dr. Peter Lukassen, der Verteidiger des Wirtes, dazwischen: "Hier ist einseitig zu Lasten meines Mandanten ermittelt worden, hier sind V-Leute eingesetzt worden, die hier nicht aussagen müssen. Das halte ich für problematisch und erwäge deswegen eine Klage vor dem Verwaltungsgericht." Ruby bleibt weiter die Gelassenheit in Person: "Ich sehe keine Möglichkeit, darauf hinzuwirken, dass diese Zeugen hier erscheinen. Aber wenn Sie eine Idee haben – bitte!"

Nach diesen Auftaktspielchen darf dann Pasquale P. seinen Lebenslauf schildern. 1989 sei er nach Deutschland gekommen, habe 20 Jahre in Kamp-Lintfort in einer Pizzeria gearbeitet und dann mit einem Kredit über 18 000 Euro in Kleve das "Il Nido" eröffnet. "Am Anfang lief es schlecht, später konnte ich von den Einnahmen leben." Heute sei der Laden in der Insolvenz, ihm gehöre nichts mehr.

Auf Nachhaken des Staatsanwalts muss Paquale P. dann einräumen, dass seine finanzielle Situation alles andere als rosig war. Es habe Schulden in Höhe von mindestens 126 000 Euro gegeben. "Das waren Kredite für Autos", erklärt sein Anwalt. "Das war alles überschaubar." Zur Sache möchte er sich nicht äußern, anders als sein Koch: "Ich habe 15 Jahre nur gearbeitet, es hat nie Probleme gegeben, und jetzt das!"

Er stammt aus Süditalien, acht Jahre Schule, keine Berufsausbildung, Hilfsarbeiter am Bau und in der Küche, zwei Kinder, die bei der Mutter leben, und seit 2009 Koch im "Il Nido". Er habe 200 bis 250 Euro im Monat verdient – und reichlich Schulden gehabt. Mit der von seinem Rechtsanwalt Dr. Frank Seebode verlesenen Erklärung des dritten Angeklagten endet der erste Verhandlungstag.

Der Inhalt: "Ja, ich bin nach Italien gefahren, um Falschgeld zu holen und in Deutschland in Verkehr zu bringen. Ja, ich bin kurz hinter der Grenze verhaftet worden, so dass es nicht mehr dazu gekommen ist." Kein Wort zu Mittätern, Auftraggebern oder Hintermännern. So kennt man das aus Italien: Nur zugeben, was ohnehin nicht abzustreiten ist. Der Prozess wird am Mittwoch, 6. Juli, fortgesetzt.

(RP/jul)
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