Hitzerekord gebrochen Geilenkirchen feiert seinen Ruhm

Geilenkirchen · Zum Rekord gibt es Eis für die ganze Verwaltung: Ganz Geilenkirchen schwitzt und freut sich über den Rekord als deutsche Hitze-Hauptstadt.

 Geilenkirchen ist Hitze-Hauptstadt Deutschlands.

Geilenkirchen ist Hitze-Hauptstadt Deutschlands.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Georg Schmitz mag eigentlich keine Hitze. Nicht über 30 Grad. Trotzdem freut sich der Bürgermeister, dass Geilenkirchen bundesweit jetzt als „Hitze-Stadt“ bekannt geworden ist, die alle bisherigen Rekorde bricht. „Für den Ruhm nehme ich das Schwitzen in Kauf“, sagt der 68-Jährige in seinem Büro. Der Raum ist abgedunkelt, der Ventilator läuft. Schmitz trägt eine lange Jeans - so fühlt er sich am wohlsten. Auch jetzt.

Nach dem Hitzerekord vom Mittwoch, den der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag anerkannte, ist Geilenkirchen so etwas wie die deutsche Hitze-Hauptstadt. Dank des Rekordwerts von satten 40,5 Grad ist die Kleinstadt nahe der niederländischen Grenze bundesweit im Gespräch. Auch wenn das Wetter den Job macht und nicht der Chef im Rathaus: „Als Bürgermeister der heißesten Stadt Deutschlands ist man schon stolz“, sagt Schmitz.

Die 40,5 Grad wurden am Mittwoch auf dem Nato-Flughafen an einer Messstation der Bundeswehr verzeichnet. Mit 40,3 Grad waren im unterfränkischen Kitzingen im Jahr 2015 zuvor die bundesweit heißesten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen worden.

„Bisher wurde immer Kitzingen als die heißeste Stadt genannt. Jetzt heißt es Geilenkirchen“, sagt der Bürgermeister - wohl wissend, dass selbst viele in Nordrhein-Westfalen erst mal gucken müssen, wo dieses Geilenkirchen denn liegt. „Wir sind die westlichste Kleinstadt Deutschlands“, erklärt er. Nordwestlich von Aachen, 29 000 Einwohner, „steigende Tendenz“, beachtlich viele amerikanische Touristen, die Verwandte auf der Air Base besuchen und in die kleine Stadt kommen.

In Geilenkirchen war es in der Vergangenheit immer schon mal heißer als anderswo im Land, erzählt der Rathaus-Chef: Und als dann Anfang der Woche die Hitzewelle angekündigt wurde, wappnete der parteilose Bürgermeister seine Verwaltung: Er bestellte für die Mitarbeiter erst einmal eine ganze Ladung Mineralwasser. Am Tag darauf entschied er, dass die Männer in kurzen Hosen zur Arbeit kommen können. „Die Frauen ziehen sich bei einem solchen Wetter ja eh luftiger an“, sagt er.

Natürlich wird der Rekord gefeiert: Am Nachmittag gibt es für die ganze Belegschaft Eis, drei Kugeln - nacheinander Amt für Amt - egal ob der Rekord nun offiziell ist oder nicht. Diana De Pellegrin in der Eisdiele ist auf den Ansturm vorbereitet. „Die Klassiker Schokolade, Vanille, Erdbeere gehen ja immer“, sagt sie. Der Kundenandrang hält sich an dem Morgen aber noch in Grenzen. Die langen Schlangen vor der Theke bildeten sich erst am Abend. „Jetzt ist es den Leuten einfach zu heiß“, sagt die Eis-Verkäuferin.

Auch Bürgermeister Schmitz will tagsüber nicht rausgehen, jedenfalls nicht freiwillig. Seine App zeigt schon am Vormittag 29 Grad für die Stadt an. „Ich halte höchstens mal den Finger raus“, schmunzelt er. Aber er wird die Temperaturentwicklung im Blick behalten: Der Hitze-Rekord könnte am Donnerstag schon wieder geknackt werden. Aber auch in Geilenkirchen soll es wieder sehr, sehr heiß werden. Warum also nicht von Geilenkirchen?

(ham/dpa)
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