NRW Gefährliche Spielplätze

NRW · Rostiges Metall, verfaultes Holz, vorstehende Schrauben: Neun von zehn deutschen Spielplätzen weisen einer TÜV-Studie zufolge erhebliche Sicherheitsmängel auf. Auch Plätze in der Region sind betroffen. Vielen Städten fehlt das Geld, um sie regelmäßig zu sanieren.

So schneiden Spielplätze in NRW ab
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Foto: AP

Die siebenjährige Nataly hat sich beim Spielen verletzt — auf dem Spielplatz an der Schlesischen Straße in Düsseldorf hatte sie sich ihren Finger an gesplittertem Holz aufgerissen. Die Wunde ist inzwischen verheilt, doch Natalys Mutter, Liesel Richter, hat Angst, dass sich noch mehr Kinder an den Geräten verletzen. "Überall stehen Metallbalken hervor. Es ist viel zu wenig Sand auf dem Platz", sagt die 32-Jährige, "das ist gefährlich." Seit zwei Jahren liege sie dem Düsseldorfer Gartenbauamt deswegen in den Ohren. Eine kleine Ladung Sand sei inzwischen zwar gekommen, sagt Liesel Richter. "Doch im Großen und Ganzen hat sich wenig getan."

Beschwerden über den schlechten Zustand von Spielplätzen gehören beim Düsseldorfer Gartenbauamt zum Alltag: Am kleinen Torfbruch hat die Wippe gefährliche Metallränder, am Alice-Heye-Platz faulen die Pfosten des Klettergerüstes, und am Röntgenweg droht eine Schaukel einzustürzen. Mit seiner Mängelliste — erstellt vom TÜV Rheinland — ist Düsseldorf nicht allein. Von bundesweit 75 Spielplätzen, die der Tüv untersucht hat, wiesen 68 zum Teil verheerende Wartungs- und Sicherheitsmängel auf.

In 16 Fällen forderten die Sachverständigen sogar eine sofortige Sperrung der Spielgeräte, da sie für Kinder lebensgefährlich seien. Die größten Gefahren gehen von Verschleiß und Fehlkonstruktionen bei Klettergerüsten aus, marodem Holz, rostigem Metall und vorstehenden Schrauben, riskanten Rutschen sowie spitzen Steinen und scharfkantigen Mauern.

Die Finanznot zwingt viele Kommunen, auch an Spielplätzen zu sparen. 15.000 Euro kostet allein eine neue Schaukel, ein größerer Kletterturm aus Holz ist für stolze 45.000 Euro zu haben. In Solingen — am Engelsberger Hof sind laut Tüv Netzpyramide, Barren, Einpunktschaukel und Spielschiff nicht einwandfrei — sollen demnächst 20 bis 30 der 180 Spiel- und Bolzplätze stillgelegt werden. 60.000 Euro Kontroll- und Instandhaltungskosten hofft Solingen so zu sparen. "Ab 2013 muss die Stadt 45 Millionen Euro einsparen, wenn sie die drohende Überschuldung abwenden will", sagt ein Sprecher. Derzeit erarbeitet die Stadtverwaltung eine Liste entbehrlicher Spielplätze. Diese sollen zu "naturbelassenen Spielflächen" werden, um die sich engagierte Anwohner kümmern.

Mönchengladbach wirtschaftet seit Jahren mit einem Haushaltssicherungskonzept. Von den 36 Spielplätzen, bei denen 2008 zu hohe Arsenwerte im Bodenbelag festgestellt wurden und die deshalb saniert werden müssten, konnte bisher erst die Hälfte in Ordnung gebracht werden. Drei Spielplätze wurden des Arsens wegen stillgelegt. 24 weitere will die Stadt schließen, weil sie kaum noch benutzt werden oder verwahrlost sind. Dass die Stadt 20 Spielplätze in nächster Zeit auf Vordermann bringen kann, verdankt sie einer Million Euro aus dem Konjunkturpaket II.

Duisburg, wo man vor Jahren 55 Spielplätze aufgegeben hatte, übereignete die übrigen inzwischen den eigenen Wirtschaftsbetrieben. Seit 2004 sanieren diese nacheinander alle 300 Spielplätze für jährlich 300.000 Euro. 122 sind bereits saniert worden. Jugendamtsleiter Thomas Krützberg hofft, dass das Projekt in vier Jahren abgeschlossen ist. Wobei man von einem Ende eigentlich nicht sprechen kann. "Dann werden wir wieder beim ersten Spielplatz anfangen. Holz verrottet eben", sagt er.

Auch Düsseldorf hat 2004 ein Sanierungsprogramm aufgelegt. 1,5 Millionen Euro steckt die Stadt jährlich allein in neue Geräte, noch einmal so viel fließt in die Pflege der Anlagen. Zehn Spielplatzkolonnen mit je drei Mitarbeitern sind mindestens einmal wöchentlich vor Ort, um die Geräte zu prüfen, Böden zu pflegen, Mülleimer zu leeren. Dass sie trotzdem nicht alle Sicherheitsmängel beheben können, belegen die vielen Anrufe beim Gartenbauamt. Die Probleme an der Schlesischen Straße seien bekannt, sagt eine Mitarbeiterin. Versprechen kann sie jedoch nur so viel: Am Wochenende soll wieder ausreichend Sand darüber liegen.

(RP)
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