Lokführerstreik seit 14 Uhr Zwei von drei Fernzügen fallen aus

Frankfurt/Main · Schon seit dem frühen Mittwochmorgen sorgt der für 14 Uhr angekündigte Streik der Lokführer für Zugausfälle. Nach Angaben der Bahn fällt jede dritte Fern-Verbindung aus. Auch NRW ist betroffen. Das Unternehmen sieht sich von der Lokführer-Gewerkschaft hintergangen.

Verspätung wegen Bahnstreik: Das sind Ihre Rechte
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Foto: dpa, rwe htf

Seit dem Morgen gebe es bereits Einschränkungen, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Zwei Drittel der Fernzüge fallen aus. Dass es schon seit dem frühen Morgen Einschränkungen gibt, obwohl der Streik erst um 14 Uhr beginnen soll, hat aus Sicht der Bahn gute Gründe.

Eine Bombenentschärfung in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens aktuell zu weiteren massiven Verkehrsstörungen. Mehrere Buslinien werden wegen der Entschärfung der Zehn-Zentner-Bombe umgeleitet. Außerdem ist die Auffahrt zum Flughafen gesperrt, weil Teile der A44 nicht befahrbar sind.

Die Lokführer-Gewerkschaft GDL will von 14 Uhr am Mittwoch bis 4 Uhr am Donnerstagmorgen flächendeckend streiken. Im Fern- und Regionalverkehr wie bei den S-Bahnen sollen die Züge still stehen.

Für Mittwoch geplante vertrauliche Gespräche zwischen Bahn und GDL wurden abgesagt. "Das ist jetzt Makulatur", sagte der Bahnsprecher. Dass die Lokführer trotz dieses Gesprächsangebots erneut streiken wollten, werte die Bahn als Vertrauensbruch.

Im festgefahrenen Tarifkonflikt rief die Lokführergewerkschaft GDL ihre Mitglieder am Dienstagabend zu einem flächendeckenden 14-stündigen Ausstand auf - von 14 Uhr am Mittwoch bis 4 Uhr am Donnerstagmorgen.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sah sich außerstande, Verständnis für den Streikaufruf zu empfinden. Er habe sich mit GDL-Chef Claus Weselsky verabredet, um am Mittwoch und Donnerstag Lösungen für den Konflikt zu suchen, sagte Weber am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. "Und das Stunden, bevor diese Gespräche überhaupt erst beginnen, die GDL zum Streik aufruft - das ist schon eine Dreistigkeit und Unverschämtheit", sagte Weber.

 Vor den Service-Centern im Hauptbahnhof Köln bildeten sich am Morgen lange Schlangen.

Vor den Service-Centern im Hauptbahnhof Köln bildeten sich am Morgen lange Schlangen.

Foto: inga methling

Ausfälle seit Mitternacht

Im Fernverkehr gilt bereits seit Mitternacht wegen des angekündigten Lokführerstreiks am Mittwoch ein Ersatzfahrplan. Zahlreiche Züge fallen aus. Mit einem zweiten Notfahrplan versucht die Bahn, die Auswirkungen des angekündigten Lokführerstreiks weiter zu mildern.

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Auch der Regionalverkehr ebenso wie S-Bahnen und Güterzüge fallen aus. "Ab Mittwochmorgen fahren nicht nur die Züge des Fernverkehrs nach einem Ersatzfahrplan, ab 9 Uhr gibt es auch im Regionalverkehr einen eingeschränkten Fahrplan", sagte Bahn-Sprecher Matthias Franke am Morgen. Ziel sei es, trotz des Streiks so viele Reisende wie möglich ans Ziel zu bringen.

Lage in NRW

Der Streik trifft die Bahnfahrer in NRW aufgrund des Notfallplans bereits am frühen Morgen: Im Fernverkehr fallen nach Angaben der Bahn erste Züge aus. Betroffen waren beispielsweise Verbindungen aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet nach Amsterdam, Basel, Stuttgart, München und Kiel. Auch im Regionalverkehr machen sich demnach erste Einschränkungen bemerkbar. In Köln gab es am Morgen lange Schlangen vor dem Info-Center und genervte Gesichter.

Fahrplanauskunft

Reisende können die am Mittwoch gültigen Zugverbindungen seit Dienstagabend auf der Website der Bahn über die normale Fahrplanauskunft abrufen, teilte der Konzern mit. Auch die gesamten Abfahrten und Ankünfte für einen speziellen Bahnhof lassen sich in Echtzeit anzeigen. Daneben werde das Personal an Bahnhöfen verstärkt, teilte die Bahn mit.

Kostenlose Hotline

Ab Mittwoch 8 Uhr will die Bahn eine kostenlose Service-Telefonnummer schalten. Die dazugehörige Nummer: 08000 99 66 33. Zudem informiert die Bahn telefonisch über Verspätungen unter 0180/6996633 (20 Ct/Anruf auf dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk max. 60 ct./anruf ). Mobil erhält man Informationen unter m.bahn.de und per App. Wo der Streik selbst zu Ausfällen und Verspätungen führt, wisse man aber erst zu Beginn des Arbeitskampfes um 14 Uhr, sagte ein Bahnsprecher.

Fernbusse profitieren

Die Fernbusbetreiber profitieren vom Streik der Lokführer. Wegen Hunderter Zugausfälle steigen derzeit Berufspendler und Reisende häufiger bei den Bahn-Konkurrenten ein. "Die Buchungen steigen spürbar zwischen zehn und 20 Prozent an", sagte Matthias Schröter, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer, am Mittwoch. In einer solchen Situation hätten die Fernbus-Anbieter immer einen größeren Zulauf.

Verspätungen auch am Donnerstagmorgen erwartet

Erfahrungsgemäß sind auch nach dem Ende des Streiks noch erhebliche Einschränkungen möglich. "Wir werden Donnerstagmorgen so schnell wie möglich versuchen, wieder den Normalbetrieb aufzunehmen", sagte ein Bahnsprecher. Pendler sollten am Donnerstagmorgen aber mehr Zeit einplanen, um rechtzeitig an den Arbeitsplatz zu kommen. Auch der Güterverkehr ist von dem Ausstand betroffen.

GDL verlangt fünf Prozent mehr Geld

Ob weitere Streiks eventuell am Wochenende drohen, wollte GDL-Chef Claus Weselsky nicht sagen. "Wir kündigen jede Arbeitskampfmaßnahme rechtzeitig an", sagte Weselsky dem "Tagesspiegel". Er vertrat zudem die Ansicht, die GDL habe die Fahrgäste der Bahn rechtzeitig vor den Streiks. "Am Vorabend 18 Uhr ist rechtzeitig, wenn die Streiks um 14 Uhr beginnen", sagte er.

Die Deutsche Bahn verweigere inhaltliche Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), kritisierte der Vorsitzende Claus Weselsky - ein Vorwurf, den die Bahn erst am Dienstag zurückgewiesen hatte. "Die DB verlangt von uns tatsächlich, dass wird die Füße stillhalten, bis wir gesetzlich abgeschafft werden", sagte Weselsky, der auf ein Gesetz zur Tarifeinheit verwies, das die Bundesregierung plant.

Scharfe Angriffe bis zuletzt

Die Lokführergewerkschaft will auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen sowie Disponenten verhandeln, die in den Leitzentralen Züge und Personal koordinieren. Dabei rivalisiert sie mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die Bahn will aber konkurrierende Tarifverträge verhindern, deshalb scheiterten bislang die Verhandlungen.

Weselsky betonte: "Der Arbeitgeber weiß, dass wir bereit sind, bei den inhaltlichen Verhandlungen auch Zugeständnisse zu machen." Zuvor hatte der die Bahn am Dienstag nochmals scharf angegriffen. An die Gewerkschaftsmitglieder schrieb er: "Wir müssen gemeinsam erleben, wie das Management der DB in einer unglaublich perfiden Art Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um unsere berechtigten Forderungen zum Schutz vor Überlastung des Zugpersonals abzuschmettern."

Die Lokführer würden "als unbotmäßige, nimmersatte und den sozialen Frieden des Landes bedrohende Separatisten in die Ecke gestellt", beklagte Weselsky. "Damit werden wir in der Tarifrunde 2014 ein für alle Mal Schluss machen." Er fügte hinzu: "Der gezielte Versuch, euren Bundesvorsitzenden als Egomanen zu diskreditieren, geht gründlich in die Hose", schreibt er in einer Gewerkschaftszeitschrift.

Die Bahn wies unterdessen den Vorwurf zurück, sie weigere sich, über Inhalte zu verhandeln. "Es ist angesichts der Liste von Angeboten und Vorschlägen schon ein starkes Stück zu behaupten, die DB wolle nicht über Inhalte sprechen", teilte eine Sprecherin mit. "Die GDL weiß genau, dass das Gegenteil der Fall ist."

Bahnreisende bekommen einen Teil ihres Ticketpreises zurück, wenn sich ihr Zug wegen eines Streiks bei der Deutschen Bahn um mehr als 60 Minuten verspätet. Die Deutsche Bahn kann in diesem Fall keine höhere Gewalt geltend machen. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) im September 2013 (Rechtssache C-509/11). Ab 60 Minuten Verspätung erhalten Bahnkunden 25 Prozent des Reisepreises zurück, ab 120 Minuten sind es sogar 50 Prozent.

(dpa/Reu)
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