Krefeld Furcht vor Munition im Boden

Krefeld · Ein Investor will auf dem Schießplatz des britischen Militärs im Hülser Bruch einen Outdoor-Spielplatz einrichten. Gepachtet hat er vom Bund. Die Stadt verweigert die Genehmigung – dort kann noch scharfe Munition lagern.

 Der frühere Schießplatz ist nicht überall wie am Eingang gesichert: Teile der Zaunanlage wurden entwendet oder durch niederstürzende Bäume zu Boden gedrückt, so dass das Gelände frei zugänglich ist.

Der frühere Schießplatz ist nicht überall wie am Eingang gesichert: Teile der Zaunanlage wurden entwendet oder durch niederstürzende Bäume zu Boden gedrückt, so dass das Gelände frei zugänglich ist.

Foto: Thomas Lammertz

Ein Investor will auf dem Schießplatz des britischen Militärs im Hülser Bruch einen Outdoor-Spielplatz einrichten. Gepachtet hat er vom Bund. Die Stadt verweigert die Genehmigung — dort kann noch scharfe Munition lagern.

Die Vorbereitungen laufen: Überlebenstraining, Drilling, Geocaching, Crossrunning, Klettern, Mountainbiking, Seilzugtechniken und "Personal Outdoortraining" sollte es eigentlich demnächst auf der nach dem Abzug des britischen Militärs verwaisten 6,7 Hektar großen Fläche des alten Schießplatzes im Hülser Bruch geben.

Der Betreiber Klaus Bahr, der das Gelände von der Bundesvermögensverwaltung gepachtet hat, hat begonnen, die auf dem Gelände wachsenden Pappeln zu fällen und einen Seil-Klettergarten einzurichten. Doch die Fläche ist offenbar weit gefährlicher als bisher bekannt. Schilder untersagen das Betreten des überwucherten Waldgeländes mit seinen baufälligen Bunkern und Erdschächten, das beträchtliche militärische Altlasten wie Panzerhaubitzen- und Gewehrmunition aufweisen soll.

Die Bundesimmobilienanstalt als Eigentümer des hinter dem Krefelder Sprudel gelegenen Geländes hat den Schießplatz jahrelang nicht gewartet: Große Teile der Zaunanlage wurden entwendet oder durch niederstürzende Bäume zu Boden gedrückt, so dass das Gelände frei zugänglich ist.

Wer ist der Betreiber? In den Unterlagen zur Bezirksvertretung wird Klaus Bahr genannt — für den Spielplatz hat er eine Internetseite unter www.concordare-ep.de eingerichtet, auf der sich aber kaum Informationen finden.

In der Bezirksvertretung Nord ist das Projekt jetzt erstmals öffentlich diskutiert worden. Bürgermeisterin Jutta Pilat (FDP) hatte nach einer Besichtigung des Geländes in der Bezirksvertretung Nord die Frage gestellt, ob diese Entwicklung der Stadt bekannt sei, und warum die Stadt sich nicht früher um die Zukunft des Schießplatzes gekümmert habe, der 1902 durch einen Beschluss des damaligen Krefelder Rates für die neu errichtete Garnison der Krefelder Husaren eingerichtet worden war? "Das Gelände ist so nicht verkehrssicher", urteilt Theo Malschützky von der Unteren Landschaftsbehörde. "Der Betreiber muss eine Menge Genehmigungen einholen. Derzeit sieht sich die Untere Landschaftsbehörde nicht in der Lage, auch nur eine Genehmigung zu erteilen."

Der Betreiber hat begonnen, den Pappelbestand zu reduzieren. Dem begegnete die Stadt mit einem Ordnungswidrigkeitenbescheid, weil die Brutzeiten der Vögel nicht beachtet worden sind. Dieser Bescheid war unwirksam, weil Baumfällarbeiten nach neuer Rechtsprechung ganzjährig durchgeführt werden können.

Für die vielfältigen Outdooraktivitäten müsste das Gelände nicht nur von den Altlasten befreit werden, sondern auch entsprechend aufbereitet werden. Dies verbietet das geltende Landschaftsrecht. Um in der verfahrenen Lage weiterzukommen, hat inzwischen ein Gespräch zwischen Landschaftbehörde, Eigentümer und Pächter stattgefunden. Daraufhin hat der Pächter seine Pläne reduziert. Mit Rettungshunden soll nur noch die Rettung von Erdbebenopfern trainiert werden.

Landschaftsschützer Malschützky kritisierte die Bundesimmobilienanstalt: "Der Eigentümer hat wohl den Versuch gemacht, sich zu Lasten des Pächters aus der Verantwortung zu stehlen."

(oes)
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