Demos statt Schule „Fridays for Future“-Schülern drohen Bußgelder

Köln · Bis Freitag wollen Schüler von Fridays for Future in Köln für besseren Klimaschutz streiken. Sie könnten im schlimmsten Fall erhebliche Probleme mit ihren Schulen bekommen.

Köln: 5-Tage-Demo von „Fridays for Future“
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5-Tage-Demo von „Fridays for Future“ in Köln

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In der letzten Unterrichtswoche vor den NRW-Sommerferien hat die Fridays-for-Future-Bewegung ihre Proteste für einen besseren Klimaschutz noch einmal ausgedehnt. In Köln kampieren seit Montag Schüler auf dem Bahnhofsvorplatz und vor dem Rathaus. Bis Freitag wollen die Jugendlichen durchhalten – inklusive Nachtschichten. „In dieser Woche sind unsere Kernforderungen, den Klimanotstand auszurufen und sich an das Pariser Abkommen zu halten“, sagte Lili Braun, Sprecherin der Ortsgruppe Köln. „Deutschland ist eines der Länder in Europa, die überhaupt nicht ihre Klimaziele einhalten werden.“ Da müsse sich endlich etwas tun, betonte Braun.

Schüler, die an den Protesten teilnehmen, könnten nun aber erhebliche Probleme mit ihren Schulen bekommen. Das NRW-Schulministerium wies auf Nachfrage darauf hin, dass auch in der letzten Woche vor den Sommerferien Schulpflicht bestehe. „Die Teilnahme an Schülerstreiks während der Unterrichtszeit darf nicht auf Kosten des Schulbesuchs gehen und ist daher unzulässig“, hieß es aus dem Ministerium. Demnach könne eine Verletzung der Schulpflicht verschiedene erzieherische Maßnahmen nach sich ziehen: „Zum Beispiel wird unentschuldigtes Fehlen auf dem Zeugnis dokumentiert.“ Nach Angaben der Aufsichtsbehörden könnten im Extremfall auch Bußgelder drohen. „Wie hoch die ausfallen können, kann man aber noch nicht sagen, weil es keine Erfahrungswerte gibt“, so die Vorsitzende des Philologenverbandes in NRW, Sabine Mistler. „Sie könnten aber im Bereich von 100 bis 150 Euro liegen.“

Lucas Mielczarek aus Düsseldorf hat auf Whatsapp eine Gruppe für Schüler gegründet, denen wegen ihrer Teilnahme an Demonstrationen Strafen von ihren Schulen drohen. „Es ist der erste Anlaufpunkt für sie bei der Suche nach Hilfe im rechtlichen Umgang und ein Wegweiser für anwaltliche Hilfe“, sagt Organisator Mielczarek. Demnach hätten sich schon einige Schüler mit entsprechenden Problemen gemeldet. „Es gibt Schulen, die gegen Schüler vorgehen, die an den Protesten teilnehmen. Die Schulen führen dann an den entsprechenden Tagen Attestpflicht ein oder belegen die Schüler mit Sanktionen wie Extraaufgaben“, sagt der Düsseldorfer. Aber das täten längst nicht alle Schulen. Viele sähen es sehr liberal und schrieben zwar formell das Fehlen auf, aber tatsächlich erscheine das dann nicht auf dem Zeugnissen. Die Androhung von Bußgeldern hält er für reine Angstmacherei der Schulbehörden. Daher wünscht er sich, dass Schüler und Schulen gemeinsam eine Lösung finden.

Mistler plädiert ebenfalls für einen Dialog. „Wenn die Schüler glaubhaft vermitteln können, dass es ihnen ernst mit der Sache ist und sie nicht nur frei machen wollen, dann dürfte es auch den Schulleitungen leichter fallen, eine Lösung zu finden“, sagte Mistler. Eine gute Möglichkeit sei es, die Klimaproteste in der letzten Ferienwoche in Projekttage einzubinden. Dann könnten die Schüler legal demonstrieren. Noch am Dienstag finden an vielen Schulen Zeugniskonferenzen statt. Bis dahin können theoretisch unentschuldigte Fehlstunden darin vermerkt werden. Auch deshalb sollen am ersten Tag des Streiks in Köln nur rund 70 Schüler teilgenommen haben. „Das werden ab Mittwoch deutlich mehr“, sagt Lukas Mielczarek.

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