Getötete Zwölfjährige in Freudenberg Das Entsetzen geht tief

Freudenberg/Koblenz · Zwei noch nicht strafmündige Mädchen gestehen, die zwölfjährige Luise getötet zu haben. Am Opfer entdecken Rechtsmediziner viele Messerstiche. Zum Motiv der strafunmündigen Kinder halten sich die Ermittler bedeckt.

Freudenberg: Trauer und Entsetzen nach dem Tod der zwölfjährigen Luise
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Trauer und Entsetzen in Freudenberg

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Foto: dpa/Oliver Berg

Zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren haben gestanden, die zwölfjährige Luise aus Freudenberg im Kreis Siegen-Wittgenstein ganz im Süden von NRW erstochen zu haben. Die verdächtigen Mädchen und das Opfer hätten sich gekannt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Koblenz mit. Zum Motiv machten sie mit Blick auf die strafunmündigen Kinder keine Angaben.

In der Rechtsmedizin der Universitätsklinik Mainz waren bei der Obduktion zahlreiche Messerstiche an der Leiche der Zwölfjährigen festgestellt worden. Sie sei in der Folge verblutet. „Wir haben derzeit noch keine Tatwaffe“, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz, Mario Mannweiler. Polizisten suchten das Gelände um den Tatort am Dienstag erneut ab.

Die tatverdächtigen Mädchen waren ins Visier der Ermittler geraten, weil ihre Aussagen aus einer ersten Anhörung im Widerspruch zu den Aussagen anderer Zeugen standen. Bei einer nochmaligen Anhörung im Beisein von Erziehungsberechtigten und Psychologen seien sie am Montag mit den Widersprüchen konfrontiert worden und hätten die Tat schließlich gestanden. Beide Mädchen seien der Polizei zuvor nicht aufgefallen. „Nach über 40 Dienstjahren gibt es immer noch Ereignisse, die einen sprachlos zurücklassen“, sagte der Koblenzer Polizei-Vizepräsident Jürgen Süs am Dienstag zu der Tat.

Die zwölf und 13 Jahre alten Mädchen seien nun „in einem geschützten Raum in der Obhut des Jugendamtes“. Wegen ihres Alters seien sie strafunmündig aus Sicht der Justiz. Das heiße aber nicht, dass „jetzt nichts gemacht werde“, betonte Mannweiler. „Wir legen diesen Fall jetzt in die Hände der Jugendbehörden.“

Der renommierte Düsseldorfer Strafverteidiger Ingo Bott von der Kanzlei Plan A sagte unserer Redaktion zu möglichen Konsequenzen für die Täterinnen: „Wer unter 14 Jahre alt ist, gilt als Kind und damit pauschal als schuldunfähig und nicht strafmündig. Das bedeutet aber nicht, dass ein strafrechtlich relevantes Verhalten ohne Konsequenzen bleibt.“ Beispielsweise könnten die Jugendämter Maßnahmen zur Erziehung anordnen. „Unter bestimmten Bedingungen ist an die Unterbringung in einer Pflegefamilie oder in einem Heim zu denken. Geht es um ein Tötungsdelikt, kann eine schwere psychische Störung im Raum stehen. Dann ist auch die Unterbringung in einer Kinderpsychiatrie denkbar“, so Bott weiter.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeigte sich „unendlich traurig“ und schockiert. „Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg“, sagte er bei einem kurzfristig anberaumten Pressestatement. „Unzählige Menschen in unserem Land, die meisten haben die zwölfjährige Luise nicht persönlich gekannt, sind in Gedanken bei dem Mädchen und ihrer Familie. Nordrhein-Westfalen trauert.“

Wüst erklärte, es sei unvorstellbar und kaum auszuhalten, dass Kinder zu solchen Taten fähig sein sollen. Der Ministerpräsident sagte zu, die Behörden würden alles tun, um vollständig aufzuklären, wie es zu dieser schrecklichen Tat kommen konnte. Wo das Land helfen könne, werde das Land auch helfen.

Mit Blick auf die minderjährigen mutmaßlichen Täterinnen sagte Wüst: „Wir erleben leider seit Jahren einen beunruhigenden Anstieg von Straftaten – auch von Gewalttaten durch Jugendliche, durch Kinder auch unter 14 Jahren.“ Man müsse diese Entwicklung nicht nur beobachten, sondern auch untersuchen, Ursachen finden und Präventionsarbeit leisten.

Freudenberg: Spurensuche nach Fund des toten Mädchens
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Spurensuche im Fall der getöteten Luise aus Freudenberg

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die vermisste zwölfjährige Luise war am Sonntag tot in der Nähe eines Radweges auf rheinland-pfälzischem Gebiet unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gefunden worden. Am Montag hatten die Behörden bekannt gegeben, dass das Kind Opfer eines Verbrechens geworden ist.

 Blumen und Kerzen wurden am Fundort der getöteten Luise niedergelegt.

Blumen und Kerzen wurden am Fundort der getöteten Luise niedergelegt.

Foto: dpa/Roberto Pfeil
14.03.2023, Nordrhein-Westfalen, Freudenberg: Polizisten suchen am Fundort des ermordeten Mädchens Luise nach weiteren Hinweisen. Bei der Obduktion der Leiche sind zahlreiche Messerstiche festgestellt worden. Das zwölfjährige Mädchen war am Sonntag tot in der Nähe eines Radweges auf rheinland-pfälzischem Gebiet unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gefunden worden. Das Kind war am Samstag als vermisst gemeldet worden. Foto: Roberto Pfeil/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

14.03.2023, Nordrhein-Westfalen, Freudenberg: Polizisten suchen am Fundort des ermordeten Mädchens Luise nach weiteren Hinweisen. Bei der Obduktion der Leiche sind zahlreiche Messerstiche festgestellt worden. Das zwölfjährige Mädchen war am Sonntag tot in der Nähe eines Radweges auf rheinland-pfälzischem Gebiet unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gefunden worden. Das Kind war am Samstag als vermisst gemeldet worden. Foto: Roberto Pfeil/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Die Schülerin war zuletzt am Samstag gegen 17.30 Uhr in Freudenberg gesehen worden, als sie nach dem Besuch einer Freundin zu Fuß den Heimweg antrat. Als die Zwölfjährige nicht nach Hause kam, hatten die Eltern nach etwa drei Stunden den Notruf gewählt. Es sei dann noch am Samstag eine Suchaktion mit Mantrailer-Spürhunden, einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera und Kräften von Polizei und Feuerwehr gestartet worden. Nach Hinweisen sei die Leiche des Mädchens dann am Sonntag in einem Böschungsbereich entdeckt worden.

(mit dpa)
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