Krefeld Frau wohnt in Theater-Tiefgarage

Krefeld · Eine Drogenabhängige hat sich einen Schlaf- und Wohnplatz in dem Parkhaus eingerichtet. Die Bürgerinitiative Theaterplatz sieht keine Fortschritte an den Zuständen rund um den Theaterplatz.

Drogenszene in Krefeld: Jolanta N. lebt in der Tiefgarage
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Drogenszene in Krefeld: Jolanta N. lebt in der Tiefgarage

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In der Tiefgarage am Theaterplatz hat sich eine Frau so häuslich eingerichtet, dass Beobachter davon sprechen, sie wohne dort regelrecht. Alle Versuche, die Frau von dort zu vertreiben, sind bislang gescheitert.

Für Brigitte Theveßen, Vorsitzende der Bürgerinitiative Theaterplatz, ist dieser extreme Fall ein Beleg dafür, dass sich auf dem Theaterplatz nicht viel geändert hat. "Welche Macht haben Bürger, Betreiber oder die Stadt überhaupt noch, wenn es nicht möglich ist, so etwas abzustellen?", fragte sie gestern im RP-Gespräch. Sie kündigte für das kommende Jahr neue öffentlichkeitswirksame Aktionen an, zumal es dort, wo die Obdachlose haust, schon gebrannt habe.

Jolanta N. ist 54 Jahre alt. Seitdem sie vor etwa einem halben Jahr aus dem Gefängnis entlassen wurde, in dem sie nach eigenen Angaben wegen Drogendelikten einsaß, haust die Frau nun in einem der drei Notausgänge des Seidenweber-Parkhauses.

Auf zwei Etagen deponiert sie Wegwerf-Artikel wie leere Kaugummischachteln, zerplatze Chipstüten und benutzte Taschentücher, Gegenstände also, die sie auf der Straße findet oder aus Mülleimern klaubt. "Die Wohnung, die mir nach dem Knast zugewiesen wurde, ist mir zu klein", behauptet Jolanta N.

Die Frau sei gelernte Fleischbeschauerin, habe aber seit über 20 Jahren nicht mehr in dem Beruf gearbeitet und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Mit einem Bier in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand steht sie nun auf den Treppenstufen des Notausgangs.

Es riecht nach Urin, überall liegen Alufolien herum, mit deren Hilfe sich Drogenabhängige einen "Schuss", also die nächste Spritze setzen. Jolanta N. ist ebenfalls abhängig. Sie berichtet von Härte im Milieu: "Wenn ich nur mal fünf Minuten auf die Straße gehe, machen die sich an meinen Habseligkeiten zu schaffen. Erst durchwühlen sie alles auf der Suche nach Geld für Drogen und Bier, anschließend pinkeln sie auf die Sachen." Solange sie keine größere Bleibe gefunden habe, wolle sie in dem Treppenhaus auf dem Theaterplatz bleiben, sagt sie.

Michael Heinz arbeitet schon viele Jahre an der Pforte der Tiefgarage. Zusätzlich zu seinen eigentlichen Aufgaben muss sich der 48-Jährige mit dem Drogenvolk und seinem Dauergast herumschlagen.

Er erlebt den Verfall von Frau N. jeden Tag hautnah mit. "Irgendwann kam sie blutüberströmt zu mir, nachdem ihr ein Junkie eine Flasche über den Kopf gezogen hatte. Vor kurzem hat ein Kollege gesehen, wie sie mit zwei Männern aus dem Toilettencontainer kam, das sah nach Prostitution aus", meint er.

Parkhaus-Betreiber Peter Gathen berichtet von den Versuchen der Frau, sich in der unwirtlichen Umgebung einzurichten: "Wir haben da schon Sofas rausgeholt. Alles, was die findet und ihr das Leben etwas leichter macht, schleppt sie irgendwie da rein — und wir schleppen es wieder raus." Weder Hausverbote noch Platzverweise der Polizei noch Strafanzeigen hätten bisher etwas genutzt, um sie dauerhaft zu vertreiben.

Von der Staatsanwaltschaft habe er bislang nur gehört, der Fall sei für eine Verfolgung zu geringfügig. Garten betont auch, dass es der Frau sehr schlecht gehe. Sie sei sehr mager. Er habe auch schon einmal die Caritas informiert, ob man der Frau nicht helfen könne — doch Hilfsangebote habe die Frau zurückgewiesen: "Man hat den Eindruck, sie will sich nicht helfen lassen", sagt Garten.

Michael Heinz hält sich von den Obdachlosen weitestgehend fern: "Früher mussten wir die Abgänge zu den Notausgängen selbst reinigen. Seitdem ein Kollege dort unten mit einem Messer angegriffen wurde, übernimmt das ein Putzdienst. Aber bei dem ganzen Krempel, der da unten rumliegt, kommen die nicht weit." Der Parkhauswächter gibt den Männern und Frauen aber Wasser, damit sie ihre Spritzen reinigen können. "Sonst zapfen die die Rohre des Parkhauses an oder brechen ein."

(RP/jco)
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