Urteil in Bielefeld Frau mit Schrotflinte ermordet - Lebenslang für Ehemann

Bielefeld · Seit Monaten ist die Frau in Todesangst. Dann stirbt sie, erschossen mit einer Schrotflinte. Das Landgericht Bielefeld schickt für die Tat den Ehemann am Freitag lebenslang ins Gefängnis. Der streitet weiterhin alles ab.

 Der Angeklagte neben zweien von seinen drei Verteidigern. Der Unternehmer aus Bad Oeynhausen, soll laut Anklage im September 2016 die von ihm getrennt lebende zweifache Mutter mit einem Schrotgewehr in ihrem Auto erschossen haben. (Archivbild, März 2017)

Der Angeklagte neben zweien von seinen drei Verteidigern. Der Unternehmer aus Bad Oeynhausen, soll laut Anklage im September 2016 die von ihm getrennt lebende zweifache Mutter mit einem Schrotgewehr in ihrem Auto erschossen haben. (Archivbild, März 2017)

Foto: dpa, ok wie

Solche Wunden hatte die Rechtsmedizinerin in 30 Berufsjahren noch nicht gesehen. Die Salven aus einem Schrotgewehr hatten zehn Zentimeter breite Einschussflächen beim Opfer hinterlassen. Die 41-jährige Frau verblutete noch auf dem Fahrersitz. Im Auto gefangen hatte sie keine Chance, dem Schützen zu entkommen.

Für das Landgericht Bielefeld ist nach elf Prozesstagen klar, dass der Angeklagte durch die Fahrzeugscheibe geschossen hatte. Die Richter verurteilten den mehrfachen Vater und Geschäftsmann aus Bad Oeynhausen am Freitag wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe.

"Wer soll es denn sonst gewesen sein?"

DNA-Spuren an Patronenhülsen, einer Sturmmaske und an einem Gewehrfutter: Diese belastenden Dinge hatte die Kriminaltechnik am Tatort im Bielefelder Stadtteil Senne gefunden. Die Polizei rekonstruierte den Fluchtweg durch ein kleines Waldstück. Am Ende der Spur muss der Täter für die Flucht in ein Fahrzeug gestiegen sein.

Die Verteidiger griffen in ihren Plädoyers am vorletzten Prozesstag immer wieder ironisch den Satz auf: "Wer soll es denn sonst gewesen sein?" Nach ihrem Eindruck war ihr Mandant bereits von Anfang im Visier der Ermittler. Aber war es nicht doch jemand anderes?

Nach entlastendem Material sei nicht gesucht worden, und am Tatort habe die Spurensicherung mehr als schlampig gearbeitet. "Handschuhe wurden nicht gewechselt, und bei der Sicherung von DNA und Schmauchspuren haben es die Kripobeamten auch nicht so genau genommen", warf Verteidiger Martin Lindemann den Ermittlern vor.

Nach seiner Ansicht sind zu viele Fragen offen. "Die Tat war nach Darstellung der Staatsanwaltschaft minuziös geplant. Dann vergisst mein Mandant am Tatort Sturmhaube und Futteral? Nein, das passt nicht", sagt Lindemann. Nach der Urteilsverkündung am Freitag kündigten die Verteidiger des 53-jährigen Angeklagten Revision an.

Scheidung und Streit ums Sorgerecht

Für das Gericht lag im Zusammenspiel von Indizien und Motiv der entscheidende Schlüssel. Schon länger hätten sich die Eheleute immer wieder verbittert gestritten. Es kam auch zu körperlichen Auseinandersetzungen. Zeugen hatten von der Todesangst der zweifachen Mutter vor ihrem Ehemann berichtet. Zuletzt war die Scheidung des Paares fast durch und es ging um das Sorgerecht für die Kinder.

Hier sah das Landgericht Bielefeld das entscheidende Motiv für die Tat. "Sie hatten keine Hoffnung mehr, sich gegen ihre Frau durchzusetzen, außer durch den Tod", sagte der Vorsitzende Richter Christoph Meiring in seiner mündlichen Urteilsbegründung.

Als Besitzer eines Privatfliegers habe der Angeklagte die Möglichkeit gehabt, aus Griechenland unbemerkt ein Gewehr nach Deutschland zu schaffen. Die Tatwaffe ist bis heute nicht aufgetaucht. In Griechenland ging der Verurteilte regelmäßig zur Jagd. Dabei benutzte er die gleiche Munition wie bei der Tat im September 2016.

Der Angeklagte nahm das Urteil äußerlich unbeeindruckt auf. Bei den Zuhörern im Saal, darunter Freunde und Verwandte von Täter und Opfer, flossen Tränen. Auch bei der Mutter der getöteten Frau, die als Nebenklägerin auftrat. Sie zeigte sich nach dem Urteil erleichtert.

(siev/dpa)
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