Flugabsturz im Sauerland Flugzeug kollidiert mit Kampfjet - Leichenteile gefunden

Olsberg · Über Olsberg im Sauerland ist am Montag ein Flugzeug bei einem Manöver mit einem Eurofighter der Bundeswehr zusammengestoßen und abgestürzt. Am Montagabend wurden Leichenteile gefunden. Spezialisten sollen jetzt die Unglücksursache erkunden. Vor allem die Aussage des beteiligten Bundeswehr-Piloten lässt auf Erkenntnisse hoffen. Er befindet sich in psychologischer Betreuung. Er überlebte dank einer fliegerischen Glanzleistung.

Flugzeug kollidiert im Sauerland mit Kampfjet
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Foto: dpa, mg kno

Die Suche nach dem zweiten Insassen der Maschine soll am Dienstagmorgen fortgesetzt werden. Die beiden 43 und 50 Jahre alten Männer in dem Learjet kamen bei dem Absturz aller Warscheinlichkeit nach beide ums Leben. Ein Sprecher der Polizei sagte, die Arbeiten seien in der Nacht etwa um 2.30 Uhr unterbrochen worden. Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen die Piloten der Kampfjets. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizei in Meschede.

Der Notruf über den Absturz war um 14.39 Uhr bei der Polizei eingegangen. Der Kampfjet der Bundeswehr kollidierte aus noch unbekannten Gründen in drei bis fünf Kilometern Höhe mit dem Learjet über der Ortschaft Elpe bei Olsberg. Die zwei Eurofighter und der Learjet hätten sich in der Luft zu einem Manöver getroffen, dabei habe einer der Kampfjets die Zivilmaschine offenbar berührt, sagte ein Sprecher der Luftwaffe in Berlin. Der Learjet, der mit dem Piloten und einem Passagier besetzt war, ist über einem Waldgebiet abgestürzt.

Am Abend wurden nahe der Absturzstelle Leichenteile gefunden, wie ein Sprecher der Polizei in Meschede am Montagabend sagte. Es handle sich voraussichtlich um einen der beiden Insassen der Zivilmaschine. Die Identität der gefundenen Leiche konnte jedoch immernoch nicht bestimmt werden. Die Suche nach der zweiten Person ist bisher ergebnislos. "Es gibt keinen neuen Stand", sagte eine Polizeisprecherin. Im Ort wurde nach ersten Angaben von Polizei und Feuerwehr niemand verletzt. Der Learjet war nach der Kollision noch über den Ort geflogen und hinter den letzten Häusern aufgeprallt. Der Luftwaffenjet, der ebenfalls stark beschädigt wurde, sei anschließend auf seiner Basis in Nörvenich bei Köln gelandet.

Wie es zu dem Zusammenstoß kommen konnte, steht noch nicht fest. Die beiden Flugzeuge stießen nach Angaben eines Sprechers der Luftwaffe an Flügel und Rumpf aneinander. Es sei eine Glanzleistung des Piloten des beschädigten Kampfjets gewesen, seine Maschine wieder sicher zu landen. Er und der andere am Unglück beteiligte Eurofighter-Pilot werden psychologisch betreut. Erst in den kommenden Tagen sollen sie befragt werden. Geleitet werden die Ermittlungen vom General der Flugsicherheit der Bundeswehr sowie der Bundesanstalt für Flugunfalluntersuchung.

Bei Twitter kursierten Minuten nach dem Unglück erste Aufnahmen der Unfallstelle. Unsere Redaktion sprach mit dem Mann, der die Bilder machte, namentlich aber nicht genannt werden möchte. Bei Twitter schreibt er unter dem Kürzel Z3tt88.

Als er die Unfallstelle erreichte, seien schon mehrere Rettungskräfte im Einsatz gewesen. Z3tt berichtet von einem Trümmerfeld mit einem geschätzten Radius von 50 Metern. Mehrere Teile brannten. Aus der Umgebung seien viele Schaulustige herbeigeströmt.

Auch wenn das Waldgebiet, in das der Learjet stürzte, unbewohnt ist, sieht man auf Bildern vom Unglücksort, dass sich ganz in der Nähe mehrere Häuser befinden.

"Das war relativ knapp", sagt der Augenzeuge am Telefon. Der Learjet sei im Ortsteil Elpe in einer Lücke mitten in bewohntem Gebiet niedergegangen, etwa 50 bis 100 Meter entfernt vom nächstliegenden Haus. Im ländlichen Elpe im Hochauerlandkreis leben etwa 500 Menschen.

Piloten waren erprobt

"Die Ermittlungen laufen", sagte ein Sprecher der Luftwaffe der Bundeswehr nach dem Unglück. "Zu den konkreten Hintergründen können wir noch nichts sagen". Beide Piloten der Bundeswehr-Jets seien sehr erfahren und hätten die Übung schon sehr oft gemacht, sagte der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31, Oberst Andreas Hoppe. Er habe keine Hinweise darauf, wie es zu dem Unfall kommen konnte, sagte der 48-jährige Kommandant.

Bei der Übung wurde folgender Ernstfall simuliert: Zwischen einem zivilen Luftfahrzeug und der Flugsicherung kann kein Funkkontakt aufgenommen werden. In solch einem Fall steigt die Alarmrotte, bestehend aus zwei Eurofightern, auf und nimmt über Funk oder mittels Zeichen Kontakt zu dem Flugzeug auf. Solch eine Situation werde regelmäßig geübt, heißt es bei der Luftwaffe.

Im Ernstfall nehmen in solchen Fällen zwei Eurofighter Sichtkontakt auf und leiten die Maschine zum nächsten Flugplatz, erklärte Hoppe. Ein Eurofighter fliege dabei in einem Abstand von 500 bis 1000 Meter neben dem Zivilflugzeug, das andere etwa drei Kilometer dahinter. Die beiden Bundeswehrmaschinen waren in Nörvenich gestartet. Die Zivilmaschine sei für die Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) unterwegs gewesen. Die GFD mit Sitz in Schleswig-Holstein ist ein Tochterunternehmen von Airbus Defence and Space, das für die Bundeswehr oft Übungsaufgaben übernimmt.

Die Maschinen der Bundeswehr gehörten zum Taktischen Luftwaffengeschwader 31, das in Köln-Nörvenich stationiert ist. Der Eurofighter und eine weitere Maschine dieses Typs seien sicher auf den Flugplätzen Nörvenich und Köln-Wahn gelandet. Beide Maschinen sollen beschädigt sein, ob auch beide mit dem Learjet kollidierten, ist unklar.

Es sei eine Glanzleistung des Piloten des beschädigten Flugzeugs gewesen, seine Maschine wieder sicher zurückzubringen, sagte Hoppe. Beide Piloten würden nun psychologisch betreut. In den kommenden Tagen wolle man sie befragen. Die Aufzeichnungssysteme der Flugzeuge sollen ausgewertet werden.

An der Unfallstelle haben die Untersuchungen der Ursachen begonnen. Daran sind der General Flugsicherheit der Bundeswehr sowie die Bundesanstalt für Flugunfalluntersuchung beteiligt.

Mit Agenturmaterial

(csh/pst/nw)
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