Zu dichtes Gedränge Polizei muss am Düsseldorfer Flughafen einschreiten

Düsseldorf · Am letzten Schultag ist es im Abflugbereich des Düsseldorfer Flughafens zu dichtem Gedränge vor den Abfertigungsschaltern gekommen. Die Polizei musste einschreiten. Am Abend dann die schlechte Nachricht für viele Reisenden: Mehrere Flüge konnten nicht mehr starten.

Flughafen Düsseldorf: Lange Schlangen - Polizeieinsatz zum Ferienstart
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Großeinsatz der Polizei am Düsseldorfer Flughafen zum Ferienstart

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Foto: RPO/Schwerdtfeger

Die Beamten der Bundespolizei positionierten sich zunächst vor den Schaltern und ließen nur noch diejenigen durch, die dringend zu den Gates mussten, um ihre Maschinen zu kriegen. Es handelte sich vor allem um Reisende, die in die Türkei wollten. „Es ist eigentlich nicht unsere Aufgabe, hier für Ordnung zu sorgen“, sagte ein Polizist. Zunächst waren etwa 20 Beamte im Einsatz, später wurde die Zahl der Einsatzkräfte deutlich erhöht. Neben der Bundespolizei waren auch Beamte einer Einsatzhundertschaft der Düsseldorfer Polizei dabei.

„Wir haben Angst gehabt. Die Leute waren richtig aggressiv. Ein Kollege hat mir berichtet, dass er attackiert worden ist am Hals. Ich arbeite seit 25 Jahren in dem Beruf, aber an so etwas kann ich mich nicht erinnern. Ganz schlimm“, sagt eine Mitarbeiterin am Flughafen, die am Schalter eingesetzt ist. „Wir haben die Bundespolizei nicht umsonst zur Hilfe gerufen.“ Obwohl sie um 18 Uhr eigentlich Feierabend gehabt hätte, arbeitet sie weiter. „Was soll ich machen? Wir können die Leute doch nicht hier stehen lassen“, sagt sie.

„Der Flugsteig C ist viel zu klein für so viele Menschen“, sagt Özay Tarim, der für Verdi arbeitet. Vor allem vor den Check-in-Schaltern 234 bis 247 kam es zu dichtem Gedränge, da nicht alle Schalter zur Abfertigung der Passagiere besetzt waren. „Die Leute stehen alle viel zu eng, keiner hält den Corona-Abstand ein“, sagt Tarim. Nur sechs von zehn Schaltern waren besetzt. Per Lautsprecher hatten Beamte der Bundespolizei zunächst versucht, die Wartenden dazu zu bewegen, mehr Abstand zueinander einzuhalten. Wegen der Pandemie müssen innerhalb von Flughäfen weiterhin 1,5 Meter Abstand eingehalten werden.

Ein Ehepaar, das am Abend nach Antalya fliegen wollte, wartete seit 15 Uhr in der Schlange. Die Frau ist schwanger. „Es ist Wahnsinn, was hier passiert“, sagte ihr Mann. „Das hat nichts mehr mit coronakonformem Verhalten zu tun.“ Erst nach zwei Stunden hätte es eine Reaktion gegeben. „Da kamen die ersten Durchsagen der Polizei, bitte auf die Abstände zu achten.“ Später wurde Wasser an die Wartenden verteilt. Ein anderes Ehepaar wartete bereits drei Stunden mit seinen beiden Söhnen. Sie wollen die Sommerferien am Schwarzen Meer verbringen. „Unser Flug sollte um 17.30 Uhr gehen“, sagt der Vater. Der Abflug verzögerte sich auf unbestimmte Zeit. Insgesamt warteten alle Reisenden geduldig, trotz der langen Zeit und der stickigen Luft im Wartebereich. Unter ihnen waren viele Familien mit kleinen Kindern.

Doch dann kam die Hiobsbotschaft: Gegen 21.30 Uhr bekamen zahlreiche Reisende per Lautsprecher mitgeteilt, dass ihre Maschinen nicht mehr am Freitag starten können. "Die Polizei machte die Ansage, dass sie am Freitag auf gar keinen Fall mehr fliegen werden. Die Fluggesellschaft will für sie Unterkünfte finden. Mindestens drei Maschinen sind betroffen. Das ist ein unmögliches Verhalten gegenüber den Passagieren. Erst hat man sie stundenlang warten lassen - und dann sagt man ihnen, dass sie nicht mehr fliegen dürfen", so Tarim.

Der Mann der schwangeren Frau berichtete unserer Redaktion: "Ich war schon mit meiner Frau durch die Sicherheitskontrolle - und auf dem Weg zum Flugzeug. Dann kam die Ansage, dass die Maschine nicht mehr fliegen wird. Einige Passagiere sind gewalttätig geworden. Die Polizei ist mit Kräften vor Ort", sagt er. Und weiter: "Wir sollen in Hotels oder so untergebracht werden, wurde uns gesagt. Aber es sieht nicht danach aus, dass das für so viele Menschen auch klappt. Hier stehen Hunderte verzweifelte Menschen und wissen nicht weiter."

Ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei äußerte sich zu dem Einsatz: „Der Einsatz erfolgte aufgrund einer überraschend hoher Zahl Reisender - überraschend nicht für uns, aber offenbar für die Airline“, so der Sprecher. Mit einem großen Andrang habe man zu Beginn der Sommerferien durchaus rechnen können. „Viele Reisende sind zudem verfrüht angereist, um sicher zu gehen, dass sie ihren Flug kriegen; dadurch wurde es schnell sehr voll.“ Anfangs seien die Emotionen unter den Wartenden hochgekocht. „Viele hatten Sorge, ihren Flug zu verpassen“, sagte der Sprecher. „Es wurde auch etwas lauter, viele waren aufgeregt.“ Die Lage habe sich aber gut beruhigen lassen.

„Wir bedauern die Situation und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für unsere Passagiere und unterstützen durch den Einsatz von eigenem Personal", sagte ein Sprecher des Flughafens unserer Redaktion. Der Check-In liege aber in der Verantwortung der Airlines und ihrer Dienstleister.

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