Solingen Finanzbeamte tröten zum Brandalarm

Solingen · 16,5 Millionen Euro kostet das neue Finanzamtsgebäude an der Goerdelerstraße. Eine Brandmeldeanlage hat es aber nicht. Doch gibt es Alarmtröten, die im Notfall eingesetzt werden können. Rechtlich ist das o.k., sagt die Feuerwehr.

Stell dir vor, es brennt, und keiner bekommt was mit. Theoretisch wäre das in dem nagelneuen Finanzamtsgebäude an der Goerdelerstraße möglich, denn eine Brandmeldeanlage gibt es in dem 16,5 Millionen Euro teuren Neubau nicht. Damit aber trotzdem alle 230 Mitarbeiter im Notfall rechtzeitig die Flucht antreten können, hat das Amt Alarmtröten für die Schreibtischschublade angeschafft. Wenn sie ertönen, wissen alle Bescheid: Nichts wie raus ins Freie!

Kein Scherz: Die original Brandtröten sehen ähnlich aus wie diese Vuvuzelas, die bei Fußbnallspielen für laute Töne sorgen.

Kein Scherz: Die original Brandtröten sehen ähnlich aus wie diese Vuvuzelas, die bei Fußbnallspielen für laute Töne sorgen.

Foto: Xinhua, AP

Ein eigenwilliges Konzept, findet Feuerwehrchef Frank-Michael Fischer. "Ich bin 41 Jahre bei der Feuerwehr, doch ein solches Alarmsystem kenne ich bisher noch nicht." Rechtlich sei es jedoch nicht zu beanstanden, erklärt Solingens oberster Brandhüter. Aufwendige und mitunter kostspielige Brandmeldeanlagen mit Rauch- oder Wärmedetektoren sowie einer direkten Alarmleitung zur Feuerwehr seien für Verwaltungsbauten, in denen niemand wohnt und schläft, nicht vorgeschrieben. Sie würden vielmehr etwa für Altenräume, Kliniken, Einkaufszentren oder größere Versammlungsräume rechtsverbindlich verlangt. Auch längst nicht alle Solinger Schulgebäude verfügten über solche Warnsysteme. Das Solinger Polizeigebäude hat eins. Auf diese Weise fiel dort vor einigen Wochen ein Kellerbrand auf, bevor er sich im ganzen Haus ausbreiten konnte.

Der Chef des Solinger Finanzamts selbst hat keine rote Tröte im Schreibtisch. Die rund 30 Zentimeter langen roten Alarmhörner befänden sich keineswegs in jedem Schreibtisch, rückt Amtsvorsteher Christoph Krüger die Dinge zurecht. Sie seien vielmehr den Evakuierungs- und Räumungshelfern vorbehalten und dabei nur die letzte Stufe eines hauseigenen Sicherheitskonzepts. Eine moderne Brandmeldeanlage sei nicht notwendig. Denn der Neubau sei in Sicherheitsabschnitte unterteilt, die durch feuerfeste Türen geschützt sind, erklärt Christoph Krüger. Zudem könne ein Telefonalarm an jeden Schreibtisch geschaltet werden. Nur wenn der ausfällt oder überhört werden könnte, ertönt die Tröte.

Besonders wichtig sind Brandmeldeanlagen in Krankenhäusern mit vielen Patienten, von denen viele nicht mobil sind. So sind alle drei Solinger Kliniken mit einem engmaschigen Alarmsystem versehen. Allein im Solinger Klinikum sind mehrere Tausend Brandmelder installiert, die auf Rauch oder Wärmeentwicklung anschlagen. Ertönt ein solches Signal, rückt die Feuerwehr umgehend mit mindestens zwei Löschzügen aus. Der Nachteil des so feinnervigen Systems sind allerdings Fehlalarme.

(RP)
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