Mönchengladbach Fantastische Vier säen Euphorie

Mönchengladbach · Sie kamen mit der Bahn und wurden als Helden des deutschen Hip Hop gefeiert: Die Fantastischen Vier spielten am Mittwochabend vor 7800 Fans im Hockeypark 20 Songs aus ihrer 20-jährigen Karriere. Smudo verteilte Komplimente: "Gladbach war der Hammer!" Und Thomas D erklärte, dass er jetzt Nachfolger von Stefan Raab wird.

2011: Die Fantastischen Vier begeisterten im Hockeypark
20 Bilder

2011: Die Fantastischen Vier begeisterten im Hockeypark

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Das Intro läuft schon, als sich die Könige des deutschen Hip Hop noch einmal alle anfassen. In der ersten Reihe wird das Gedränge größer. Mittendrin Nadja Bayer (18) und ihre Freundinnen, die sich mit Mühe und einem stattlichen Lauf vom Eingang bis hierhin die Plätze an der opulenten Bühne gesichert haben. Michi Beck versammelt hinter der Bühne die Band, die 7800 Fans in den Hockeypark zog, um sich.

Er bringt ein paar nette Worte an, Smudo nimmt einen letzten Schluck aus seiner Flasche mexikanischen Biers, Thomas D sortiert sich den mächtigen Kinnbart, und der reserviertere And. Ypsilon ist auch dabei. Um kurz vor neun Uhr stürmen sie los, Fantastische Vier mit Band auf dem Weg, der Menge im Stadion Ekstase zu lehren. Sie zum Tanzen, Jubeln, Mitsingen, Klatschen zu bringen. Und das können sie, was sie gestern Abend bei ihrem Open Air-Konzert im Hockeypark bewiesen.

Keine Frage: Die Fantastischen Vier sind nicht nur die Größen des deutschen Hip Hop, die es in die Popkultur geschafft haben. Sie sind dabei ziemlich bescheidene Jungs, die auf der Bühne ihren Spaß haben. Mit dem Zug reisten die Vier am Nachmittag von Stuttgart nach Köln.

Thomas D machte einen Abstecher zu Stefan Raab und erklärte, dass er der neue Jury-Präsident für "Unser Star für Baku 2012" wird. Smudo kam mit dem Regionalexpress erst um 19.20 Uhr am Mönchengladbacher Hauptbahnhof an. Im Hockeypark gibt's Nudeln und Energydrinks — Nachzügler Thomas D futterte in Ruhe Fritten, während auf der Bühne die Vorband Kellerkommando mit ihrem schrägen Mix aus Kirmes-Volksmusik und Hip Hop Schabernack treibt. Ganz entspannt, die Herrschaften. Es ist die Ruhe vor dem Ernstfall.

Denn die Fantastischen Vier sind auch eine ausgezeichnete Live-Formation, die die Menge zum Feiern bringt. Die 20 Lieder — fast zwei Stunden rappten sie im Hockeypark — sind ein Streifzug durch zwei Jahrzehnte deutsche Popmusik. Angefangen mit "Wie Gladiatoren", "Sie ist weg", den Zugaben "Ernten was wir säen", "Troy" bis zum Schlusslied "Populär".

Und mit ihrem größten Hit "MfG", den Smudo, Thomas D und Michi Beck mit auf dem Rücken verschränkten Armen wie zur Salzsäule erstarrt singen — ein nettes kleines Choreographiechen. Bei "Einfach sein" tanzen Tausende im Innenraum, und auf der Tribüne sitzt kaum mehr jemand. Smudo, Thomas D und Michi Beck hüpfen über die Bühne und rappen, während And. Ypsilon im Hintergrund am Sound herumfrickelt.

Ihren ersten Erfolg "Die da?!" sparen sie sich an diesem Abend. Dafür würdigt Thomas D die singende und tanzende Menge "Ichisichisichisich": "Gladbach, wir sind gerne hier. Und zum ersten Mal. Schon öfter in der Nähe, aber nie hier gewesen. Gratulation zum Klassenerhalt!" Da jubelt die Menge pflichtbewusst.

Den intensivsten Moment hat aber der kahl rasierte Thomas D ganz alleine für sich: Erst reißt er sich das T-Shirt vom trotz Fritten-Genuss spindeldürren Oberkörper (er heißt auch noch Thomas Dürr), dann singt er das stimmungsvolle "Krieger" alleine mit Band. Über den Hit "Picknicker" dürften sich Svenja (16) und Manuel (17) aus Erkelenz am meisten gefreut haben. Bei dem Lied hat sich das Paar vor einem Jahr kennengelernt. Am ersten Jahrestag gab's nun Karten für das Konzert. "Dabei ist Picknicker eigentlich kein typisches gemeinsames Liebeslied", meinen die beiden.

"So viele gut gelaunte und gut aussehende Leute in Gladbach", verkündet Smudo zum Abschied unter dem Jubel der Fans. "Gladbach war der Hammer." Sie haben geerntet, was sie in knapp zwei Stunden gesät haben.

(angr)
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