Polizeieinsatz in Bonn Drei Tote bei Familiendrama — 40-Jähriger stirbt bei Zugriff

Bonn · Bei einem Familiendrama in Bonn sind eine Frau und ein dreijähriges Mädchen getötet worden. Polizisten setzten bei dem Einsatz am Montagmorgen eine Schusswaffe ein, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein 40-Jähriger, wohl der Familienvater, starb.

Drei Tote bei Familiendrama in Bonn
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Drei Tote bei Familiendrama in Bonn

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Foto: dpa, obe kde

Das rot-weiß gestreifte Absperrband der Polizei durchschneidet das Wohnviertel wie ein harter, kräftiger Strich. Es hebt sich ab vom Grün der Bäume, Wiesen und Topfpflanzen, die hier in Sichtweite des Rheins dominieren. Und auch von den pastellfarbenen Mehrfamilienhäusern, die in dieser Gegend stehen. Das Band gehört hier nicht hin, so empfinden es viele. Die Polizei hat es rund um ein Haus gezogen, in dem drei Menschen gestorben sind. Ein drei Jahre altes Mädchen, eine Frau und ein Mann.

Es ist ein Drama, darauf deutet schnell vieles hin, auch wenn die Polizei bei den Details zunächst auf die laufenden Ermittlungen verweist. Sie schildert die Ereignisse so: Am frühen Montagmorgen alarmieren Nachbarn gegen 5.20 Uhr die Beamten, nachdem sie aus einer Wohnung im ersten Stock des Mehrfamilienhauses im Stadtteil Plittersdorf lauten Streit hören. Die Tür zur Wohnung ist versperrt, die Polizei geht daraufhin mit Hilfe der Feuerwehr über den Balkon in die Räume. Dort findet sie das tote Mädchen und eine 39 Jahre alte Frau - nach ersten Erkenntnissen die Mutter. Die Tür zu einem weiteren Raum ist geschlossen.

Was dann passiert, beschreibt Polizeisprecher Robert Scholten als "konfrontative Situation". Die Einsatzkräfte treffen auf einen Mann, wohl Vater und Ehemann der Toten. Und sie müssen schießen. Der 40-Jährige stirbt noch in der Wohnung. Die Ermittler gehen aufgrund der gesamten Umstände nach ersten Einschätzungen davon aus, dass er für den Tod seiner Frau und seiner Tochter verantwortlich ist.

Der Schock sitzt tief. Plittersdorf gilt als äußerst ruhige Wohngegend, Polizeieinsätze gibt es selten und schon gar nicht dieser Art. Auf den Balkonen des Hauses sieht man viel Kinderspielzeug. Die Bäume sind sorgsam gestutzt. Im Erdgeschoss sitzen am Morgen Nachbarn zusammen auf der Terrasse und reden miteinander.

"Die Hausgemeinschaft ist so aufgestellt, dass man sich kennt", sagt Jörg Trauboth von der Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg. Er betreut nun die Bewohner. Das sei "bitter notwendig", sagt Trauboth. Im Haus leben weitere Kinder. "Denen muss nun vermittelt werden, dass jemand tot ist", sagt der Seelsorger. Dafür müsse man aber zunächst die Mütter und Väter stabilisieren.

Über die Familie im ersten Stock wird zunächst wenig bekannt. Sie soll schon länger in dem Haus gewohnt haben und gut in die Hausgemeinschaft integriert gewesen sein. Bei der Frage nach möglichen Motiven verweist die Polizei auf die laufenden Ermittlungen. Anzeichen für eine mögliche Gewalteskalation habe es vorher keine gegeben. Aus Gründen der Neutralität ermittelt nun eine Mordkommission aus Köln.

Am Nachmittag kommen Nachbarn für einen kurzen Moment aus dem Haus.
Sie stellen am Eingang Kerzen auf. Dazu legen sie Blumen und eine Stoffpuppe. Das Drama ist jetzt Teil des Viertels.

(dpa)
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