Mirco-Prozess in Krefeld Fall Mirco: Zweifel an Angaben von Olaf H.

Krefeld/Grefrath · Am Freitag ist der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath fortgesetzt worden. Nach zwei Zeugenaussagen kommen immer mehr Zweifel an der Darstellung des Angeklagten Olaf H. aus Schwalmtal auf.

2011: Mirco-Prozess in Krefeld
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Es stellt sich die Frage, ob Olaf H. am Tatabend möglicherweise bewusst auf ein Kind gewartet haben könnte. Nach seiner bisherigen Aussage will er zufällig auf den Jungen gestoßen sein, ihn dann mitgenommen und später getötet haben. Zwei Zeuginnen sagten aus, sie hätten auf dem Feldweg, an dem der 45 Jahre alte Familienvater den Jungen aufgegriffen haben soll, einen Pkw-Kombi gesehen. Dieser Wagen soll dort aber bereits um 19.30 Uhr und damit rund zwei Stunden früher gestanden haben als der mutmaßliche Täter mit seinem Kombi.

Der Angeklagte traf nach eigener Aussage am Abend des 3. September 2010 gegen 21.45 Uhr auf Mirco, als er an dem Feldweg habe austreten müssen. Die Zeuginnen sahen bei der Vorbeifahrt an der Stelle einen Mann, den sie aber nicht näher beschreiben konnten.

Der Vorsitzende Richter appellierte daraufhin an den Angeklagten, sich weiter zum Tatvorwurf einzulassen. "Wenn da noch was ist, sollten Sie überlegen, es zu sagen." Er fügte hinzu: "Wenn es etwas gibt, dass zu therapieren ist, sollten sie sich im eigenen Interesse dazu bekennen." Die genaue Klärung der Tatumstände sei bedeutsam, um herauszufinden, ob eine besondere Schwere der Schuld bestehe. Dazu müsse das Gericht herausfinden, "was die Tat veranlasst hat".

Olaf H. ließ durch seinen Anwalt erklären, er wolle sich dazu nicht weiter äußern. Über seinen Verteidiger hatte H. zum Prozessauftakt eingeräumt, dass er sich an dem Jungen sexuell vergehen wollte. Als er gemerkt habe, dass das "nicht sein Ding" sei, habe er von dem Jungen abgelassen. Anschließend habe er Mirco getötet, um die Tat zu vertuschen.

Die Untersuchung der erst Monate nach der Tat gefundenen Leiche hatte keine Hinweise auf die Todesumstände gegeben. H. will den Jungen nach eigener Aussage mit einer Kunststoffschnur erdrosselt und ihn anschließend mit einem Messer in den Hals gestochen haben.

Ein als Zeuge geladene Ermittler der "Soko Mirco" sagte, nach der Vernehmung von H. sei der "Eindruck geblieben, dass nicht alles gesagt worden ist". Bei der Schilderung der Tötung von Mirco habe H. "völlig emotionslos" gewirkt. Er habe das Vorbereiten der Schlinge wie eine Tätigkeit im Garten beschrieben. "Das war für mich völlig bizarr", so der Kriminalbeamte.

Am Freitag wurde zudem ein Video gezeigt, das die Autofahrt von Olaf H. am Tatabend rekonstruierte. Demnach war der Angeklagte am 3. Septmeber durch Kempen, Grefrath, Wachtendonk und Kerken gefahren.

Der Prozess wird am 12. August fortgesetzt. Dann soll ein Gutachter gehört werden. Ein Urteil wird nach bisherigem Stand für den 30. September erwartet.

(RPO/dapd)
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