Missbrauchskandal Lügde Abrissunternehmer im Zwielicht

Lügde · Im Missbrauchskandal von Lügde will ein Abrissunternehmer im Bauschutt des Täters weitere Kinderpornos gefunden haben, die die Polizei übersehen hat. Allerdings könnte die Glaubwürdigkeit des Unternehmers in Frage stehen. Möglicherweise ist er Sympathisant der Reichsbürger-Bewegung.

 In dem Abriss-Schutt will der mit den Arbeiten beauftragte Unternehmer weitere Kinderpornos gefunden haben, die die Polizei übersehen hat.

In dem Abriss-Schutt will der mit den Arbeiten beauftragte Unternehmer weitere Kinderpornos gefunden haben, die die Polizei übersehen hat.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Beim Wohnwagen-Abriss des Hauptverdächtigen im Missbrauchsfall von Lügde sind weitere Kinderpornos aufgetaucht. Unter den sichergestellten Datenträgern sei auch eine entsprechende CD-ROM, teilte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) Dienstag mit.

Die Polizei hatte die Abrissarbeiten nicht beaufsichtigt, nachdem die Staatsanwaltschaft den Staatsanwaltschaft den Tatort freigegeben hatte. Weitere CDs aus dem Fund waren laut Reul nicht auswertbar.

Die CDs will der beauftragte Abrissunternehmer im Abbruch-Schutt gefunden haben. Der Abrissunternehmer selbst steht aber möglicherweise im Zwielicht. Auf die Frage des SPD-Abgeordneten Christian Dahm, ob der Unternehmer der Reichsbürgerszene zuzuordnen sei, sagte Reul, gegen den Mann werde nicht ermittelt.

Nach übereinstimmenden Informationen unserer Redaktion aus dem Umfeld des Ministeriums und aus ranghohen Polizeikreisen soll der in Niedersachsen lebende Mann unlängst jedoch eine behördliche Zahlungsaufforderung mit der für Reichsbürger typischen Begründung abgelehnt haben, die Bundesrepublik sei nicht befugt, solche Zahlungen zu verlangen. „In NRW würden wir ihn als Reichsbürger einstufen, aber in Niedersachsen gelten andere Regularien“, heißt bei mit dem Vorgang Vertrauten der NRW-Polizei. Sein Vater, der noch immer mit dem Abrissunternehmen verbunden sei, wird in NRW angeblich als Reichsbürger geführt.

Der Unternehmer war gestern für unsere Redaktion nicht erreichbar. Ermittler weisen darauf hin, dass er die Kinderpornos theoretisch auch selbst in den Schutt gemischt haben könnte, um die Polizei zu diskreditieren, die den Campingplatz zuvor mehrfach durchsucht hatte. Das sei eine für Reichsbürger typische Motivation. Das ist allerdings nur eine kaum überprüfbare Unterstellung.

Auf dem Campingplatz soll ein Dauercamper mit einem Komplizen jahrelang Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben. Ermittelt wurden bislang 40 Opfer.

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