Großeinsatz in Eschweiler Vier lebensgefährlich Verletzte nach Explosion - darunter Mutter und ihr Baby

Update | Eschweiler · Eine gewaltige Explosion hat die Fußgängerzone von Eschweiler in ein Scherbenmeer verwandelt. Mehrere Anwohner werden verletzt, vier von ihnen lebensgefährlich. Darunter ist auch ein Säugling. Eine entscheidende Frage ist noch unklar.

Eschweiler: Verletzte nach schwerer Explosion
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Verletzte nach schwerer Explosion in Eschweiler - Baby in Lebensgefahr

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Foto: dpa/Federico Gambarini

In der Fußgängerzone von Eschweiler liegen Schaufensterpuppen inmitten eines Scherbenmeers, dazwischen steht ein hochhackiger roter Damenschuh. Eine gewaltige Explosion in einem Wohn- und Geschäftshaus in Eschweiler bei Aachen hat am Donnerstagabend mehrere Anwohner verletzt, vier Menschen schweben in Lebensgefahr. Darunter seien ein zwei Monate altes Baby und dessen Mutter, sagte Axel Johnen, Leiter der Feuerwehr Eschweiler, am Freitagmittag. Die Rettungskräfte hatten zunächst von zwei lebensgefährlich Verletzten gesprochen. Insgesamt wurden bei der Explosion und dem darauffolgenden Brand laut Johnen 14 Menschen verletzt. Bei den Rettungsarbeiten verletzten sich außerdem zwei Feuerwehrleute. Es habe Brandverletzungen und Rauchgasvergiftungen gegeben, sagte Johnen.

Die Explosion hatte am Donnerstagabend ein Wohn- und Geschäftshaus in der Stadt nordöstlich von Aachen erschüttert. Die Detonation entfesselte außerdem ein Feuer in dem Gebäude, das nun teils einsturzgefährdet ist.

Die Ermittler gehen bislang von einer Gas-Explosion aus. Unklar ist demnach aber, ob ein Unglücksfall oder Fremdverschulden vorliegt. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Aachen.

Einige Verletzte hätten „massive Verbrennungen“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Durch die Wucht der Detonation gingen in 50 Metern Umkreis sämtliche Fensterscheiben zu Bruch. Auch Geschäfte gegenüber des Hauses, aus der die Detonationswelle kam, lagen in Trümmern.

Das Feuer beschäftigte stundenlang ein Großaufgebot von Brandbekämpfern aus der Region. Unterstützung erhielten Polizei und Feuerwehr durch das Technische Hilfswerk Eschweiler. Gegen 02.00 Uhr nachts war das Feuer gelöscht. Allerdings wurden später noch Glutnester entdeckt. Rund 200 Kräfte seien im Einsatz gewesen.

Die Explosion war am Donnerstagabend gegen 21.15 Uhr gemeldet worden. Auch angrenzende Häuser wurden durch ihre Wucht schwer beschädigt. Ob das Unglückshaus selbst oder Nachbarhäuser einsturzgefährdet sind, müsse nun geprüft werden. Die Stadtverwaltung hatte sich in der Nacht um 18 Nachbarn gekümmert. Sie hätten ihre Häuser verlassen müssen, weil beispielsweise Schlafzimmerfenster durch die Druckwelle zerstört worden waren, sagte ein Stadtsprecher am Freitag. Sie seien in einem Pfarrsaal in der Nähe durch Mitarbeiter des Sozialamts betreut worden. Später seien sie bei Bekannten und Verwandten untergekommen. Bis zum Morgen hätten sie noch nicht wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Die Fußgängerzone vor dem Haus war am Morgen nach Angaben eines Stadtsprechers auf einer Länge von rund 150 Metern komplett abgesperrt. Er schätzte die Anzahl der durch die Explosion beschädigten Häuser auf rund 20. Es seien zahlreiche Schaufenster zerstört worden und teilweise auch Scheiben im Stockwerk darüber.

Eschweilers Feuerwehr hatte in der Nacht Großalarm ausgelöst und Brandwehren aus den Nachbarstädten zur Verstärkung angefordert. „Das war ein sehr großer Einsatz“, sagte ein Polizeisprecher.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat den Einsatzkräften nach der Explosion gedankt. Sie hätten „unter Inkaufnahme eigener Risiken alles getan, um die Bewohner des Hauses schnellstmöglich zu retten“, sagte Reul am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. „Für sie ist das selbstverständlich, aber trotzdem sage ich Ihnen ausdrücklich: Danke!“ Er sei in Gedanken bei den Verletzten und ihren Angehörigen. „Die Ermittlungsbehörden werden jetzt klären, was zu dem Unglück geführt hat“, sagte Reul.

Eschweiler liegt zwischen Aachen, Köln und der Nordeifel. Die Stadt hat knapp 56 000 Einwohner. Das letzter große Unglück ist dort noch nicht lange her: Im Juli 2021 hatte die Flutkatastrophe die Stadt heimgesucht. Allein am Krankenhaus von Eschweiler, das in einer dramatischen Rettungsaktion evakuiert werden musste, entstand ein Schaden von 120 Millionen Euro. Das Krankenhaus ist mit 1400 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt.

(juju/dpa)
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