Meteorologin zu Sturm in Roetgen „Es gibt in Deutschland keine Tornado-Region“

Düsseldorf · Ist der Tornado in der Eifelgemeinde Roetgen ein Hinweis darauf, dass dieses gefährliche Wetterphänomen auch in NRW und Deutschland häufiger auftritt? Meteorologin Ulrike Zenkner warnt vor voreiligen Schlüssen.

Tornado in Roetgen bei Aachen: 30 Häuser abgedeckt, ein Mensch verletzt
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So verwüstet ist Roetgen nach dem Tornado

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Foto: dpa/Ralf Roeger

Die großen Schäden, die ein Tornado in der Gemeinde Roetgen in der Eifel angerichtet hat, lassen für die Zukunft noch Schlimmeres erwarten. Wird NRW, wird Deutschland aufgrund des Klimawandels nun zur Tornadoregion?

Ulrike Zenkner, Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes, ist da vorsichtig. Sie bestätigt zwar, dass es sich bei dem Wetterphänomen am Mittwochabend um einen Tornado handelt - F2 auf der so genannten Fujita-Skala (181 bis 253 Stundenkilometer) - aber ob dieser Tornado Teil eines Trends ist, dafür fehlten die Daten. Auch eine Zunahme der Tornado-Sichtungen wäre noch kein Beleg für eine Zunahme, sondern im Zweifelsfall ein Hinweis darauf, dass immer mehr Menschen ein Handy mit Videofunktion bei sich tragen. Ein Tornado, der ohne Schäden zu hinterlassen und ohne gesehen zu werden, durch Deutschland zieht, der taucht nachher auch in keiner Statistik auf, weil er ein stark lokal begrenztes Phänomen ist.

Tornados allerdings gibt es auch hierzulande regelmäßig. Laut der „European Severe Weather Database“ gab es im vergangenen Jahr 15 bestätigte Tornados in Deutschland, im Jahr zuvor waren es allerdings 29 und 2016 sogar 65, 1998 waren es 36. Ein Trend nach oben ist also nicht zu erkennen.

Aber auch NRW ist betroffen. Für 2018 wurden fünf Tornados bestätigt. Für die meisten Schlagzeilen sorgte jener in Boisheim im Kreis Viersen, aber auch in Hamminkeln, Rärin, Lippstadt und Schoneberg traten Tornados auf.

Im Gegensatz zu den USA lässt sich aber über Deutschland nicht sagen, ob in bestimmten Regionen die Gefahr für Tornados größer ist. „Es gibt in Deutschland keine Tornadoregion“, sagt Zenkner. Es gibt allerdings bestimmte Wetterlagen, die die Gefahr von Tornados erhöhen. Laut Zenkner erhöht der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit, dass diese Wetterlagen auftreten.

Ein Tornado, also ein schnell rotierender Luftwirbel, kann dann entstehen, wenn feuchtwarme Luft in der Nähe des Bodens und trockenkalte Luft darüber liegt. Die warme Luft, die leichter ist, steigt nach oben, die schwerere kalte steigt nach unten. Das führt zu starken Gewittern. Ein solches Gewitter hat es auch in Roetgen gegeben. Wenn dann noch unterschiedliche Windgeschwindigkeiten- und richtungen am Boden und in der Höhe (Windscherung) herrschen, sind die Voraussetzungen für einen Tornado gegeben.

(seda)
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