Bis zu 38 Grad sind drin Experten rechnen kommende Woche mit Hitze-Rekord

Düsseldorf/Berlin · In NRW könn­te es in der kommenden Woche den hei­ßes­ten Ju­ni­tag seit 1947 ge­ben. Al­ten­hei­me stellen sich auf die Belastungen ein. Die Nachfrage nach mobilen Klimageräten steigt an.

 In der kommenden Woche wird es heiß in der Region. (Archiv)

In der kommenden Woche wird es heiß in der Region. (Archiv)

Foto: dpa/Friso Gentsch

Die Seniorenheime in der Region bereiten sich auf die angekündigte Hitzewelle in der kommenden Woche vor. „Alle unsere Einrichtungen erhalten sofort Warnungen vom Deutschen Wetterdienst, wenn es zu heiß wird“, sagte Kaspar Müller-Bringmann, Sprecher des Caritasverbandes im Rhein-Kreis Neuss. In den meisten Seniorenheimen gibt es klare Verhaltensanweisungen an das Personal. „Sie müssen für kühle Räume sorgen und darauf achten, dass die Bewohner genug trinken“, erklärte der Caritas-Sprecher.

Auf Deutschland rollt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) eine Hitzewelle mit gefühlt über 38 Grad zu. „Nachdem der Osten Deutschlands dieses Jahr bereits zweimal von kleineren Hitzewellen betroffen war, deutet sich für die kommende Woche die erste bundesweite Hitzewelle an, sagte ein Sprecher des DWD am Freitag. Besonders im Westen und Südwesten werde es richtig heiß, sagte der Meteorologe. „Gefühlt“ könnte es Mittwoch und Donnerstag über 38 Grad heiß werden, meinte er.

Unterdessen steigt die Nachfrage nach Klimageräten massiv an. „Sie ist in unseren Großmärkten aktuell sehr hoch. Wir rechnen damit, dass die ebenfalls bereits sehr hohe Nachfrage aus dem Vorjahr noch übertroffen werden wird“, sagte ein Sprecher der Metro. Ähnlich sieht es bei den Toom-Baumärkten aus. „Sowohl im Markt als auch auf unserer Onlineplattform. Mit steigenden Temperaturen steigt auch die Nachfrage der Kunden nach Abkühlung in jeglicher Form“, sagte eine Sprecherin. „Schon im vergangenen Jahr war die Nachfrage aufgrund der extremen und langanhaltenden Hitze die Nachfrage besonders hoch“, betonte die Toom-Sprecherin. Bei Aldi Süd ist die erst gerade angebotene mobile Klimaanlage bereits nach wenigen Tagen nicht mehr erhältlich. „Wir bedauern, dass diese Geräte bereits nach kurzer Zeit ausverkauft waren“, sagte eine Sprecherin.

Sommer 2019 in NRW: Hitzewellen, Unwetter, Tornado, Sonne und Brände
23 Bilder

Sommer 2019 in NRW: Von Hitze bis Unwetter

23 Bilder
Foto: dpa/Martin Gerten

Ein Branchenkenner, der anonym bleiben möchte, rechnet mit einem starken Preisanstieg in den nächsten Tagen. „Ich gehe davon aus, dass spätestens Mitte Juli kaum noch mobile Klimaanlagen auf dem deutschen Markt erhältlich sein werden“, so der Experte.

Stiftung Warentest rät davon ab, spontan mobile Klimaanlagen zur Kühlung der Wohnung zu kaufen. „Die verbrauchen, sehr viel Strom. Wenn jeder in Deutschland so ein Gerät zu Hause hätte, bräuchten wir einige neue Kraftwerke“, sagte ein Sprecher von Stiftung Warentest. Ähnlich sehen es die Grünen in NRW. Die beste Klimaanlage sei eine gute Gebäudedämmung, sagte Norwich Rüße, Sprecher für Umwelt- und Verbraucherschutz der Grünen. „Wer nicht auf eine Klimaanlage verzichten kann oder will, sollte sich über den Stromverbrauch des Geräts und das verwendete Kältemittel informieren. Beides ist wichtig für die Ökobilanz und die Folgekosten“, betonte Rüße.

Bei Hitze gut schlafen: Tipps fürs bessere Schlafen
Infos

Trotz Hitze gut schlafen

Infos
Foto: Shutterstock/Air Images

Mit der Hitze steigt auch die Waldbrandgefahr. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Zahl der Brände in Deutschland von 424 auf 1708 Brände mehr als vervierfacht und erreichte damit den höchsten Stand seit 2003.

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach zerstörten die Brände im vergangenen Jahr 2349 Hektar Wald, im Vorjahr waren es dagegen nur knapp 400 Hektar. Die mit Abstand meisten Waldbrände gab es 2018 in Brandenburg, wo insgesamt 512 Brände gemeldet wurden. Überhaupt kam es im Osten Deutschlands deutlich häufiger zu Waldbränden als im Westen. Auch in Sachsen (201 Brände) und Sachsen-Anhalt (182) musste die Feuerwehr häufiger ausrücken als in anderen Ländern. Die Zahl der Waldbrände allein auf Flächen des Bundes hat sich der Antwort zufolge 2018 gegenüber 2016, dem letzten Jahr mit einem vergleichsweise heißen Sommer, auf 155 nahezu verdoppelt. Zerstört wurde 2018 mit 216 Hektar eine mehr als doppelt so große Fläche wie 2016. „Die Zahl der Waldbrände nimmt zu. Deutschland ist nur schlecht auf die kommenden Herausforderungen durch Waldbrände vorbereitet“, sagte der FDP-Politiker Karlheinz Busen. „Brandbekämpfung ist Aufgabe von Kommunen, die können aber keine Löschhubschrauber und Löschflugzeuge anschaffen. Das Ausstattungskonzept zwischen Bund und Ländern muss reformiert werden“, forderte Busen. Bund und Länder müssten deutlich mehr investieren in Löschfahrzeugwege und Feuerlöschteiche im Wald. In Brandenburg habe es die meisten Waldbrände gegeben. „Gleichzeitig stehen dort verhältnismäßig sehr wenig Löschfahrzeuge zur Verfügung“, kritisierte Busen.

(csh/mar)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort