Schnee-Chaos in NRW Experten fordern Winterreifen-Pflicht für Lkw

Düsseldorf · Der dritte Schneetag in Folge brachte in NRW rund 460 Stau-Kilometer. Vor allem Lastwagen sorgen für Stillstand, wenn sie querstehen oder Unfälle verursachen. Vor allem ausländische Lkw sind ohne Winterreifen unterwegs. Der ADAC fordert deshalb eine EU-weite Regelung.

A3: Lkw kippt auf Neandertalbrücke um
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Gleich mehrere schwere Unfälle mit Lastwagen auf schneeglatten Straßen haben den Verkehr am Mittwoch in großen Teilen des Landes lahmgelegt. Auf der A 3 prallte ein Sattelschlepper auf der Neandertalbrücke in Erkrath in die Leitplanke. Dabei rutschte der Auflieger über den Brückenrand, Teile der Ladung fielen auf einen Feldweg. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Autobahn musste komplett gesperrt werden, der Verkehr staute sich auf einer Länge von mehr als zehn Kilometern.

Auch auf der A 2, der A 4, der A 40 und der A 44 führten Lkw-Unfälle zu Behinderungen. Insgesamt addierten sich die Stau-Längen auf rund 460 Kilometer — eine neue Rekordmarke.

Problem: Winterreifen sind teuer

Der ADAC kritisiert, dass vor allem Spediteure aus Ost- und Südeuropa hierzulande nicht mit der richtigen Bereifung unterwegs seien. "NRW ist ein Transitland", sagte eine Sprecherin des Automobilclubs. "Daher brauchen wir eine EU-weite Regelung der Winterreifen-Pflicht." Auch der Verband Spedition und Logistik NRW sieht das Problem vor allem bei schlecht ausgestatteten Fahrzeugen aus dem Ausland. Natürlich gebe es auch bei hiesigen Unternehmern schwarze Schafe, die wegen des Kostendrucks auf teure Winterreifen verzichteten, sagte Geschäftsführer Rüdiger Ostrowski. Ein einzelner Winterreifen koste zwischen 1000 und 1500 Euro. "Generell aber sind unsere Fahrzeuge an die Verhältnisse angepasst."

Für Christof Rasche, den Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP im Landtag, geht der Bußgeldkatalog nicht weit genug. "Lkw ohne Winterreifen gehören bei diesem Wetter auf den Parkplatz. Wer trotzdem fährt, sollte mit empfindlichen Strafen rechnen müssen." Dass die Lkw-Fahrer Bußgelder einkalkulierten, hält Ostrowski für "Humbug". Allerdings sei die Winterreifenpflicht für Lkw — es gilt dieselbe wie für Pkw — vom Gesetzgeber nicht konsequent genug gefasst. Zudem kritisiert Ostrowski die Wetterdienste, die den Schneefall am Montag nicht prognostiziert hätten, so dass die Disponenten der Speditionen dies nicht berücksichtigen konnten.

Schneehöhe noch "keine Katatsrophe"

"Winterliche Verhältnisse sollten in dieser Jahreszeit niemanden überraschen", konterte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Verkehrsministers Michael Groschek (SPD). Zehn Zentimeter Schnee seien "noch keine Katastrophe". Auch aus Sicht des Landesbetriebs Straßen NRW stellt die Witterung kein Problem dar. Alle 700 Räum- und Streufahrzeuge und 2000 Straßenwärter seien im Schichtbetrieb rund um die Uhr unterwegs.

Bahnchef Rüdiger Grube schließt Zugausfälle wegen des Wintereinbruchs nicht aus. Bei anhaltend kalter Witterung müsse mit Ausfällen von Schienentechnik oder Zügen gerechnet werden. Bereits gestern legte ein Stellwerksfehler den Verkehr im Kölner Hauptbahnhof lahm. Zu Verspätungen kam es auch am Düsseldorfer Flughafen.

(RP/top)
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