Mitarbeiter im Urlaub Verkehrsbetriebe Essen löschen Video von tödlichem Unfall

Düsseldorf/Essen · Offenbar weil der zuständige Mitarbeiter in Urlaub war, haben die Essener Verkehrsbetriebe das Überwachungsvideo eines tödlichen Verkehrsunfalls gelöscht. Bei dem Vorfall in der Silvesternacht hatte ein Streifenwagen eine junge Frau erfasst.

Die Ermittlungen in dem Fall hat die Polizei in Düsseldorf übernommen.

Die Ermittlungen in dem Fall hat die Polizei in Düsseldorf übernommen.

Foto: dpa, jan ggr iku

Eine 23 Jahre alte Frau aus Witten wurde in der Nacht von Silvester zu Neujahr in Essen-Steele von einem Streifenwagen der Polizei erfasst. Lebensgefährlich verletzt wurde sie in das Essener Universitätsklinikum eingeliefert. Dort erlag sie am Samstagnachmittag ihren Verletzungen.

Der Streifenwagen der Polizei war auf dem Weg zu einem dringenden Einsatz in der Innenstadt, fuhr mit Blaulicht, aber ohne eingeschaltetes Martinshorn.

Der Bereich vor dem S-Bahnhof Essen-Steele, in dem sich der Unfall ereignete, wird von Kameras der Essener-Verkehrs-AG (Evag) überwacht. So war auf den Aufnahmen auch der Unfall gut zu sehen. Doch die genaue Rekonstruktion des Ablaufs der tragischen Ereignisse dürfte schwieriger werden, als zunächst gedacht.

Obwohl die Polizei das Essener Verkehrsunternehmen aufforderte, die Bilder zu sichern, wurden sie gelöscht. Das passiert standardmäßig nach 72 Stunden, falls nicht rechtzeitig eine Speicherung veranlasst wird. Dazu ist bei der Evag jedoch nur ein Mitarbeiter berechtigt - und der war im Urlaub. Den Vorgang bestätigte Olaf Frei, Sprecher der Evag, der Seite "Der Westen". Man wolle das aber verbessern: "Wir brauchen einen Stellvertreter", so Frei.

Als "sehr ärgerlich" bezeichnete das Staatsanwältin Elke Hinterberg. Sie hat die Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den 28-jährigen Fahrer des Polizeiwagens übernommen. Auf den Bildern hätte man beispielsweise sehen können, warum die Frau den Streifenwagen trotz Blaulichts übersehen hat. Um so mehr sei man nun auf Zeugenaussagen angewiesen.

Darum kümmert sich die Polizei in Düsseldorf. Die hat aus Gründen der Neutralität die Ermittlungen in dem Fall übernommen. Von dort heißt es, mehrere Zeugen hätten sich bereits gemeldet, einige seien bereits vernommen worden. Es müsse geklärt werden, wie schnell der Polizeiwagen unterwegs gewesen sei und warum er trotz einer Einsatzfahrt das vorgeschriebene Martinshorn nicht eingeschaltet hatte.

Laut erster Aussagen, so Hinterberg, sei der herankommende Streifenwagen gut zu sehen gewesen, die Ampel soll für ihn Grün gezeigt haben. Das Opfer soll laut Augenzeugen keinen alkoholisierten Eindruck gemacht haben. Ob die 23-Jährige Alkohol getrunken hatte, wird derzeit noch untersucht, so die Staatsanwältin.

Die Polizei sucht weiter nach Zeugen des Unfalls. Wer etwas gesehen hat, kann sich bei der Polizei Essen (0201 - 8290) oder der Polizei Düsseldorf melden (0211 - 8700).

(csr)
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