Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf
EILMELDUNG
Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Fund in Essen Totes Pferd lag im Garten einer SPD-Ratsfrau

Essen · Die Essener Polizei machte am Freitagabend einen ungewöhnlichen Fund: Auf dem Grundstück eines Einfamilienhauses fanden die Beamten ein totes Pferd. Die Mieterin, eine SPD-Ratsfrau, weist Vorwürfe der Tiermisshandlung zurück.

Schwere Tiermisshandlung oder doch alles nur ein Missverständnis? Die „Tierschutzpartei“ erhebt schwere Vorwürfe gegen die Essener SPD-Ratsfrau Janina Herff. Auf deren Grundstück im Stadtteil Kupferdreh hatten Polizisten am Freitagabend ein totes Pferd gefunden. Wie die Polizei unserer Redaktion bestätigte, wurde gegen die SPD-Ratsfrau Anzeige wegen Verstoß gegen die Tierhaltung und Sachbeschädigung erstattet. Die Tierschutzpartei warf Herff in einer Stellungnahme „schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz“ vor. Schon in der Vergangenheit sei die medizinische Versorgung und die Ernährung der bei Herff lebenden Tiere beanstandet worden.

Laut Polizei, wurden die Beamten am Freitagabend gegen 22 Uhr in den südlichen Stadtteil gerufen, weil Zeugen ein herrenloses Pferd gemeldet hatten. Nachdem sie das Tier mit Hilfe der Feuerwehr einfangen und die 33-Jährige als Halterin ausmachen konnten, wollten die Beamten das Pferd an Janina Herff übergeben. Vor Ort fanden sie dann jedoch nicht die Mieterin des Einfamilienhauses vor, dafür ein drittes, lebendes und das tote Pferd. Das entflohene Tier sei der Nachbarin übergeben worden und Herffs Wohnhaus inspiziert worden, weil aus dem Inneren ein Hund lautstark auf sich aufmerksam machte. Die Beamten fanden im Haus einen Dalmatiner, der vorsorglich ins Essener Tierheim gebracht worden sei. Laut einer Sprecherin der Polizei sei in der Vergangenheit schon häufiger in Tierschutzsachen gegen Herff ermittelt worden.

Herrfs Anwalt nennt Vorwürfe „erstunken und erlogen“

Nachdem die Vorwürfe am Samstag öffentlich gemacht wurden und die Polizei die Ermittlungen aufgenommen hat, wies Herffs Anwalt die Vorwürfe im Gespräch mit unserer Redaktion jetzt als „erstunken und erlogen“ zurück. „Das tote Pferd gehört einer Nachbarin und musste eingeschläfert werden. Dies wurde am Freitag durch eine Tierärztin durchgeführt“, erklärt Rechtsanwalt Frank Roeser. Auf ärztliche Empfehlung sei der Kadaver zunächst auf der Koppel liegen gelassen, um den übrigen Pferden einen Abschied von dem toten Tier zu ermöglichen.

Die Stadt Essen bestätigt diese Schilderungen. „Für den Samstag war ein Abdecker bestellt worden, der den Kadaver abholen und entsorgen sollte“, sagte Sprecherin Silke Lenz. Das erkrankte Tier sei zuvor durch eine medizinische Injektion von seinem Leiden erlöst worden.

Dass die Beamten obendrein den gefundenen Hund dem Tierheim übergaben, bezeichnet Anwalt Roeser als „überflüssig“. Das Tier sei mittlerweile wieder an Janine Herff zurückgegeben worden. Als Hintergrund der nun öffentlich gemachten Vorwürfe vermutet Roeser einen Rosenkrieg, den sich die SPD-Ratsfrau und ihr Ehemann „seit vielen Jahren“ liefern. Letzterer habe gute Kontakte zu Tierschützern, die schon häufiger die Haltung von Pferden, Hunden und Katzen auf dem Gelände des Mietshauses kritisiert hatten.

Kritisiertes Veterinäramt sieht „keine Tierwohlgefährdung“

Allerdings stand seine Mandantin in der Vergangenheit auch schon häufiger im Fokus des Essener Veterinäramt, wie die Stadt auf Nachfrage mitteilte. So sollen Behördenmitarbeiter bei einem von Herffs Pferden eine Hufkrankheit festgestellt haben, woraufhin das Tier eingeschläfert werden musste. Auch andere Mängel sollen durch die Amtsmitarbeiter erkannt worden sein: Unter anderem sei das Gatter um das gemietete Gelände mangelhaft gewesen, sodass immer wieder Tiere ausbrach. In anderen Fällen fehlten laut Stadt für die Tierhaltung nötige Papiere.

Die Tierschutzpartei griff das Veterinäramt am Freitag dennoch öffentlich an und warf ihm „Untätigkeit“ vor. Die Tierschützer bemängeln, neben der mutmaßlichen Fehlversorgung der Pferde, auch die angebliche Käfighaltung von Hunden oder eine genauso angebliche kommerzielle Tätigkeit der Ratsfrau als Hundetrainerin ohne dafür nötige Berechtigungen. All diese Vorwürfe seien bekannt gewesen, vom Amt aber ignoriert worden. „Vermutlich wegen des politischen Status der Tierhalterin“, sagt die Parteivorsitzende Sandra Lück.

In einem anwaltlichen Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, bestreitet Herff sämtliche Vorwürfe, und auch die die Stadt weist die Anschuldigungen zurück. „Das Amt hatte trotz regelmäßiger Inspektionen keine weiteren Anzeichen darauf gefunden, dass hier Tierwohl gefährdet sein könnte“, erklärt Stadtsprecherin Lenz.

Die Essener SPD-Fraktion verwies am Dienstag auf die laufenden Ermittlungen gegen „die Privatperson Janina Herff“. Ein Fraktionssprecher sagte: „Solange sich die Vorwürfe nicht erhärten, gilt für sie die Unschuldsvermutung.“

In einer früheren Version dieses Textes hieß es, ein Pferd der SPD-Politikerin sei nach einer Huferkrankung eingeschläfert worden. Diese Angabe hat die Stadt Essen mittlerweile zurückgenommen. Das Tier sei lediglich behandelt worden. Wir haben die entsprechende Textstelle überarbeitet.

(cbo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort