Prozess in Essen Baby zu Tode geschüttelt – Angeklagter schweigt

Essen · Ein sechs Monate altes Baby wird ins Krankenhaus eingeliefert. Zwei Tage später ist es tot. Jetzt steht der Vater vor Gericht. Was ihm vorgeworfen wird, ist haarsträubend.

 Ein 24-Jähriger muss sich in Essen wegen Totschlags an einem sechs Monate altem Baby verantworten (Archivbild).

Ein 24-Jähriger muss sich in Essen wegen Totschlags an einem sechs Monate altem Baby verantworten (Archivbild).

Foto: dpa/Bernd Thissen

Geschüttelt und geschlagen: Im Februar soll ein Vater aus Essen seine gerade einmal sechs Monate alte Tochter so brutal misshandelt haben, dass sie zwei Tage später im Krankenhaus gestorben ist. Seit Montag steht der 24 Jahre alte Mann vor Gericht. Die Anklage lautet auf Totschlag. Zum Prozessauftakt am Essener Landgericht äußerte sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass den 24-jährigen Bulgaren das Weinen des Babys gestört hat. Außerdem soll die Haushaltskasse mal wieder leer gewesen sein. Deshalb soll der angeblich drogenabhängige Angeklagte erst aggressiv geworden und dann ausgerastet sein. Laut Anklage drückte er dem Säugling das Gesicht zusammen, bis er keine Luft mehr bekam und blau angelaufen ist. Kurz darauf setzte angeblich auch die Atmung aus.

Der 24-Jährige soll noch versucht haben, das Kind mit Wasser abzuwaschen, um es wieder „wach zu bekommen“. Doch das Baby zeigte offenbar keine Regung. Daraufhin schüttelte er das kleine Mädchen laut Anklage so brutal, dass am Ende aus Mund und Nase Blut lief.

Die alarmierten Rettungskräfte konnten den Säugling zwar noch einmal reanimieren. Die Ärzte in der Essener Kinderklinik stellten jedoch massive Hirnverletzungen mit inneren Blutungen fest.

Nach der Tat war der Verdacht zunächst auf die Mutter gefallen. Die 22-Jährige saß knapp einen Monat in Untersuchungshaft. Sie soll zunächst angegeben haben, dass ihr Mann zur Tatzeit nicht zu Hause war, was sie später korrigierte. Bei einer audiovisuellen Vernehmung, die am Montag im Prozess vorgespielt wurde, beschuldigte sie erstmals ihren Mann. Sie selbst sei völlig geschockt gewesen, als sie ihre Tochter gesehen habe. „Ich habe nur gezittert“, so ihre Worte.

Nach der Vernehmung war die 22-Jährige umgehend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Fast zeitgleich wurde ihr Mann festgenommen. Warum sie ihre Kinder nicht beschützen konnte, erklärte ihre Anwältin Eva Berger am Rande des Prozesses so: „Sie hat es nicht geschafft, sich gegen den Vater der Kinder durchzusetzen.“

In der Essener Wohnung lebte auch noch der damals zwei Jahre alte Sohn des Paares. Er war laut Anklage unterernährt und stark entwicklungsverzögert. Die Wohnung selbst soll in einem katastrophalen Zustand gewesen sein. Laut Anklage waren die Wände voller Schimmel, eine Badewanne oder eine Dusche gab es nicht. Die Richter haben für den Prozess zunächst noch sechs Verhandlungstage bis zum 17. November vorgesehen.

(tov/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort