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Nach Flucht aus Landgericht Kleve "Es war ein Augenblick menschlichen Versagens"

Goch · Nach seiner spektakulären Flucht aus dem Klever Gerichtsgebäude ist der unter Mordverdacht stehende Josef T. wieder gefasst. Ein 21 Jahre alter Tankstellenmitarbeiter aus Goch hatte den Kriminellen entdeckt und die Polizei alarmiert.

 Tankstellenmitarbeiter Thomas Schäfer hat in Goch an der Kasse gearbeitet, als der Josef T. plötzlich vor ihm stand.

Tankstellenmitarbeiter Thomas Schäfer hat in Goch an der Kasse gearbeitet, als der Josef T. plötzlich vor ihm stand.

Foto: Evers, Gottfried

Es ist kurz nach halb zehn gestern Morgen, als ein ungepflegt aussehender Mann mit schwarzen Haaren die Bft-Tankstelle in Goch betritt, um nach dem Weg in Richtung Kamp-Lintfort zu fragen. Thomas Schäfer (21) arbeitet zu diesem Zeitpunkt hinter der Kasse. Der junge Mann weiß sofort, wer da vor ihm steht. Es ist der von der Polizei gesuchte Josef T. (61), der am Vortag aus dem Gerichtsgebäude in Kleve durch ein Toilettenfenster geflohen war und als extrem gewaltbereit gilt. "Ich hatte zuvor das Fahndungsbild gesehen und ihn sofort erkannt", sagt Schäfer. Der Tankwart reagiert besonnen: Er ruft zum Vorwand seine Kollegin, die dem Flüchtigen den Weg nach Kamp-Linfort beschreibt, damit er ins Hinterzimmer gehen und die Polizei verständigen kann. Nach wenigen Minuten treffen die Beamten ein und überwältigen T.

Der 61-Jährige war vorgestern Morgen, nachdem er wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt worden war, durch ein unvergittertes Fenster aus dem zweiten Stock des Gerichtsgebäudes in Kleve geklettert und über ein Baugerüst entkommen. Der Mann steht im Verdacht, auch für einen Raubmord in Köln verantwortlich zu sein.

Trotz des schnellen Fahndungserfolgs, müssen die Ermittler nun klären, wie dem Mann so einfach die Flucht gelingen konnte. Der Sprecher des Klever Landgerichts, Christian Spelz, gab darauf gestern eine eindeutige Antwort: "Es war ein Augenblick menschlichen Versagens", erklärte er. Selbstverständlich hätten die beiden Wachtmeister, die den in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten in einer Prozessunterbrechung zur Toilette geführt hatten, diesen sowie das Fenster kontrollieren müssen. Den Aufsehern sei in diesem Moment wohl aber nicht bewusst gewesen, dass vor dem Fenster an der Außenfassade ein Gerüst aufgebaut gewesen sei, sagte Spelz.

Warum der Angeklagte nicht — wie eigentlich üblich und auch vorgeschrieben — zu den für Gefangene vorgesehenen Toiletten im Zellentrakt im Keller der Schwanenburg gebracht worden sei, erklärt der Sprecher des Landgerichtes so: Man wollte Zeit sparen und die Verhandlung zügig fortsetzen. "Das war eine falsche Entscheidung."

Aus der Flucht des mutmaßlichen Raubmörders werden nach Aussagen des Gerichtssprechers Konsequenzen gezogen. Künftig sollen Angeklagte, die bereits in Untersuchungshaft sitzen, ausschließlich die Toiletten im Zellentrakt im Keller der Schwanenburg benutzen dürfen. Von dort sei ein Entkommen nicht möglich.

Dass der 61-Jährige bei seiner Flucht von Komplizen unterstützt worden ist, gilt nach Einschätzung eines Klever Polizeisprechers als unwahrscheinlich. So trug der mutmaßliche Raubmörder bei seiner Festnahme noch die Kleidungsstücke, die er auch im Gerichtssaal getragen hatte. Dass er sich an einer Tankstelle erkundigte, wie er nach Kamp-Lintfort komme, deute zudem daraufhin, dass er keinerlei Ortskenntnisse des Klever Raums habe, betonte der Polizeisprecher. Möglicherweise habe er erst beim Betreten der Toilette die Chance zur Flucht erkannt.

Thomas Schäfer erhält für sein überlegtes Handeln viel Lob von seinen Kollegen, der Polizei und von Kunden, die in die Tankstelle kommen. Auch wenn er sich freut, dass er der Polizei helfen konnte, einen Verbrecher zu fassen, ist ihm der Trubel um seine Person ein wenig unangenehm. Er habe, so sagt er, doch nur seine Arbeit gemacht. Und Angst habe er auch nicht gehabt.

(RP)
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