Rheinberg Erst die Archäologie, dann das Hotel

Rheinberg · Am Rheinberger Fischmarkt wird noch voraussichtlich bis Ende September gegraben, dann kann weitergebaut werden.

 Voraussichtlich bis Ende September haben die Archäologen noch auf der Baustelle am Rheinberger Fischmarkt zu tun. Hier geht der Blick auf die Innenseiten der Fischmarkt-Fassaden.

Voraussichtlich bis Ende September haben die Archäologen noch auf der Baustelle am Rheinberger Fischmarkt zu tun. Hier geht der Blick auf die Innenseiten der Fischmarkt-Fassaden.

Foto: Armin Fischer

Martin Vollmer-König vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Bonn kennt die Klischees, die über seine Zunft im Umlauf sind. "Wenn die Archäologen kommen, wird gesagt: Erst graben sie, und wenn sie weg sind, bleiben zwei Löcher: eines im Boden und eines im Portemonee", sagt er. Aber so einfach sei das nicht: Die Sicherstellung archäologischer Quellen sei Teil eines jeden Bauvorhabens und gehöre so selbstverständlich dazu wie die Suche nach Kampfmitteln. "Dafür haben wir schließlich ein Denkmalschutzgesetz", so Martin Vollmer-König.

 Björn Zängle von Archbau mit zwei rund 500 Jahre alten Bierkrügen.

Björn Zängle von Archbau mit zwei rund 500 Jahre alten Bierkrügen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Auch auf der Baustelle für das "Hotel am Fischmarkt" in Rheinberg sind die Archäologen zu Gange. Schon seit rund drei Monaten graben Mitarbeiter der Firma Archbau und bringen so manche Fundstücke, die ältesten aus dem 13. Jahrhundert, zutage. Mitarbeiter Björn Zängle hat eine richtige kleine Ausstellung im Kofferraum seines Wagens aufgebaut.

Alte, komplett erhaltene Bierkrüge aus Siegburger Steinzeug, mehr als 500 Jahre alt, lagen in knapp zwei Meter tiefen Erdschichten. Eine Scherbe eines anderen Bierkrugs kann sogar exakt auf das Jahr 1572 datiert werden — anhand eines Schriftzugs "König David". "Und auch alte Pfeifen haben wir ausgegraben", so Björn Zängle, "was nicht weiter verwundert, denn hier war früher Tabakanbaugebiet." Insgesamt kamen in Rheinberg "einige Kisten" voll mit Fundstücken zusammen.

Nicht unbedeutend sind auch ein alter Brunnen, der nach der Dokumentation abgetragen werden muss, weil er sonst mitten in der Vorbereitungsküche des Hotels stünde, und ein Gewölbekeller unter dem ehemaligen Ratskeller. Der soll im Fischmark-Hotel ein Weinkeller werden. Gut zu erkennen sind noch die Grundmauern längst abgerissener Gebäude.

Bauherr Franz-Walter Aumund habe inzwischen Verständnis für die Grabungen, sagt der Duisburger Architekt Martin Hebgen, der das Hotel für Aumund plant. Er verhehlt aber auch nicht, dass der archäologische Eingriff Geld und Zeit kostet. Hebgen: "Wir hatten einen Monat Verzögerung eingeplant, nun sind es drei geworden — vorausgesetzt, die Grabungen sind tatsächlich Ende September abgeschlossen."

Wer im Ortskern einer historischen Stadt wie Rheinberg baue, müsse damit rechnen, dass es archäologische Funde gibt, unterstreicht Martin Vollmer-König. "Denn das gesamte Rheinland ist ja seit der Steinzeit besiedelt." Seiner Behörde gehe es darum, den Wert und die Bedeutung von Bodendenkmälern hervorzuheben: "Viele können sich gar nicht vorstellen, dass vor ihrer eigenen Haustüre archäologische Funde gibt." Wichtig sei ein gutes Einvernehmen mit den Bauherren — und das sei in Rheinberg gegeben.

Architekt Martin Hebgen rechnet nun damit, dass der erste Bauabschnitt des Hotels (drei Häuser) Anfang 2015 fertig sei. Das vierte Haus (die Eisdiele "San Marco") wird danach integriert. Derzeit stehen nur noch die denkmalgeschützten Fassaden der Gebäude. Von Haus Nummer 4 ist das originale Eichen-Dachstuhl-Gebälk aus dem 17. Jahrhundert eingelagert worden und soll später zumindest teilweise restauriert sichtbar wieder eingebaut werden.

Das zweieinhalbgeschossige "Hotel am Fischmarkt" (Kategorie: Drei-Sterne-Superior) wird 34 Zimmer, einen 200 Quadratmeter großen Konferenzbereich, ein Bistro mit Außenterrasse und ein Restaurant bekommen. Auch im Innenhof ist eine Außengastronomie geplant — auf der Tiefgarage mit 16 Stellplätzen.

(RP)
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