Früchte aus NRW Darum schmecken Erdbeeren vom Hof besser als vom Supermarkt

Düsseldorf · Auf den Feldern in NRW werden viele verschiedene Erdbeersorten angepflanzt. Sie unterscheiden sich in Geschmack, Aussehen und Haltbarkeit. Für den Verbraucher sind die Unterschiede schwer zu erkennen. Wir geben Tipps.

Frisch gepflückte Erbeeren (Symbolbild).

Frisch gepflückte Erbeeren (Symbolbild).

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Das Auge isst mit, heißt es, und deshalb baut Frank Mertens auf seinem Obsthof in Willich die Erdbeersorte Elegance an. „Sie hat eine wohlgeformte Frucht“, sagt der Niederrheiner. Diese Erdbeere ist mittelrot und hat so gut wie keine Verkrüppelungen. Sie hält sich auch mehrere Tage, sobald sie gepflückt wurde. Es gibt also vieles, was für die Elegance spricht. Dennoch können Verbraucher sie bei Obstbauer Mertens nicht kaufen - die Ernte ist allein für den Supermarkt bestimmt.

Auf seinem Hof bietet er stattdessen die Elianny an. Die Züchtung aus England hat etwas, was der Elegance fehlt: ein ganz besonderes Aroma, wie der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern erklärt. Obstbauer Mertens schwärmt vom Geschmack: „Sehr, sehr lecker.“ Allerdings müssten die Früchte schnell gegessen werden, wenn sie gepflückt wurden, am besten noch am selben Tag. Die Elianny ist nicht sehr lange haltbar. Deshalb verkauft Mertens sie auch nicht an den Handel.

Erdbeere ist also nicht gleich Erdbeere. Mehrere Hundert verschiedene Sorten gibt es. In NRW, dem zweitgrößten Erzeugerland nach Niedersachsen, werden auf einer Fläche von etwa 2600 Hektar etwa 30 Sorten angebaut, wie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berichtet. Sie heißen Flair, Clery, Darselect oder Elsanta und unterscheiden sich in Erntezeitpunkt, Geschmack, Aussehen sowie Haltbarkeit. Die einen sind etwas heller, die anderen etwas dunkler. Manche schmecken süß, andere säuerlich. Unterschiede gibt es auch beim Ertrag: Einige Sorten versprechen eine größere Erntemenge als andere. Aber alle sind rot. Mehr oder weniger.

Für den Verbraucher sind deshalb die Unterschiede zwischen den Erdbeersorten nur schwer zu erkennen. Erst recht im Supermarkt. Eine Kennzeichnungspflicht gibt es nicht, die Sorte muss nicht ausgezeichnet werden. Aber das Aussehen allein sagt wenig über den Geschmack aus. Auch das Herkunftsland nicht. Erdbeeren können schön rot sein, aber von weit her kommen und deshalb noch unreif gewesen sein, als sie gepflückt wurden. Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW empfiehlt deshalb, dass Verbraucher vor Ort nachfragen, welche Sorte vor vor ihnen liege. Beim Obstbauern dürfte das problemlos möglich sein. Im Supermarkt nicht (wo Sie Erdbeeren selbst pflücken können, erfahren Sie hier).

Sabine Weis vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern hat deshalb ein paar grundsätzliche Empfehlungen. Im Handel landeten vor allem „hellfrüchtige Sorten mit guter Transport- und Lagerfähigkeit“ wie die Elsanta. Aromatischer seien dagegen dunklere Sorten wie die Lambada. „Sie ist sehr schmackhaft und süß.“ Im Supermarkt gebe es diese Sorte aber nicht. „Aufgrund ihrer dünnen Haut ist sie schlecht lagerbar“, erklärt Weis. „Es gibt sie daher nur direkt beim Erzeuger.“

Sorgen, dass Obstbauern nur noch Sorten anbauen könnten, die sich länger lagern lassen, selbst wenn der Geschmack darunter leide, wischt Rüb zur Seite. „Die Erdbeeren müssen vernünftig schmecken.“ Sonst kämen die Kunden nicht mehr zu den Erzeugerbetrieben - und der Direktverkauf ist für sie ein wichtiges Standbein: Etwa 50 Prozent der Ernte wird ab Hof verkauft. Mit den Preisen der Discounter könnten die Obstbauern nicht konkurrieren, sagt Rüb. Sie müssen daher eine bessere Qualität anbieten. Oder in den Worten von Obstbauer Jürgen Benninghoven, der Erdbeeren in Düsseldorf-Grafenberg und in Erkrath-Unterbach anbaut: „Der Kunde muss sagen: ‚Boah, lecker, wir kommen wieder.’“ In diesem Jahr stünden die Chancen dafür gut. „Wir hatten genug Sonne. Vom Geschmack her ist es eine gigantische Ernte.“

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