Niederrhein Erdbeben war nicht abzusehen

Goch · Das Erdbeben, das am Donnerstagabend den Kreis Kleve erschütterte, ist "nichts Ungewöhnliches". Das sagte Claus Fleischer von der Erdbebenzentrale Bensberg. Allerdings sei das Erdbeben in der niederrheinischen Bucht nicht abzusehen gewesen.

Das Epizentrum in Goch: Hier hat die Erde gebebt
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Das Epizentrum in Goch: Hier hat die Erde gebebt

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Auch der Leiter der Erdbebenstation, Prof. Klaus-G. Hinzen von der Uni Köln, sagte auf Nachfrage von RP Online: "Die Stadt Goch liegt genau am nördlichen Ende des ,Viersener Sprungs', einer Hauptverwerfungslinie, die sich von Goch aus in Richtung Süden zieht, westlich an Krefeld vorbeiführt bis in den Raum Viersen, dann einen Knick macht in Richtung Osten und rechtsrheinisch von Köln in der Kölner Bucht endet. Seismisch ist das eine längst nicht so aktive Linie wie der Rurrand oder der Peelrand, der noch 1992 in Roermond ein stärkeres Erdbeben verursachte." Es gebe, so Prof. Hinzen, "Leute, die eine Störung in einem nicht so aktiven Bereich" (also wie dem bei Goch) "als gefährlicher ansehen, als Beben in Bereichen, wo ohnehin eine große Aktivität in dieser Richtung herrscht."

Bisher keine Nachbeben

Die Erschütterungen bei Goch, die bis Bielefeld, Amsterdam und bis an die belgisch-französische Grenze zu spüren waren, könnten Folge eines starken Bebens anderswo gewesen sein. Hinzen: "Wenn es in Gebieten wie bei Goch zu Erdbeben komme und - durchaus ungewöhnlich - weitere Nachbeben ausblieben, könne durchaus noch etwas nachkommen." Und im Falle Goch seien bislang keinerlei Nachbeben festzustellen gewesen. Unüblich! Zum Vergleich: Nach dem Erdbeben am 14. April in Nassau gab es etwa 100 Nachbeben.

Besteht die Gefahr, dass "etwas Großes" nachkommt? Hinzen: "Das muss nicht so sein." Die Stärke von 4,6, die in Goch am Donnerstag erreicht wurde, ist keinesfalls gering. Hinzen: "Beim Beben in Alsdorf, das 2002 eine Stärke von 4,9 auf der Richterskala erreichte, gab es schon einige Gebäudeschäden."

Viel seltener seien hingegen Beben mit einem Ausschlag von 5,5 oder 6 auf der Skala. Diese kämen nur alle 20 bis 30 Jahre vor. Zuletzt habe es 1992 rund 60 Kilometer südlich von Kleve an der deutsch-niederländischen Grenze eine solche Erschütterung gegeben.

Keine Schäden, keine Verletzte

Zum Hintergrund: Es war kurz nach 21 Uhr, als der Boden im Raum Kessel am Donnerstag bebte. Das Epizentrum mit der Stärke 4,4 auf der Richterskala lag bei Goch im Kreis Kleve. Nach Messungen der Bebenstation lag das Beben 3,9 Kilometer unter der Erdoberfläche. Die meisten Beben in der Region fänden jedoch weit tiefer, etwa 15 Kilometer unter der Erde, statt.

Die Bewohner am Niederrhein sind indes mit dem Schrecken davongekommen. Größere Schäden oder gar Verletzte gab es nach Angaben der Polizei und des Kreises Kleve nicht. Allerdings gingen am Abend 350 Notrufe besorgter Bürger bei der Kreispolizeibehörde ein. Bei der Station meldeten sich fast 2.000 Menschen, bei denen die Erde gebebt hatte.

(jul)
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