Große Betroffenheit an den Flughäfen in NRW „65 Prozent der Fluggastkontrolleure haben Angehörige in der Erdbebenregion“
Düsseldorf · Am Düsseldorfer und Köln/Bonner Flughafen arbeiten besonders viele Menschen, die Verwandte und Freunde in der türkischen Erdbebenregion haben. Ähnlich stark betroffen wie das Dienstleistungsgewerbe ist in NRW noch die Metallindustrie.

Schweres Erdbeben erschüttert Türkei und Syrien
Mustafa Yilmaz (Name geändert) arbeitet an den Fluggastkontrollen des Düsseldorfer Flughafens. Er und viele seiner Kollegen haben Verwandte und enge Freunde in der vom Erdbeben betroffenen Region in der Türkei – und einige dürften infolge der Katastrophe auch welche verloren haben. „Es herrscht noch große Ungewissheit. Unsere Gedanken sind bei ihnen“, sagt er. Innerhalb der Belegschaft ist die Betroffenheit deshalb besonders groß. „Bei uns arbeiten wirklich so viele Menschen, die Angehörige dort haben. Unsere Herzen bluten“, sagt er.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die die Interessen der Fluggastkontrolleure vertritt, schätzt, dass 65 Prozent der Kontrolleure am Airport familiäre Bindungen in die betroffene Region haben. „So stark dürfte neben dem Dienstleistungsgewerbe nur noch die Metallindustrie betroffen sein. Traditionell arbeiten Menschen, die aus dieser Gegend kommen, am Flughafen und generell in NRW“, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim. „Sie alle überlegen nun, wie sie am besten helfen können“, sagt er.
Nachdem die türkisch-syrische Grenzregion von einem der schlimmsten Erdbeben der vergangenen Jahrzehnte heimgesucht worden ist, bei dem mehr als 9300 Menschen starben und mehr als 45.000 verletzt wurden, laufen in NRW zahlreiche Spenden- und Hilfsaktionen an. Auch die Bundeswehr hilft laut „RTL“ der Türkei offiziell jetzt. Demnach werden am Donnerstag drei Transportflugzeuge aus Wunstorf (Niedersachsen) Richtung Türkei starten. „Die Türken, die damals als sogenannte Gastarbeiter nach NRW kamen, kamen mehrheitlich aus dem Gebiet. Deswegen ist die Verbundenheit in NRW auch so gewaltig“, erklärt Tarim.
Nicht nur an den Flughäfen, auch in anderen Unternehmen arbeiten viele Menschen, die Verwandte in der türkisch-syrischen Grenzregion haben – und die nicht, wissen, wie es ihnen geht und wie sie am besten helfen können. „Ob in Speditionen oder anderen großen Firmen – fast in allen Bereichen arbeiten Menschen mit Kontakten in die Krisenregion. An den Fluggastkontrollen dürften es aber proportional gesehen die meisten sein“, so Tarim.
Die Firmen, die das Sicherheitspersonal an den Flughäfen stellen, kommen den betroffenen Mitarbeitern entgegen. „Es gibt einige Kollegen, die seelisch kaum noch können. Da hilft der Arbeitgeber und bietet ihnen an, dass sie kurzfristig Urlaub nehmen können“, sagt Yilmaz. Auch Tarim lobt die Unternehmen. „Die Menschlichkeit steht jetzt im Vordergrund. Das ist schön zu sehen.“ Auch innerhalb der Belegschaften gibt es große Anstrengungen. „Es laufen Spenden- und Hilfsaktionen. Und ich habe schon drei Fahrzeuge organisiert, die Angehörige aus dem Katastrophengebiet rausholen“, sagt Yilmaz.